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Magazin Mitbestimmung

: 'Viva DGB, viva Solidarity'

Ausgabe 10/2009

Viel Politprominenz war bei der Festveranstaltung "60 Jahre DGB" und die Presse schrieb: "Die Gewerkschaften gelten wieder was in Deutschland." Von Cornelia Girndt

Cornelia Girndt ist Redakteurin des Magazins Mitbestimmung/Foto: Simone M. Neumann

Es war eine hochsymbolische Feier. Wenige Stunden vor Beginn der Koalitionsverhandlungen der schwarz-gelben Regierung gab sich die politische Prominenz beim Deutschen Gewerkschaftsbund ein Stelldichein. Michael Sommer sitzt neben Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Merkel, die halbe Regierung ist da, auch die Vorsitzenden der fünf Bundesparteien machen dem DGB und seinen 6,4 Millionen Mitgliedern die Aufwartung. Jede Geste wird beäugt: Wie vertraut scherzen Michael Sommer und Angela Merkel miteinander? Wie behaglich fühlt sich "Guido bei den Sozialisten"? wie die FTD spöttisch bemerkte. Denn FDP-Chef Westerwelle ist nach Jahren des Nicht-miteinander-Redens zum DGB gekommen. Und spendet kein einziges Mal Beifall. Anders als Angela Merkel, die mehrfach ihre Zustimmung signalisiert, während Bundespräsident Horst Köhler den Gewerkschaften "eine starke Rolle" zuspricht - für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und bei der Überwindung der Finanzmarktkrise.

"Die Gewerkschaften gelten wieder etwas in Deutschland", kommentiert das Handelsblatt die Feier. Auch die Arbeitgeberverbände sind vertreten, dazu die Chefs und Chefinnen von BA, VdK, der Rentenversicherung, der CDA, der AWO und der Caritas - am 60. Gründungstag des DGB versammelt sich das korporatistische Deutschland und gibt der sich bildenden Regierung zu verstehen: Mit uns ist zu rechnen.

Es war auch eine hochemotionale Feier. Durch das klassizistische Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt brandet mit Wucht der "Canto General", ein Liederzyklus aus Texten des chilenischen Großpoeten Pablo Neruda, in Musik übersetzt von Mikis Theodorakis, einem Kämpfer gegen die griechische Militärdiktatur. Das hatte Pathos und Stil. Und es zeigt, wo die Arbeiterbewegung steht: im Kampf für Bürgerrechte, Menschlichkeit und Demokratie. Michael Sommer beschwört die Einheitsgewerkschaft als ein Prinzip, das nicht infrage gestellt werden kann. Und sagt: "Wir wollen mit jeder demokratisch gewählten Regierung konstruktiv zusammenarbeiten. Das aber heißt mitnichten, dass wir jede Politik mittragen." (Sommer-Rede unter http://www.60-jahre-dgb.de/)

Die in Berlin erlebte Anerkennung war auch für die Gewerkschaftsgäste aus 50 Ländern ermutigend. Sharan Burrow, Präsidentin des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB), machte deutlich, wie wichtig die Deutschen für die weltweite Gewerkschaftsbewegung sind. Und sie wünschte sich mehr Export von Mitbestimmung à la Germany. Am Schluss hob Sharan kurz die geballte Rechte zum Glückwunsch: "Viva DGB, viva solidarity". Da stand sie nur ein paar Meter von Guido Westerwelle entfernt.

 

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