zurück
HBS Böckler Impuls

Studentenjobs: Vollzeitstudenten sind nur wenige

Ausgabe 11/2006

Das Gros der künftigen Ingenieure muss neben dem Studium jobben, so eine aktuelle Studie. Ihre Arbeitgeber warnen vor Studiengebühren: Die könnten den Fachkräftemangel verschärfen.

Ohne Job kein Studium: Zwei von drei angehenden Maschinenbauern, Informatikern und Bauingenieuren müssen nach den Vorlesungen arbeiten, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Insgesamt jobben 74 Prozent, so eine gemeinsame Untersuchung der TU Berlin und der Universität Dortmund im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung. Die Autoren haben Studierende der Ingenieurswissenschaften an ihren Hochschulen und an der RWTH Aachen gefragt, welche Erfahrungen sie zwischen Studium und Studentenjob machen. Die überwiegende Mehrheit der Befragten kümmert sich auch während des Semesters um den Broterwerb, im Durchschnitt etwa 14 Stunden die Woche.

Nach der Einführung von Studiengebühren könnte sich die Notwendigkeit zum Geldverdienen noch mal verschärfen: Gut jeder Zweite erwartet, wegen der Gebühren mehr arbeiten zu müssen. Schon heute geht fast die Hälfte der künftigen Bauingenieure, Informatiker und Maschinenbauer davon aus, ihre Studiendauer verlängere sich durch das zusätzliche Jobben um bis zu vier Semester. Auch die Personalverantwortlichen in den Betrieben sehen die Einführung von Studiengebühren kritisch - sie befürchten, Abiturienten aus finanziell schlechter gestellten Verhältnissen könnten dadurch vom Studium abgehalten werden. "So gingen auch den Unternehmen potentiell fähige Mitarbeitende verloren."

Die Firmen schätzen vor allem die Flexibilität der Studierenden, aber sie setzen die angehenden Ingenieure in der Regel auch so ein, dass die ihre Kenntnisse anwenden können. Die Studierenden der Ingenieurswissenschaften haben den Vorteil, fachnah arbeiten zu können - 73 Prozent sagen, der Nebenerwerb habe einen Bezug zum Studium und ermögliche ihnen, sich zu qualifizieren. Mit steigender Semesterzahl tritt das Studium sogar in den Hintergrund und wird das Jobben wichtiger - ältere Semester sind häufiger erwerbstätig. In etwa jeden zweiten Fall vollzieht sich ein "fließender Übergang in den Beruf". 70 Prozent der Ingenieure in Ausbildung glauben, dass sich der Berufseinstieg durch das Arbeiten erleichtere. Diese Einstellung teilen sie mit den Personalverantwortlichen in den Betrieben.

Weniger gut stellen sich die Bildungseinrichtungen auf den technischen Nachwuchs ein. Bei den Planungen von neuen ingenieurswissenschaftlichen Studiengängen und bei der Umwandlung zu Bachelor- und Masterprogrammen gehen die Hochschulen von Vollzeitstudierenden aus. Um die Studiendauer zu verkürzen, streben sie einen dichteren Lehrplan an. Doch der Anteil der Studierenden, denen das gerecht wird, ist klein - der Studie zufolge trifft dies nur auf 26 Prozent der angehenden Ingenieure zu. Die Hochschulen bekommen kaum mit, was ihre Studenten machen, sobald sie den Hörsaal verlassen, meinen die Autoren der Studie: "Sie wissen nicht, wo die Studierenden außerhalb der Hochschule jobben und welche Arbeit sie verrichten, und können keine Aussage darüber treffen, welche Kompetenzen sie dabei erwerben."

  • Das Gros der angehenden Ingenieure muss neben dem Studium jobben - und steht darum den Unternehmen erst später zur Verfügung. Zur Grafik

Sigrid Metz-Göckler, Wolfgang Neef, Annette Klein, Petra Selent, Noara Kebir: Fachnahe studentische Erwerbsarbeit in den Ingenieurswissenschaften und ihre Bedeutung für den Arbeitsmarkt, 2006
zur Studie

Impuls-Beitrag als PDF

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen