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HBS Böckler Impuls

Konjunktur: Europa wächst langsam wieder

Ausgabe 06/2015

Die deutsche Wirtschaft legt kräftig zu. Allerdings bleiben Risiken innerhalb der Eurozone. Um die Krise der Währungsunion zu überwinden, sind mehr Investitionen notwendig.

Die Beschäftigung in Deutschland wird sich 2015 und 2016 positiv entwickeln, die Arbeitslosigkeit sinken. Das Bruttoinlandsprodukt wird in beiden Jahren um jeweils 2,2 Prozent im Jahresdurchschnitt zulegen. Das sind die Kernergebnisse der neuen Konjunkturprognose des IMK. Gegenüber ihrer Voraussage vom Dezember haben die Ökonomen die Wachstumserwartung für 2015 um 0,6 Prozentpunkte erhöht. Für 2016 gibt das IMK zum ersten Mal eine Prognose ab.

Gründe für den Aufschwung: Gestützt durch die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt und den privaten Konsum ziehe die Binnennachfrage an, so die Forscher. Zudem profitierten die Unternehmen vom schwachen Euro, der gegenüber dem US-Dollar seit der ersten Jahreshälfte 2014 um 18 Prozent abgewertet hat, sowie von niedrigen Energie- und Rohstoffpreisen.

„Wir beobachten zwei positive Trends: Die deutsche Wirtschaft wächst kräftiger, und dieses Wachstum ist balancierter als in früheren Jahren, in denen es fast ausschließlich vom Export abhing“, sagt Gustav Horn, der Wissenschaftliche Direktor des IMK. „Allerdings sind die überzogenen deutschen Leistungsbilanzüberschüsse längst noch nicht auf ein vernünftiges Maß zurückgeführt.“ Um ein nachhaltiges Wachstum zu sichern, sei eine weitere Stärkung der Nachfrage durch spürbare Lohnerhöhungen wichtig, betont Horn. Dazu leiste auch der neue gesetzliche Mindestlohn einen Beitrag.

Im Rest der Eurozone wird es nach Meinung der IMK-Ökonomen langsam aufwärts gehen: Das Bruttoinlandsprodukt im Euroraum außerhalb Deutschlands dürfte 2015 um 1,1 Prozent zulegen, im Jahr 2016 um 1,9 Prozent. Trotzdem bleibe die Wirtschaftsleistung der sogenannten Peripherieländer – Portugal, Irland, Griechenland, Spanien und Italien – noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau von Anfang 2008.

„Nach fünf Jahren Austeritätspolitik setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass der harte Sparkurs nicht die Erfolge gebracht hat“, schreiben die Ökonomen. Notwendig sei nun ein Strategiewechsel: weg von der gescheiterten Politik des Sparens, hin zu einer investitionsorientierten Politik. Um die Konjunktur zu beleben, benötige die Eurozone einen starken finanzpolitischen Impuls. Der sogenannte Juncker-Plan sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aufgrund der geringen Ausstattung mit öffentlichen Mitteln reiche dieser Plan aber nicht aus. Die Forscher sehen nach wie vor Risiken für die Währungsunion: Sollten die deflationären Tendenzen zunehmen, könne dies zu einem „gravierenden Vertrauensverlust“ führen. Dies könne auch den Aufschwung in Deutschland jederzeit zum Absturz bringen.

  • Die Wirtschaft in Deutschland wächst. Gleichzeitig steigt die Zahl der Erwerbstätigen, der private Konsum nimmt zu. Dagegen geht es den Ländern in der Peripherie der Eurozone nur langsam besser. Zur Grafik

IMK-Arbeitskreis Konjunktur: Im Aufschwung – Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung 2015/2016, März 2015

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