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HBS Böckler Impuls

Gleichstellung: Frauen: Schlechter bezahlt, selten befördert

Ausgabe 05/2012

Männer verdienen weiterhin deutlich mehr als Frauen. Sie erhalten auch häufiger Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder Gewinnbeteiligungen.

Zwischen den Geschlechtern bleibt es bei einem Lohnabstand von mehr als einem Fünftel. Das zeigt die neueste Auswertung des WSI-Tarifarchivs. Die Forscher haben die Arbeitsentgelte von knapp 22.000 Frauen und Männern untersucht. Diese hatten sich im vergangenen Jahr anonym an einer Umfrage des Info-Portals „Frauenlohnspiegel“ beteiligt. Laut WSI liegt der Bruttoverdienst von Frauen im Schnitt rund 21 Prozent unter dem der Männer. Das entspricht in etwa dem Rückstand, den die OECD oder die EU-Kommission regelmäßig aus anderen Datenquellen ermitteln.

Auch bei Sonderzahlungen sind Arbeitnehmerinnen benachteiligt. Sie bekommen im Vergleich zu Männern seltener Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld oder eine Gewinnbeteiligung.

Immerhin: Frauen profitieren von der Tarifbindung noch stärker als Männer. Die Differenz zwischen den Durchschnittsverdiensten von Frauen in Betrieben mit und ohne Tarifbindung ist größer als die entsprechende Differenz bei Männern. Allerdings arbeiten Frauen nur zu 46 Prozent in tarifgebundenen Betrieben, Männer zu gut 54 Prozent.

Regelmäßig Überstunden machen 54 Prozent der männlichen und 45 Prozent der weiblichen Beschäftigten. Jeweils rund ein Viertel erhält dafür keinerlei Vergütung. Bei den Frauen spielt der Freizeitausgleich eine deutlich größere Rolle. Bezahlung mit Überstundenzuschlag erhalten eher die Männer.

Auch in naher Zukunft werden weibliche Beschäftigte den Lohnabstand kaum aufholen, lassen die Ergebnisse der Umfrage vermuten: 31 Prozent der Männer, aber nur 21 Prozent der Frauen gaben an, dass sie in ihrem gegenwärtigen Betrieb einmal befördert worden sind.

Wenn es um einen möglichen neuen Job geht, sind die Erwartungen von Frauen und Männern hingegen relativ ähnlich: Beide Geschlechter wünschen vor allem eine unbefristete Anstellung, angenehme Kolleginnen und Kollegen und ein besseres Gehalt. Frauen legen größeren Wert auf die Option, in Teilzeit arbeiten zu können.

„Leider gilt nach wie vor: Zum Teil werden Frauen schlechter bezahlt, weil sie Frauen sind“, fasst WSI-Experte Reinhard Bispinck die WSI-Analyse zusammen. Ein Teil des Rückstandes lasse sich weder durch familienbedingte Unterbrechungen noch durch die Berufswahl erklären, sondern nur durch Diskriminierung.

  • Der Lohnabstand zwischen den Geschlechtern hält sich hartnäckig. Eine Auswertung des WSI-Tarifarchivs bestätigt diesen Befund. Zur Grafik

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