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Magazin Mitbestimmung

Bayer MaterialScience: Vom Sorgenkind zum Vorzeigestandort

Ausgabe 03/2013

„Wir als Betriebsrat wollten mit diesem neuen Verfahren bei der Chlorherstellung einen innovativen Sprung machen“, sagt Betriebsratsvorsitzende Petra Kronen. Von Carmen Molitor

Für die rund 1000 Beschäftigten von Bayer MaterialScience in Krefeld-Uerdingen sah es vor vier Jahren nicht rosig aus. Am größten Produktionsstandort von Polycarbonat in Westeuropa – einem Kunststoff, der für CDs und Ausweise verwendet wird – standen in der Wirtschaftskrise zeitweise sogar die Anlagen still. Obendrein, so erzählt es die Betriebsratsvorsitzende Petra Kronen, hatte die Bayer AG damals beschlossen, die Forschung von Uerdingen an den Stammsitz Leverkusen zu verlagern. „Wir sahen uns vor das Problem gestellt, wie wir uns am Standort zukunftssicher aufstellen können“, sagt die Arbeitnehmervertreterin.

Um genau das zu tun, handelte der Betriebsrat eine Betriebsvereinbarung aus, die bis 2014 die Arbeitsplätze sichern und entsprechend Zukunftstechnologie nach Uerdingen holen soll. Auch zwei innovative Projekte zur Ressourcen- und Energieeffizienz wurden festgeschrieben: Ein neues Verfahren bei der Chlorproduktion reduziert den Stromverbrauch um 30 Prozent, und Natriumchlorid soll künftig im Kreislauf wiederverwertet werden. „Wir hatten als einziger Bayer-Standort für unsere Chlorproduktion immer noch ein älteres Verfahren mit deutlich höherem Stromverbrauch, das umgestellt werden sollte. Wir als Betriebsrat fanden, das war eine gute Gelegenheit, einen Sprung zu machen zu einem ganz neuen Verfahren, das in den letzten Jahren entwickelt und erprobt worden war“, erzählt Petra Kronen. So drangen die Uerdinger darauf, dass die erste Pilotanlage bei Bayer, die Chlor mittels einer Sauerstoffverzehrkathodentechnologie produziert, an ihren Standort kommt. Und dort einen Teil der Chlorproduktion übernimmt. Das glückte.

Zwar kostet das neue, umweltverträglichere Verfahren rund 30 Arbeitsplätze, doch „wenn man gute Lösungen findet – einen adäquaten Ersatzarbeitsplatz ohne Einkommensverluste oder Vorruhestandsangebote –, akzeptieren das die Beschäftigten, weil es die verbliebenen Arbeitsplätze besonders wettbewerbsfähig macht“, sagt die Betriebsratsvorsitzende.

Ob das zweite Effizienzprojekt neue Jobs schafft, wird sich zeigen. Hier geht es um ein Verfahren zur Wiederverwendung von Natriumchlorid, das als Abfallprodukt bei der Polycarbonatproduktion anfällt und gleichzeitig als Rohstoff für die Chlorproduktion gebraucht wird. Technisch sei es soweit ausgereift, die Wirtschaftlichkeit werde noch geprüft, berichtet Kronen. „Und wenn es so weit ist, werden wir auch diese Pilotanlage in Uerdingen haben, so steht es in der Betriebsvereinbarung.“ Neben dem Hauptziel der Standortsicherung wäre das ein Plus für die Umwelt. Auch gut. Und es poliert das Image des Standortes auf. „Im Bayer-Konzern heißt es jetzt, dass wir ein Vorzeigebetrieb sind“, sagt Kronen.

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