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Systemrelevant Podcast: Was ist suchthaftes Arbeiten und wen betrifft es?

Beatrice van Berk und Christina Schildmann erläutern die Ergebnisse der Studie "Suchthaftes Arbeiten und Gesundheit", nach der zehn Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland von suchthaftem Arbeiten betroffen sind.

[21.04.2023]

Suchthaftes Arbeiten stellt in Deutschland kein Randphänomen dar und ist über unterschiedlichste Berufsgruppen hinweg verbreitet. Auf Basis einer groß angelegten Erwerbstätigenbefragung untersucht die von uns geförderte Studie "Suchthaftes Arbeiten und Gesundheit" von Beatrice van Berk (Bundesinstituts für Berufsbildung, BIBB), Prof. Dr. Christian Ebner (TU Braunschweig) und Dr. Daniela Rohrbach-Schmidt (BIBB) detailliert, was suchthaftes Arbeiten ist und was es mit der Gesundheit macht.

Christina Schildmann, Leiterin unserer Forschungsförderung, spricht in dieser Folge mit der Autorin Beatrice van Berk und Moderator Marco Herack über die Studie, die Ursachen von suchthaftem Arbeiten und darüber, was das Problem für die gesamte Gesellschaft bedeutet.

Wenn eine Gruppe exzessiv und wie besessen arbeitet (insgesamt sind es rund 45 Prozent), "dann ist es ja nicht so, dass die mit einem besonderen Mehrwert rausgehen, sondern dass die vorzeitig verglühen und dadurch Kosten im Renten- und Gesundheitssystem erzeugen. Dieses Verhalten stellt für die gesamte Arbeitsgesellschaft ein Problem dar", so Christina Schildmann. Die Anzahl derer, die es aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zum Renteneintrittsalter schaffen, wäre immens hoch.

Mehr zu Auslösern für suchthaftes Arbeiten wie persönliche Faktoren (Perfektionismus), familiäre Sozialisation (Arbeitsmoral) oder betrieblichen Faktoren, Begriffen wie Workaholic, Quiet Quitting, Präsenzkultur, 4-Tage-Woche, Fachkräftemangel oder Homeoffice in diesem Zusammenhang, und wieso Betriebskulturen etabliert werden sollten, die exzessivem und zwanghaftem Arbeiten entgegenwirken, in unserer neuen Folge Systemrelevant.

 

Dr. Irene Becker hat in ihrer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie ein angemessen hohes soziokulturelles Existenzminimum berechnet und festgestellt, dass das Niveau der Kindergrundsicherung je nach Alter der Kinder um 6 bis 30 Prozent höher sein müsste als nach der gesetzlichen Bedarfsermittlung.

Beckers Reformvorschlag sieht vor, die Konsumausgaben der gesellschaftlichen Mitte als Bezugspunkt zu nehmen. So wäre es nach Analyse der Armutsexpertin etwa plausibel, soziokulturelle Teilhabe als gerade noch gegeben zu definieren, wenn Haushalte bei den Ausgaben für Grundbedürfnisse wie Ernährung, Bekleidung und Wohnen nicht mehr als 25 Prozent und bei sonstigen Bedürfnissen nicht mehr als 40 Prozent von der Mitte nach unten abweichen. Damit lebt die Referenzgruppe zwar deutlich unter der gesellschaftlichen Mitte, hätte aber noch mehr Teilhabemöglichkeiten als bei der bisherigen Berechnung, die den Kindern und damit letztlich der gesamten Gesellschaft schadet.

Moderation: Marco Herack

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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

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