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Magdalena Polloczek im HANS Service aktuell

WSI-Herbstforum : Solidarität in der Krise

Das diesjährige WSI-Herbstforum findet in Berlin statt und wird zusätzlich virtuell übertragen. Wir wollen dort gemeinsam diskutieren, was uns als Gesellschaft eint und verbindet und welche Problemfelder die neue Koalition in Angriff nehmen muss – und wie dies konkret umsetzbar wäre. Von Magdalena Polloczek

[01.11.2021]

Für Solidarität in Zeiten der Krise gibt es ganz unterschiedliche Beispiele aus den vergangenen Monaten. Sie reichen von Abstandhalten im Alltag über Rücksicht auf Personen mit höherem Schutzbedürfnis bis zur Gründung von Nachbarschaftsinitiativen. Und auch unter Beschäftigten und für deren Arbeitskampf zeigt sich Solidarität: Aktuell wird dies etwa in der Berliner Krankenhausbewegung deutlich. Immer mehr Menschen unterstützen deren wichtige Forderungen nach einem tragfähigeren Modell der Personalplanung sowie nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit.

Im betrieblichen Alltag erwies sich Solidarität als wichtige Ressource, um die ersten sozialen Folgen der Pandemie zu bewältigen. Das Kurzarbeitsgeld beispielsweise hat viele Beschäftigte vor Arbeitslosigkeit geschützt. Menschen in mitbestimmten Betrieben und in tarifgebundenen Arbeitsverhältnissen kamen in der Regel besser durch die Krise, weil sie häufiger eine Aufstockung des Kurzarbeitsgeldes oder Zugang zu Weiterbildung erhielten.

Ein Blick auf die vergangenen Monate verdeutlicht aber auch: Die Lasten der Pandemie sind ungleich verteilt. Eine Mehrbelastung im Arbeitsalltag durch Hygieneschutzmaßnahmen sowie ein erhöhtes Infektionsrisiko bekamen insbesondere systemrelevante Berufe zu spüren, während in anderen Arbeitsumfeldern finanzielle Einbußen wie auch die Sorge um die berufliche Existenz hinzukamen. So mussten geringfügig Beschäftigte wie auch (Solo-)Selbstständige überproportional Einkommenseinbußen hinnehmen, weil sie nicht in die Systeme sozialer Absicherung einbezogen sind. Berufsgruppen, die bereits vor der Pandemie von geringer Einkommenssicherung sowie einem Mangel an sozialer Absicherung betroffen waren, gerieten besonders unter Druck, da sie nicht ausreichend staatliche Unterstützungsmaßnahmen erhielten. Das hat weitreichende Folgen: Menschen, die in der Krise starke Einkommenseinbußen erlitten haben, blicken beispielsweise skeptischer auf die Demokratie. Angesichts der aktuellen Erfahrungen stellt sich die Frage, wie eine Gesellschaft auf diese Problemlagen und die großen, damit verbundenen Herausforderungen reagieren kann. Zumal mit beschleunigter Digitalisierung und dem notwendigen sozial-ökologischen Umbau die nächste Phase der Mega-Herausforderungen schon begonnen hat.

Zusammen mit anderen Wissenschaftler:innen, Politiker:innen und Gewerkschafter:innen wollen wir deshalb diskutieren, was uns als Gesellschaft eint und verbindet und welche Problemfelder die neue Koalition in Angriff nehmen muss – und wie dies konkret umsetzbar wäre. Dazu gehört auch die Frage, wie eine solidarische und zukunftsfähige Absicherung von Erwerbsarbeit aussehen könnte.

Das diesjährige WSI-Herbstforum findet in Berlin statt und wird virtuell übertragen. Wir freuen uns, möglichst viele von Ihnen und Euch nun wieder vor Ort zu treffen und im gemeinsamen Austausch zu diskutieren!

Magdalena Polloczek ist Referentin für Forschungstransfer am WSI

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