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Forschungsschwerpunkt: Bildung und Qualifizierung

Bildung ist eine soziale Frage. Form und Inhalt von Bildung bestimmen die Chancengerechtigkeit im Arbeitsleben und die Teilhabe an gesellschaftspolitischen Prozessen.

Durch die im Zuge von Digitalisierung und sozial-ökologischer Transformation zu erwartenden und bereits eingetretenen Umstrukturierungen von Tätigkeiten in Produktion und Dienstleistungen, durch den demografischen Wandel und die Integration von Zuwanderer:innen gewinnt eine qualitativ hochwertige und inklusive Aus- und Weiterbildung weiter an Bedeutung. Lernen und Ausbildung haben den Charakter der bloßen Vorbereitung auf einen Beruf verloren und werden immer mehr zu einem fortlaufenden Prozess im Laufe des Erwerbslebens. Querschnittsthema der Forschungsförderung im Forschungsschwerpunkt Bildung für die Arbeitswelt ist die Frage nach Chancengerechtigkeit im Bildungszugang in einer intersektionalen Perspektive.

Die Hans-Böckler-Stiftung fördert Projekte, die …

… Fragen nach der Zukunft von Ausbildung adressieren.

Die duale Ausbildung wird inzwischen auch international hoch geschätzt, zugleich geht die Ausbildungsquote zurück. Zu beobachten ist seit Jahren der Trend zu akademischer Bildung. Immer mehr Jugendliche erwerben auf diversen Wegen eine Hochschulzugangsberechtigung.  Duale Studienformate in der Erstausbildung und berufsbegleitende oder duale Formate als weiterbildendes Studium und damit auch die Kooperation zwischen Betrieben und (Fach)hochschulen gewinnen weiter an Bedeutung. Während die dualen Ausbildungen rückläufig sind, haben die Ausbildungen in fachschulischen Sozial- und Gesundheitsberufen zugenommen, wobei dualisierte Ausbildungsformate der Fachschulberufe an Bedeutung gewinnen. Trotz unbesetzter Ausbildungsplätze haben Jugendliche mit geringer formaler Qualifikation, zugewanderte Jugendliche und Jugendliche mit gesundheitlichen Einschränkungen/Behinderungen nach wie vor Schwierigkeiten, in Ausbildung zu gelangen und stehen einem sehr eingeschränkten Angebot gegenüber. Und trotz jahrzehntelanger Debatten über die geschlechtsspezifische Segregation von Ausbildung besteht diese fort.

Damit sind Fragen nach Ausgestaltung, Zugänglichkeit, Durchlässigkeit und der Wirkung neuer Ausbildungsmodelle adressiert. Es stellt sich die Frage, wie die Potentiale dieser Entwicklung für die jungen Erwachsenen, weiterbildungsinteressierte Beschäftigte, Betriebe und Hochschulen genutzt werden und negative Auswirkungen vermieden werden können. Zu nennen sind beispielsweise die Verbetrieblichung von Bildung durch einen betriebsspezifischen Zuschnitt von Bildungsgängen oder die Spaltung der beruflichen Bildung in ein oberes, mit akademischer Bildung verbundenes Segment und ein Segment für Jugendliche ohne Hochschulzugangsberechtigung. Wie kann der von seiner Struktur her inklusive Charakter beruflicher Bildung und Durchlässigkeit zwischen den Bildungsbereichen aufrechterhalten und gestärkt werden? Wie kann der Zugang zu beruflicher Bildung diskriminierungsfrei und inklusiver gestaltet werden? Wie kann die Attraktivität beruflicher Ausbildung weiter gesteigert werden?

… die (Aus-) Bildungsqualität analysieren.

Erfolg und Misserfolg von (Aus-)Bildung wurden gerade in der Zeit des Unterangebots an Ausbildungsplätzen primär am Individuum festgemacht. Es gilt jedoch den Blick auch auf die „Ausbildungsreife“ von Betrieben sowie die Ausbildungsqualität in Betrieben und Schulen zu richten, die auch im Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen des Lehrpersonals stehen dürfte. Insbesondere folgende Fragen sind dabei von Interesse: Welche Bedeutung kommen in der dualen Ausbildung dem Lernort Berufsschule und überbetrieblichen Ausbildungsorten zu? Wie gestaltet sich das Zusammenwirken mit dem betrieblichen Teil der Ausbildung? Welche Kompetenzen werden wo in welcher Weise erworben? Welche Auswirkungen hat das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein einer betrieblichen Sozialisation für den weiteren Berufsverlauf?

… Antworten auf die Herausforderung von Bildungserwerb im Lebenslauf finden.

Wer beruflich und politisch in der Wissensgesellschaft teilhaben will, ist herausgefordert, dem Bildungserwerb und Lernphasen im Erwerbs- und Lebensverlauf, offen gegenüber zu stehen. Weiterbildung wird als Schlüssel der Beschäftigungsfähigkeit im technologischen und organisatorischen Wandel angesehen. Insofern hängen Bildungs- und Erwerbsbiografie eng zusammen, weshalb Querschnitts- bzw. Lebensverlaufsperspektiven für Analysen geeignet sind. Gleichwohl ist unklar, welche Qualifizierung und Weiterbildung wann passend ist und wo sie stattfindet. Es existieren offene Fragen nach der zeitlichen und arbeits-organisatorischen Einbindung von Qualifikationszeiten, gerade in betrieblichen Veränderungsprozessen. Und es bestehen Wissensdefizite bezüglich adäquater Lernformen und -orte, z.B. zur Kombination aus digital vermittelten Lernformen und Präsenzlernen. Ebenso sind mit Fragen nach den zeitlichen und finanziellen Ressourcen für Bildungszeiten Verteilungsaspekte von Bildungschancen und der faktischen Zugänglichkeit angesprochen. Die Ressourcenfrage adressiert auch die Regulierung von Bildungsansprüchen auf gesetzlicher, tariflicher und betrieblicher Ebene.

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