Mein Arbeitsplatz: Der Feuerwerker
Jens Hibbeler, 40, ist Pyrotechniker bei der NICO Europa GmbH in Remscheid. Er lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Wuppertal. Von Andreas Schulte
Ich bin ganz klassisch über eine Stellenanzeige in der Lokalzeitung zu meinem neuen Job gekommen. Das war 2009, nachdem ich in der Wirtschaftskrise meine Stelle als chemisch-technischer Angestellter verloren hatte. Bei NICO beliefern wir Geschäfte mit Raketen und Böllern, außerdem brennen wir große Auftragsfeuerwerke ab.
Seit 1999 produzieren wir nicht mehr selbst. Unsere Ware kommt aus China. Ich prüfe, ob die Feuerwerkskörper korrekt funktionieren und kontrolliere die Prüfsiegel und die technischen Dokumente. Damit Feuerwerkskörper richtig funktionieren, müssen sie vor allem trocken sein. Oft haben sie auf dem Seeweg aber Feuchtigkeit aufgenommen.
Dann geht es um die Sicherheit. Auf unserem Prüfstand checken wir die Test-Feuerwerkskörper ordentlich durch, um einen Transport zu simulieren. Außerdem müssen sie im Ofen 75 Grad aushalten, damit sie sich später nicht versehentlich entzünden. Und schließlich messen wir auch: Ist der Böller wirklich nur so laut, wie er sein darf?
Die Pyrotechnik ist komplizierter, als die meisten denken. Die verschiedenen Farben bei Raketen zum Beispiel entstehen durch die Verbrennung unterschiedlicher Metallsalze. Highlights im Job sind unsere Großfeuer‑werke wie ‚Rhein in Flammen‘ oder das ‚Japan-Feuerwerk‘ in Düsseldorf. Für diese Events habe ich einen Lehrgang als Pyrotechniker gemacht. Bis Corona kam, hatten wir rund 35 solcher Großfeuerwerke pro Jahr, in diesem Jahr nicht eines. Das letzte wurde im Oktober zwei Tage vorher abgesagt.
Dennoch bin ich guter Dinge, dass es wieder besser wird. Meine 16 Kollegen und ich hoffen jetzt auf das Silvestergeschäft. Mein privates Silvester mit meiner Familie wird eher bescheiden ausfallen. Ein halbes Stündchen Feuerwerk reicht uns. Dabei gilt für uns, was an diesem Tag alle beherzigen sollten: „Beim Anzünden immer langer Arm.“
