Quelle: picture alliance | Fabian Steffens
Forschungsprojekt: Chancen und Herausforderungen für Gewerkschaften in Zeiten angespannter Sozialpartnerschaft
Am Beispiel der Tarifverhandlungen 2023 der EVG untersucht das Projekt, vor welchen Herausforderungen Gewerkschaften in Zeiten multipler Krisen stehen. Dabei geht es auch um die Fragen, welche Effekte Gewerkschaftswettbewerb in einer Branche hat und wie es um die Sozialpartnerschaft in Deutschland steht.
Ziel des Forschungsvorhabens ist eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Tarifauseinandersetzungen der EVG im Jahr 2023. Anhand von Expert*inneninterviews sowie einer theoretischen Analyse der veränderten institutionellen Rahmenbedingungen des Tarifkonflikts bei der DB AG (Wirkung des Tarifeinheitsgesetzes bei der Bahn, Gewerkschaftswettbewerb, Reformmaßnahmen und Zustand des Konzerns) sowie der NE-Bahnen sollen die Herausforderungen und spezifischen Probleme der Tarifkonflikte nachgezeichnet werden. Die Erkenntnisse dieser Untersuchung sollen in einen breiteren gewerkschafts- und gesellschaftspolitischen Kontext eingeordnet werden, denn die sich gegenwärtig zuspitzenden Auseinandersetzungen bei der Bahn illustrieren nicht nur exemplarisch, vor welchen Herausforderungen Gewerkschaften in Zeiten multipler Krisen (Corona-Pandemie, Inflation, Vertrauensverluste in demokratische Institutionen aufgrund massiver Enttäuschungserfahrungen) stehen und welche Effekte ein Gewerkschaftswettbewerb in einer Branche hat, sondern lassen auch Rückschlüsse auf den Zustand der Sozialpartnerschaft in Deutschland zu.
Folgenden Fragen wird im Forschungsprojekt nachgegangen:
- Welche Solidaritätsdiskurse konkurrieren innerhalb von Gewerkschaften? Woraus resultieren diese Konflikte und wie kann eine Einbettung gelingen?
- Wie verändert sich die Sozialpartnerschaft in Branchen der Daseinsvorsorge in Zeiten wirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Herausforderungen?
- Welche Chancen bzw. Risiken ergeben sich für die Gewerkschaften aus einer Situation des Gewerkschaftswettbewerbs in einer Branche?
- Welche Rolle kommt den Gewerkschaften in der gemeinwohlorientierten und demokratischen Bereitstellung öffentlicher Güter zu? Wie positionieren sie sich heute gegenüber den umgreifenden Prozessen von Privatisierung und Liberalisierung?
Projektleitung: Prof. Dr. Bettina Kohlrausch
Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter: Dr. Torben Schwuchow
Projektlaufzeit: Januar 2024 – Dezember 2024
Methodik
Der empirische Teil stützt sich auf Expert*inneninterviews mit Funktionären und Mitgliedern der EVG sowie Vertreter*innen der Arbeitgeberseite. Um die Ergebnisse in einen breiteren Rahmen einzuordnen, sind Interviews mit externen Bahnexpert*innen aus Politik, Wissenschaft und Gewerkschaften geplant.
Literatur
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Kalass, V. (2012): Neue Gewerkschaftskonkurrenz im Bahnwesen. Konflikt um die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, Wiesbaden.
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Neumann, F. L. (1978): Die Gewerkschaften in der Demokratie und in der Diktatur, in: Söllner, A. (Hrsg.): Wirtschaft, Staat, Demokratie. Aufsätze 1930-1954, Berlin, S. 145–222
Richter-Steinke, M. (2011): Auswirkungen von Privatisierungen auf Gewerkschaften, Wissenschaftliche Schriften der WWU Münster, Reihe VII, Band 4.
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Streeck, Wolfgang 2005: The Sociology of Labor Markets and Trade Unions, in: Smelser, N. J./Swedberg, R. (Hrsg.): The Handbook of Economic Solidarity, Princeton, S. 254–283.
Zech, R. (1995): Demokratie, Kommunikation, Solidarität. Probleme gewerkschaftlicher Politik 4, Schriftenreihe für kritische Sozialforschung und Bildungsarbeit, Band 2, Hannover.
Ansprechpartner
Ansprechpartner für alle Fragen zum Projekt ist Dr. Torben Schwuchow.
torben-schwuchow[at]boeckler.de