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HBS Böckler Impuls

Unternehmensmitbestimmung: Partizipation auf Schwedisch: Gleiche Augenhöhe

Ausgabe 18/2006

Eine große Mehrheit der schwedischen Unternehmenslenker beurteilt die Rolle der Arbeitnehmervertreter in den Führungsgremien schwedischer Firmen positiv. Dabei reichen die Befugnisse der von den Gewerkschaften entsandten Board-Mitglieder weiter als die ihrer deutschen Kollegen.

In Schweden finden Unternehmensleitung und -kontrolle nicht in zwei getrennten Gremien statt wie beim deutschen Vorstand und Aufsichtsrat. Stattdessen sitzen im so genannten Board Firmenlenker und -kontrolleure beisammen. Platz für Arbeitnehmervertreter gibt es aber auch hier.

In jedem Unternehmen mit mehr als 25 Beschäftigten haben diese ein Recht auf mindestens zwei Sitze im Board, ausgestattet mit fast denselben Rechten und Pflichten wie die anderen Gremiumsmitglieder. Damit sind sie unmittelbar in die Unternehmenspolitik und -steuerung einbezogen. Ausnahme: Nicht beteiligen dürfen sie sich, wenn es um Tarifverhandlungen geht.

Insgesamt stellen Arbeitnehmervertreter etwa ein Drittel aller Board-Mitglieder. Sie sind zu 95 Prozent Beschäftigte des Unternehmens, werden von den Gewerkschaften ausgewählt - "und sind in der Regel Schlüsselfiguren im Verhältnis zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern", schreibt Lionel Fulton vom Londoner Labour Research Department. Er hat gemeinsam mit Kollegen aus den Niederlanden, Schweden und Frankreich Corporate Governance in verschiedenen europäischen Ländern untersucht.

Auch die schwedischen Manager schätzen das Modell. Etwa zwei Drittel aller Unternehmenslenker sehen das Vorhandensein von Arbeitnehmervertretern im Board positiv, ergaben Befragungen in den Jahren 1998 und 2005. Diese bilden nach Einschätzung des Managements einen effektiven Draht zur Belegschaft. Rund die Hälfte gab an, schwierige Entscheidungen ließen sich leichter umsetzen, wenn daran Arbeitnehmervertreter mitgewirkt hätten.

Lionel Fulton: The forgotten resource: corporate governance and employee board-level representation, the situation in France, the Netherlands, Sweden and the UK, Labour Research Department, London, August 2006
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Projekte gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung:
Corporate Governance in Europe: the Case of Sweden
Corporate Governance in Europe: the Case of the UK
Corporate Governance in Europe: the Netherlands
 

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