Die USA und wir: Zeit für internationale Solidarität!
Die Trump-Politik setzt die Demokratie, Medien und Gewerkschaften unter Druck. Doch der Protest wächst – Millionen kämpfen für freie Institutionen. Thorsten Schulten, Leiter des WSI-Tarifarchivs berichtet von den Eindrücken seines Forschungsaufenthalts in den USA.
[08.12.2025]
Diesen Herbst war ich für einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt in den USA. Zeit für Einblicke aus erster Hand und zahlreiche Gespräche. Was all meine Gesprächspartner*innen verband, war eine tiefe Sorge über die Zukunft der amerikanischen Demokratie. Mit gezieltem Plan treibt die Trump-Administration, unterstützt durch eine mächtige „Wirtschaftsoligarchie“ der Tech-Milliardäre wie Elon Musk, Mark Zuckerberg oder Jeff Bezos, den autoritären Umbau der USA voran. Die Angriffe gelten neben dem gesamten Staatsapparat vor allem auch der Justiz, den Medien und den Universitäten. Ich war selbst die meiste Zeit an der Industrial and Labor Relations School der Cornell Universität in Ithaca, mit der die Hans-Böckler-Stiftung eine langjährige Kooperation verbindet. Außerdem besuchte ich das Labor Lab der Columbia Universität in New York City und das Center for Labor & a Just Economy der Harvard Universität in Boston und zusätzlich mit dem Economic Policy Institute und dem Center for American Progress zwei wichtige gewerkschaftsnahe Thinktanks in Washington.
Auch viele Beschäftigte in den USA und die Gewerkschaften haben die Angriffe Trumps und seiner Unterstützer*innen schon mit aller Härte zu spüren bekommen. Per Dekret hat der Präsident eben mal einer Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst das Recht auf Tarifverhandlungen entzogen. Dies passt zur Politik vieler Unternehmen, jeden gewerkschaftlichen Organisationsversuch aktiv zu bekämpfen. Auch manche deutsche Unternehmen machen dabei keine Ausnahme: Die amerikanische Autogewerkschaft United Auto Workers (UAW) wirft etwa Mercedes-Benz massive Union-Busting-Maßnahmen vor und hat gegen den Autobauer offiziell Beschwerde wegen des Verstoßes gegen das deutsche Lieferkettengesetz eingereicht.
Doch die Politik der Trump-Administration bleibt in den USA nicht ohne Widerspruch. Im Oktober 2025 fanden bereits zum zweiten Mal landesweit sogenannte „No-Kings-Demonstrationen“ statt, bei denen mehr als sieben Millionen Menschen gegen die autoritären Verschiebungen protestierten. Auch die Kommunalwahlen im Herbst 2025 brachten Erfolge für progressive Kandidat*innen. Besonders bedeutsam war der Wahlsieg des „demokratischen Sozialisten“ Zohran Mamdani in New York City.
Die amerikanischen Gewerkschaften spielen bei all diesen Gegenbewegungen eine herausragende Rolle. Sie sind nach wie vor die wichtigste mobilisierende Kraft gegen die Politik der Trump-Regierung. Bei meinen Begegnungen wurde klar: Wir dürfen die USA gerade in diesen schwierigen Zeiten nicht allein lassen. Vielmehr sollten wir gerade jetzt verstärkt die Zusammenarbeit mit den amerikanischen Gewerkschaften und der gewerkschaftsnahen Wissenschaft suchen.
Prof. Dr. Thorsten Schulten leitet das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
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