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Mobile Arbeit braucht gute Rahmenbedingungen Böckler Impuls

Arbeitswelt: Mobile Arbeit braucht gute Rahmenbedingungen

Ausgabe 01/2021

Beschäftigte, die mobil arbeiten, haben zwar mehr Spielräume bei der Arbeitsgestaltung. Die berufliche Belastung fällt allerdings im Schnitt größer aus, etwa durch überlange Arbeitszeiten und ständige Erreichbarkeit.

Mit Beginn der Corona-Pandemie hat das Homeoffice einen Boom erlebt. Der Anteil der Beschäftigten, die außerhalb ihres Betriebs arbeiten, war allerdings schon vorher beträchtlich: Unabhängig von denjenigen, die krisenbedingt an den heimischen Schreibtisch gewechselt sind, arbeiten 36 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland regelmäßig auch mobil, also „vor Ort“ bei Kunden oder Patienten, auf Dienstreisen, zu Hause, an wechselnden Unternehmensstandorten, an selbstbestimmten öffentlichen Orten wie Cafés oder Parks oder in selbst angemieteten Räumlichkeiten wie Co-Working-Spaces. Das zeigt der DGB-Index Gute Arbeit, für den von Januar bis Mai 2020 knapp 6300 Beschäftigte befragt wurden. „Mobile Arbeit ist per se kein Garant für gute Arbeitsbedingungen“, heißt es dort. Um Nachteile für die Beschäftigten einzudämmen, gelte es, auf die Einhaltung bestehender Schutzstandards zu achten und Regelungslücken zu schließen.

Männer arbeiten dem Report zufolge mit 46 Prozent fast doppelt so häufig wie Frauen mobil, was unter anderem daran liegt, dass in männerdominierten Bereichen wie Handwerk und Bau oft vor Ort gearbeitet wird. Ansonsten steigt der Anteil mit dem Einkommen und der Qualifikation. Im Branchenvergleich reicht die Spanne von 5 Prozent im Gastgewerbe bis zu 70 Prozent im Baugewerbe.

Beschäftigte, die jenseits von Fabrik oder Firmenbüro arbeiten, haben laut DGB-Index im Schnitt größere Gestaltungsspielräume: Sie können ihre Tätigkeit häufiger selbstständig planen und einteilen als Beschäftigte mit einem festen Arbeitsplatz. Zudem können sie ihre Arbeitszeit stärker beeinflussen.

Dem stehen allerdings auch Nachteile gegenüber: Die mobil Beschäftigten müssen häufiger außerhalb der Arbeitszeit erreichbar sein. Zudem arbeitet ein Sechstel von ihnen länger als 48 Stunden pro Woche, andere Beschäftigte nur zu 6 Prozent. Auch unbezahlte Arbeit, verkürzte Ruhezeiten, und Probleme, von der Arbeit abzuschalten, kommen häufiger vor. Darüber hinaus zeigt sich, dass mobil Arbeitende überdurchschnittlich oft Probleme mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben haben – selbst dann, wenn sie im Homeoffice tätig sind. Dem Report zufolge dürfte dafür vor allem die vergleichsweise hohe Arbeitsbelastung verantwortlich sein.

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