zurück
HBS Böckler Impuls

Hochschule: Bachelor im Mehrfach-Stress

Ausgabe 07/2011

Noch immer hakt es bei Bachelor-Studiengängen: Der Weg zum ersten Hochschulabschluss führt durch oft nur unzureichend abgestimmte Module – und über ständige Einzelprüfungen. Dadurch fehlt Zeit zur wissenschaftlichen Orientierung.

Leistungsdruck und Stress haben an den Hochschulen deutlich zugenommen: 51 Prozent der Uni-Studierenden sprechen von einer „hohen Leistungsanforderung“, 2001 waren es noch 39 Prozent. Diese Zunahme ergibt sich jedoch nicht allein aus der Stoffmenge. Darauf weisen die Autoren des Studierendensurveys der Universität Konstanz hin. Die Wissenschaftler haben im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung rund 7.600 Studierende zu ihrer Studiensituation befragt. Der Hauptgrund für den Stress sind demnach organisatorische Probleme in den Bachelor-Studiengängen.

Zu viele Einzelprüfungen. Gerade mal 22 Prozent der angehenden Bachelor berichten laut Survey von „klaren Prüfungsanforderungen“. 40 Prozent stimmen dagegen der Aussage „sehr stark“ zu, dass es zu viele Einzelprüfungen pro Semester gebe. Von den Studierenden, die sich auf das Diplom vorbereiten, beklagen lediglich 17 Prozent zu viele Tests. Was die erwartete Leistung betrifft, scheint es kaum Unterschiede zu geben. Sowohl die Hälfte der Studierenden der neuen Bachelor- wie auch der alten Diplom-Studiengänge sagt, dass die Leistungsansprüche „hoch“ sind. Die Konstanzer Forscher schließen daraus, dass es weniger der zeitliche Lernaufwand ist, der zu Druck und Stress führt.

Die Sorge um den Studienerfolg. Jeder zweite Studierende macht sich Sorgen, ob er den Abschluss schafft. Gerade auf Bachelor-Kandidaten lastet Druck, sagt der Forscher Michael Ramm: Die junge Leute brauchen eine möglichst gute Note, um ein Master-Studium anschließen zu dürfen. Das macht sich im Studienverhalten bemerkbar: Wer einen Bachelor anstrebt, achtet noch mehr auf Effizienz als die Diplom-Studierenden. Der Arbeitseifer hat im langfristigen Vergleich zugelegt: Zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts war etwa ein Viertel der Studierenden bereit, „sehr viel und intensiv für das Studium zu arbeiten“. Nun sind es bereits 36 Prozent.

  • Es ist weniger der Lernstoff, der die angehenden Bachelor beschäftigt, als andere Stressfaktoren wie die permanenten Prüfungen und die organisatorischen Probleme. Zur Grafik

Frank Multrus, Michael Ramm, Tino Bargel: Studiensituation und studentische Orientierungen, 11. Studierendensurvey an Universitäten und Fachhochschulen im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Bonn/Berlin 2011

Impuls-Beitrag als PDF

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen