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Hans Navid Armeli Service aktuell

Aufsichtsräte: Vorstandsvergütungen sozial-ökologisch gestalten

Vorstandsvergütungen in mitbestimmten Unternehmen werden zunehmend auch anhand von sozialen und ökologischen Kriterien ermittelt. Eine gute Entwicklung, doch es kommt auf die konkrete Ausgestaltung an, schreibt Navid Armeli.

[3.4.2023]

Vorstände und ihre Gehälter, inklusiver millionenschwerer Bonuszahlungen, stehen nicht ohne Grund oft im Licht der Öffentlichkeit: Wie hoch sollen sie sein und nach welchen Kriterien sollen die Vorstände vergütet werden? Zählen nur Gewinn und Aktienkurs oder auch andere Kriterien? Die gute Nachricht: In mitbestimmten Unternehmen entscheiden auch die Arbeitnehmervertreter*innen in den Aufsichtsräten über die Höhe und Ausgestaltung der Vergütung der Vorstandsmitglieder mit. Sogenannte variable Vergütungsbestandteile können dabei an verschiedene Kriterien gekoppelt werden. Sind diese nicht nur finanzieller Natur, sondern auch sozial-ökologisch geprägt, eröffnet sich eine Chance für die Mitbestimmung, auch über den Weg der Vorstandsvergütung zur erfolgreichen Transformation der Wirtschaft beizutragen.  

Eine aktuelle, von unserer Stiftung geförderte Studie hat die Nutzung von Nachhaltigkeitskriterien in der Vorstandsvergütung bei deutschen kapitalmarktorientierten Unternehmen nun untersucht. Die Ergebnisse verdeutlichen: Es hat in den vergangenen Jahren eine regelrechte Explosion bei der Nutzung von sozialen und ökologischen Kriterien stattgefunden. Fast alle DAX und M-DAX Unternehmen verwenden mittlerweile solche Kennziffern in ihren Vergütungssystemen. Im Durchschnitt machen sie ein Fünftel der gesamten variablen Vergütung aus.  

Unsere Studie zeigt auch: Es ist oftmals die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat, die den Impuls für Nachhaltigkeitskriterien bei der Vorstandsvergütung gibt. Gut! Doch für eine erfolgreiche Umsetzung kommt es auf klare Regeln an, wie unsere langjährigen Erfahrungen aus der Beratung von Aufsichtsräten zeigen. Soziale und ökologische Kriterien müssen konkret und transparent ausgestaltet sein. Der Teufel steckt nicht selten im Detail. So sind zuletzt auch bei Bonuszahlungen Vorfälle von Greenwashing bekannt geworden, wie etwa vor einigen Wochen von Greenpeace hervorgehoben.  

Damit Nachhaltigkeitskennziffern auch Steuerungswirkung entfalten, muss der Aufsichtsrat daher nach der Einführung der Kriterien überprüfen, ob sie die gewünschte Wirkung erzielen und im Zweifel nachschärfen. Außerdem dürfen ökologische und soziale Kriterien nicht gegeneinander ausgespielt werden. Nur bei gleichwertiger Verwendung kann die Vorstandsvergütung zu einer erfolgreichen Transformation beitragen. Unsere Studie zeigt jedoch: Ökologische Kriterien, wie die Reduktion von CO2 Emissionen, werden bislang noch häufiger verwendet als soziale Kennziffern zu Mitarbeiterzufriedenheit, Personalentwicklung oder Diversity. Auch in Sachen Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Berichterstattung besteht in vielen Unternehmen noch Luft nach oben.  

Navid Armeli ist Referatsleiter Wirtschaft im Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung der Hans-Böckler-Stiftung.

Weitere Informationen

Vorstandsvergütung: Mehr Aufmerksamkeit für Umwelt und Soziales

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Hans 07/2023

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