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Völklingen Katastrophe Magazin Mitbestimmung

: Katastrophe in der Zeche

Ausgabe 01/2022

Vor 60 Jahren kommt es zur schwersten Katastrophe unter Tage in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Bilder erinnern an Kriegsszenen. Eine Stiftung wird gegründet, die noch heute hilft. Von Marc von Lüpke

Sarg reiht sich an Sarg.  Weit im Hintergrund sind Angehörige der Toten zu sehen, die sich am Samstag, den 10. Februar 1962,  zur Trauer­feier versammelt haben. Drei Tage zuvor ist es im saarländischen Völklingen zu einem entsetzlichen Unglück gekommen: Als am Morgen des 7. Februars die Frühschicht ganz normal in die Tiefe fährt, 664 Mann allein hinunter zum Alsbachfeld, einem von mehreren Abbaugebieten weit unter der Erdoberfläche, ahnen die Männer nicht, dass fast jeder Zweite den Tag nicht überleben wird.

Es ist noch vor acht Uhr, als eine Explosion die Zeche erschüttert – so heftig, dass es gar den massiven Deckel des Schachtes in die Höhe katapultiert. Was ist geschehen? Eine Detonation hat sich in weit mehr als einem halben Kilometer Tiefe ereignet. Ein Inferno rast durch die Stollen. Luisenthal, ein Stadtteil von Völklingen, ist bekannt für das viele Methan, das in den Flözen enthalten ist. Moderne Absaugtechnik wird eingesetzt, um das gefürchtete Entflammen von Grubengas zu verhindern.  Schon 1941 gab es hier ein schweres Unglück.

Retter eilen herbei, während Angehörige der Kumpel zur Zeche eilen. Was sie vorfinden,  übertrifft die schlimmsten Erwartungen. 287 Männer werden tot aus der Tiefe geborgen, ein weiteres Dutzend wird später an den Verletzungen sterben. Am Ende sind es 299 Tote, zwischen 16 und 59 Jahre alt.  Das ganze Land trauert. Aus dem Weißen Haus kondoliert auch US-Präsident John F. Kennedy.

Die Suche nach der Ursache beginnt. Woher kam der Zündfunke? Hat jemand trotz strengstem Verbot unter Tage geraucht? Zigaretten werden in der Tiefe gefunden. Oder war eine Grubenlampe defekt? Ein Prozess endet mit dem Freispruch des angeklagten Aufsichtspersonals. Heute vermutet man, dass eine Schlagwetterexplosion im Anschluss noch eine  Kohlenstaubexplosion ausgelöst hat.

Die Industriegewerkschaft Bergbau und Energie sorgt sich rührend um die Hinterbliebenen der Toten. 1962 gründet sie die August-Schmidt-Stiftung, benannt nach ihrem Mitgründer und Ehrenvorsitzenden der Gewerkschaft, der ihr von 1949 bis 1953 vorstand. Die Stiftung soll die mehr als 300 Halbwaisen von Luisenthal bei ihrer späteren Berufsausbildung unterstützen. Sie existiert bis heute und leistet Waisen Hilfe, deren Eltern bei der Arbeit ums Leben gekommen sind.

Rätselfragen

In welcher Stadt nahm August Schmidt 1892 eine Tätigkeit als Berglehrling auf?
In welchem Jahr trat das Saarland der Bundesrepublik Deutschland bei?
Wie hießt die letzte deutsche Steinkohlenzeche, die Ende 2018 geschlossen wurde?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 21.03.2022 bei uns ein­gehen, nehmen an einer Auslosung teil.

Preise

1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 100 Euro
2.– 4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro

Schicken Sie uns die Lösung

Hans-Böckler-Stiftung
Redaktion Mitbestimmung
Georg-Glock-Straße 18
40474 Düsseldorf

E-Mail: redaktion@boeckler.de

Auflösung der Rätselfragen 6/2021

Georg Flatow
Entsendung von Betriebsratsmitgliedern in den Aufsichtsrat
USA

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