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Nuray Can, 42, lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Hamburg. Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Die Impfärztin am Wochenende

Ausgabe 02/2021

Nuray Can, 42, ist Ärztin und lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Hamburg.

 

Impfzentrum Hamburg Messe, Eingang West, 20357 Hamburg. Ich bin Fachärztin für Allgemeinmedizin und arbeite 34 Stunden die Woche als angestellte Hausärztin in einer Hamburger Praxis. An den Wochenenden bin ich zusätzlich im Impfzentrum tätig. Der Aufwand für beides ist groß, aber das Privileg, bei der Bekämpfung der Pandemie zu helfen, der Spaß an der Arbeit und letztendlich auch eine gute Bezahlung sind sehr motivierend. So viel Einsatz ist natürlich nur möglich, wenn die Familie entsprechend unterstützt. Und das tut sie. Die Aufgaben im Haushalt sind gerecht verteilt. Das hält mir den Rücken frei.

Im Impfzentrum schaffen Ärzte, medizinisches und organisatorisches Personal derzeit in zwei Schichten von 7 bis 20.30 Uhr mehr als 5000 Impfungen. Nachdem ein Patient aufgenommen und aufgeklärt ist, folgt die Impfung und eine Nachbeobachtungszeit von bis zu einer halben Stunde. Mein Job ist vor allem die Aufklärung der Patienten. Bleibt es bei dieser Aufgabe, schaffe ich am Tag 80 Patienten, impfe ich zusätzlich, sind es 60.

Noch werden vornehmlich ältere Menschen geimpft. Die meisten sind glücklich und dankbar, endlich einen Termin bekommen zu haben. Jüngere sind kritischer. Sie äußern zum Beispiel ihre Bedenken gegenüber einem bestimmten Impfstoff, beginnen, zu diskutieren, oder fragen mich nach meiner persönlichen Meinung. Ich erkläre ihnen die aktuelle Datenlage und nenne Studienergebnisse. Zu Aggressionen ist es nie gekommen.

Obwohl die Tätigkeit doch immer die gleiche ist, wird mir nie langweilig. Das liegt auch an der Größe des Impfzentrums mit seinen 2600 Mitarbeitern. Denn wir arbeiten in täglich wechselnden Teams – das führt oft zu überraschenden Begegnungen. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich plötzlich mit früheren Studienkollegen zusammenarbeite. Gestern habe ich zum Beispiel meine Dozentin von vor 20 Jahren getroffen. Jetzt macht sie den gleichen Job wie ich.

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