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NORA HERMANNS (37) Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Die Schlaganfall-Managerin

Ausgabe 05/2021

Nie 37-jährige Nora Hermanns hilft Schlaganfall-Patienten und ihren Angehörigen durch den Dschungel des Gesundheitswesens.

33311 Gütersloh, Schulstraße 22 Ich arbeite als Schlaganfall-Lotsin bei der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Meine Arbeit ist Teil des Modellprojekts STROKE OWL in Gütersloh. Ich bin eine Art Fallmanager, eine Regisseurin, die bei einem Schlaganfall­patienten einen Blick auf die gesamte Versorgung hat. Ein Jahr lang begleite ich die Betroffenen und koordiniere die Dinge des Gesundheitssystems. Denn die Patienten können ihre Situation nicht fassen. Auch Angehörige sind häufig überfordert. Der Schlag kommt so plötzlich und ändert alles. Da tauchen tausend Fragen auf einmal auf: Was gibt es zu erledigen? Wie läuft die Versorgung ab? Wo kommen Hilfsmittel her?

Der Job beginnt in den ersten Tagen nach dem Schlaganfall im Krankenhaus. Nach Absprache mit den Ärzten besuche ich die Patienten. Wir besprechen, welche Ziele der Patient sich setzt und mit welchen Maßnahmen sie sich erreichen lassen. Viele wollen nur wieder gehen, andere wieder Auto fahren. Oft müssen sie ihre Lebensgewohnheiten umstellen, etwa das Rauchen aufgeben. Ich motiviere sie, sich an ihren Therapieplan zu halten. Dafür brauche ich viel Einfühlungsvermögen und Kommunikationsfähigkeit. Da zehre ich von meiner Ausbildung als Ergotherapeutin.

Aktuell arbeiten rund 30 Schlaganfall-Lotsen in Modellprojekten in Deutschland. Die meisten haben einen ähnlichen Hintergrund wie ich. Jeder Lotse erhält eine 160-stündige Case-Management-Schulung. Noch finanzieren die Kassen einen Schlaganfall-Lotsen nicht. Ich hoffe, dass es zur Regelversorgung wird. Denn durch Lotsen schließen mehr Patienten ihre Therapien ab, und die Gefahr eines Folgeschlags sinkt. Das sollte die Kosten im Gesundheitssystem senken.

Aber das Finanzielle ist nicht meine Motivation. Ich sehe die Not der Menschen, da will ich helfen. Das Projekt läuft dieses Jahr aus. Ich habe vieles daraus mitgenommen und bin jetzt in der Stiftung für die Patientenkommunikation zuständig.

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