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Die Kunst trotzt der Pandemie Magazin Mitbestimmung

Stipendiaten: Die Kunst trotzt der Pandemie

Ausgabe 02/2021

Künstler sind systemrelevant. Sie helfen, unser Zusammenleben zu reflektieren, wenn der Alltag sich neu gestaltet und die Erfahrung versagt. Wir zeigen Kunst zur Coronakrise von ehemaligen Stipendiaten der Hans-Böckler-Stiftung. In einem „Call for Artists“ hat die Stiftung im Juni 2020 um künstlerische Beiträge gebeten. Jedes Kunstwerk wurde mit 850 Euro vergütet. Wir stellen vier Werke vor. Von Nicola Funk, Kay Meiners und Maren Knödl.

  • Die Erde ist ein Ballon
    Die Erde ist ein Ballon: Die aus filigranem Papier und Garn genähte Erde von Darja Eßer ist dem Prinzip japanischer Papierballons nachempfunden. Sie erhält ihre Form, indem sie mit Atemluft aufgeblasen wird. Das Atmen und der damit verbundene Gasaustausch sind eine unmittelbare Verbindung zwischen Mensch und Natur. So rasant, wie sich das Virus in den Körpern Erkrankter ausbreitet, so unmittelbar zeigen sich auch die globalen Auswirkungen der Coronapandemie: Flugzeuge bleiben auf der Erde, der Individualverkehr ist eingeschränkt und der Konsum zeitweise zurückgefahren. Die Weltkugel atmet auf. Darja Eßer, geboren 1987 in Bonn, lebt und arbeitet ebendort. Sie war von 2013 bis 2020 Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung. Titel der Arbeit: Weltkugel (2018)
  • Dom/Corona (2020)
    Ein seltenes Bild: Normalerweise ist der Kölner Dom Treffpunkt für Feierwütige, Schauplatz für Demonstrationen und Fotomotiv für Touristen. Zwei Wochen, nachdem Bund und Länder im April 2020 die Kontaktsperre für den öffentlichen Raum beschlossen haben, wirken die Domplatte und der Bahnhofsvorplatz allerdings wie ausgestorben. Einer der belebtesten Plätze der Stadt ist mit einem Mal leer gefegt. Constantin Meyer hält dieses seltene Bild des unverstellten Kölner Wahrzeichens für immer fest. Auf seinen Fotos legt er die Stadtbild prägende Architektur des Doms frei. Constantin Meyer, geboren 1971 in Wuppertal, lebt und arbeitet in Köln. Er war von 1994 bis 1999 Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung. Titel der Arbeit: Dom/Corona (2020)
  • Future proof #27
    Im Kaleidoskop: Noch mehr als die Auswirkungen der Pandemie beunruhigte Katja Pudor im März 2020 der seit Wochen ausbleibende Regen. Würde der Wald noch einen trockenen Sommer überstehen? Pudor zeigt uns aber nicht die leidende Natur, sondern Rätselbilder wie aus dem Kaleidoskop – Collagen aus Architektur- und Naturfragmenten, die eine Frage aufwerfen: Wie verhalten wir uns gegenüber der verbleibenden Natur? Ob ihr Werk als Appell oder als ein dystopischer Zukunftsentwurf interpretiert werden soll, lässt die Künstlerin offen. Katja Pudor wurde 1965 in Berlin geboren; dort lebt und arbeitet sie auch. Sie war von 1999 bis 2005 Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung. Titel der Arbeit: Future proof #27 (2020)
  • Line of thoughts (2020)
    Uraltes Handwerk: Das Traditionshandwerk des Köhlern setzt Ulrike Mohr als Mittel der Kunst ein. In dieser Arbeit ordnet sie Kohleschindeln frei schwingend im Raum an. Sie sollen das Verhältnis zwischen Mensch und Natur symbolisieren, das sich stets verändert. Der Mensch greift in empfindliche Ökosysteme ein, während die Natur sich neuen Gegebenheiten anpasst. Wenn ein Luftstrom die Schindeln zum Klingen bringt, erinnert das empfindliche Material nicht mehr nur an ein Dach, sondern wirkt gleichzeitig zerbrechlich. Wer schützt hier wen? Ulrike Mohr, geboren 1970 in Tuttlingen, lebt und arbeitet in Berlin. Sie war von 1999 bis 2003 Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung. Titel der Arbeit: Line of thoughts (2020)

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