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HBS Böckler Impuls

Währungskrise: Schwache US-Wirtschaft lässt andere Währungen steigen

Ausgabe 16/2010

Droht nach der Finanz-, der Wirtschafts- und der Schuldenkrise nun eine Währungskrise? "Die Gefahr ist tatsächlich gegeben", warnt IMK-Ökonomin Silke Tober. Und wie bei den Abwertungswettläufen der 1930er-Jahre könnten auch diesmal Handelsbeschränkungen eingeführt werden.

Momentan fließt wegen der anhaltenden Schwäche der US-Wirtschaft Kapital vermehrt in andere Staaten wie Japan, Brasilien oder Thailand. Deren Währungen haben bereits kräftig aufgewertet, was Exportprodukte dieser Länder auf dem Weltmarkt teurer, Importe aber billiger macht. Ihre Zentralbanken und Regierungen versuchen nun, den Außenwert der heimischen Währung zu drücken - zum Beispiel über den Kauf ausländischer Devisen oder höhere Steuern für ausländische Finanzinvestoren. Exportweltmeister China hat den Außenwert seiner Währung weitgehend fixiert. Das Land wertet nur sehr langsam auf und hält so den Wechselkurs künstlich niedrig.

In vielen Ländern ist nach der Krise die wirtschaftliche Erholung noch so wacklig, dass niemand Interesse an einer Aufwertung seiner Währung hat. Ohne ein währungspolitisches Entgegenkommen Chinas dürften aber eine Überwindung der Wirtschaftskrise und insbesondere ein Abbau der weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte kaum möglich sein, analysiert Tober. Dies gilt auch für die anderen Länder mit ausgeprägten Leistungsbilanzüberschüssen.

Deutschland hat zwar keine unterbewertete Währung, infolge der langjährigen Lohnzurückhaltung und des damit einhergehenden Zuwachses an internationaler Wettbewerbsfähigkeit aber ebenfalls chronische Leistungsbilanzüberschüsse. Daher empfiehlt die Ökonomin eine Strategie, die die deutsche Wirtschaft einerseits weniger anfällig für Krisen auf dem Weltmarkt macht und andererseits einen Beitrag zum Abbau der Verwerfungen in der Weltwirtschaft leistet: Wenn die Bundesrepublik mit expansiver Fiskalpolitik die Binnennachfrage stützt, erhöht das die Chancen auf einen nachhaltigen Aufschwung, der auch den Handelspartnern in Europa und den USA nützt.

Noch besser wäre ein multilaterales Abkommen, bei dem die Länder ihre Wirtschaftspolitik in Einklang mit dieser Strategie abstimmen. Denn weder die USA noch Euroland können angesichts der unterausgelasteten Kapazitäten gegenwärtig die geldpolitischen Zügel straffen.

  • Wegen der anhaltenden Schwäche der US-Wirtschaft fließt vermehrt Kapital in andere Staaten wie Japan oder Brasilien, deren Währungen deshalb aufwerten. Exportweltmeister China hat den Außenwert seiner Währung weitgehend fixiert und hält so den Wechselkurs künstlich niedrig. Zur Grafik

Silke Tober ist Expertin für Geldpolitik im IMK.

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