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HBS Böckler Impuls

Pflege: Mit Qualität gegen Schwarzarbeit

Ausgabe 10/2005

Hilfs- und Pflegebedürftigkeit sind teuer, Schwarzarbeit blüht in diesem Bereich. Wie können trotzdem reguläre Arbeitsplätze in dem wachsenden Markt entstehen? Nur mit professionellen, hochwertigen Angeboten, sagt ein Gutachten für den Altenbericht der Bundesregierung. Dann sind bei den haushaltsnahen Dienstleistungen für Ältere 650.000 Arbeitsplätze drin.

Der Bedarf an haushaltsnahen Dienstleistungen steigt: Die Zahl der Älteren wächst, mehr Frauen gehen einer Erwerbsarbeit nach, immer mehr Menschen leben als Singles oder Alleinerziehende. Haushaltsreinigung, Wäschepflege, Einkaufen, Reparaturen, Versorgung von Hilfsbedürftigen und natürlich die Pflege von Älteren und kranken Angehörigen - das sind Arbeiten, die immer stärker nachgefragt werden.


Trotzdem expandiert der Markt für solche Dienstleistungen bisher nicht in großem Ausmaß. Das Problem: Die Zahlungsbereitschaft hat sich nicht im selben Tempo mitentwickelt. Weil die angebotenen Dienstleistungen als zu teuer gelten, weichen viele in Nachbarschaftshilfe und Schwarzarbeit aus. Schätzungsweise 50.000 bis 60.000 illegale polnische Pflegekräfte machen für 500 bis 800 Euro im Monat in deutschen Haushalten Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Dieselbe Leistung würde legal 3.000 bis 5.000 Euro kosten.


In einer Expertise für den Altenbericht der Bundesregierung hat Dr. Claudia Weinkopf, Forschungsdirektorin am Gelsenkirchener Institut Arbeit und Technik, die Möglichkeiten für Arbeitsplätze in diesen Dienstleistungen untersucht. Ihre Hauptthese: Legale Anbieter können sich gegen den Schwarzmarkt nur durchsetzen, wenn ihre höheren Kosten mit deutlich höherer Qualität einhergehen. Dabei gilt es, Vorteile auszuspielen, die illegale Helfer nicht haben. Weinkopf führt an:

  • Öffentliche Präsenz/Verfügbarkeit: Die Hilfe muss der Zielgruppe bekannt und verfügbar sein. Schwarzarbeiter können viele Werbekanäle nicht benutzen.

  • Zuverlässigkeit: Für Ältere ist Vertrauen ein besonders wichtiges Kriterium, daher dürfen die Ansprechpartner nicht zu häufig wechseln.

  • Sozialkontakt: Ältere legen großen Wert auf eine angenehme Atmosphäre während der Dienstleistung. Das ist oft eine große Chance für ältere Beschäftigte.

  • Verbunddienstleistungen: Ältere Menschen wollen nicht wegen jedes Problemchens neu nach Lösungen suchen, sondern wünschen Pakete aus einer Hand - auch bei handwerklichen Diensten. Dienstleistungsagenturen und Kooperationen können das bieten.

  • Qualifikation: Dienstleistungen für Ältere erfordern häufig Kenntnisse, die erlernt werden müssen.

  • Seniorenspezifische Ausgestaltung von Angeboten: Dienstleister können besonders auf die Bedürfnisse Älterer eingehen. Beispiel sind die Senioren-Supermärkte in Österreich. Mit rutschfesten Böden, größerer Schrift, dem Angebot kleinerer Portionen und älteren Mitarbeitern steigerte eine Handelskette den Umsatz um 20 Prozent.

Kommunen können solche Angebote unterstützen. Eine Chance für die kommunale Arbeitsmarktpolitik.

  • Hilfs- und Pflegebedürftigkeit sind teuer, Schwarzarbeit blüht in diesem Bereich. Wie können trotzdem reguläre Arbeitsplätze in dem wachsenden Markt entstehen? Nur mit professionellen, hochwertigen Angeboten, sagt ein Gutachten für den Altenbericht der Bundesregierung. Dann sind bei den haushaltsnahen Dienstleistungen für Ältere 650.000 Arbeitsplätze drin. Zur Grafik

Dr. Claudia Weinkopf: Haushaltsnahe Dienstleistungen für Ältere; Institut Arbeit und Technik Gelsenkirchen, Januar 2005
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