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Anna Lafrentz erkundete mithilfe der Hans-Böckler-Stiftung Nairobis Kunstszene. Jetzt hat sie sich selbstständig gemacht. Stipendien

Altstipendiatin: Die Kulturmanagerin

Ausgabe 01/2020

Anna Lafrentz ist überzeugt: Kunst kann die Welt zum Besseren verändern. Als selbstständige Kulturmanagerin will sie ihren Beitrag dazu leisten. Von Marc von Lüpke

In Hamburg, da bin ich zu Haus“, sang einst Hans Albers. Anna Lafrentz kann nur zustimmen: „Ich liebe diese Stadt!“ Und nicht zuletzt den FC St. Pauli. Für Lafrentz ist dessen Spielstätte, das Millerntor-Stadion, mehr als ein Ort, an dem Fußball gespielt wird. Die Kunsthistorikerin hat lange dort gearbeitet, denn das Stadion ist jährlich Schauplatz der „Millerntor Gallery“, initiiert vom FC St. Pauli und dem Verein Viva con Agua.

„Viva con Agua setzt sich dafür ein, dass Menschen überall auf der Welt sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht“, erklärt Lafrentz. „Seit 2012 habe ich mich dort engagiert.“ Zunächst, indem sie als Studentin bei Heimspielen Becher einsammelte. Der Pfandbetrag kommt den Wasserprojekten des Vereins zugute. „Die Millerntor Gallery ist ein anderes Projekt, um Spenden und Aufmerksamkeit zu generieren“, so Lafrentz.

Einmal im Jahr verwandelt sich das Millerntor-Stadion dabei in eine Kunstgalerie, es gibt Konzerte und Kulturveranstaltungen. Ein Großteil der Gewinne fließt in die Arbeit von Viva con Agua. „Es ist ein großer Erfolg“, erinnert sich Lafrentz. „Seit der ersten Millerntor Gallery 2011 kommen immer mehr Künstler, die Besucherzahl wächst ebenfalls stetig.“ Auch ein Verdienst der Kulturmanagerin, die mit dem Projekt gewachsen ist. Zunächst arbeitete Lafrentz ehrenamtlich bei der Organisation mit, später in Festanstellung. Seit 2016 kuratierte sie schließlich die Ausstellung. Zusätzlich übernahm sie im gleichen Jahr die Kuration der Parallelveranstaltung „Widerkunst“ in Berlin sowie 2017 dann die der Millerntor Gallery im ugandischen Kampala.

Woher aber stammt Lafrentz’ Begeisterung für Kunst? In Hamburg geboren, zog die heute 32-Jährige später mit ihren Eltern nach Rheinland-Pfalz und studierte in Heidelberg. „Ich bin wegen meiner ersten großen Liebe dorthin gezogen“, so Lafrentz. Das ging vorbei, geblieben ist das Fach Kunstgeschichte, in dem sie ihren Bachelor machte. Anschließend zog sie nach Hamburg, pendelte von dort aus nach Bremen, um einen Masterstudiengang Kunst und Kulturvermittlung zu belegen.

Die eindrücklichste Erfahrung machte Lafrentz zuvor allerdings weit entfernt. Sie absolvierte ein Praktikum im kenianischen Nairobi. „Ich war sehr beeindruckt von Nairobis Kulturszene.“ So beeindruckt, dass sie dort arbeiten wollte. Möglich wurde dies durch die studentische Projektförderung der Hans-Böckler-Stiftung. Mit einer Mitstipendiatin reiste Lafrentz nach Nairobi, lernte verschiedene Kunstformen kennen von der bildenden Kunst bis zum Film. Ergebnis war ein Katalog, dessen Publikation die Hans-Böckler-Stiftung auch förderte. „Unser Ziel war es, das alte Bild von Giraffen vor dem Sonnenuntergang als Symbol für afrikanische Kunst aufzulösen.“ Lafrentz ist der Stiftung sehr dankbar: „Ich habe von dort viele inhaltliche Impulse erhalten.“ Sich hier zu bewerben lag nahe, schließlich ist Lafrentz Verdi-Mitglied, seit sie 16 Jahre alt war. „Die Gewerkschaft wurde mir in die Wiege gelegt“, sagt sie. Ihre Mutter arbeitete bei ÖTV und Verdi. Eine Frage hat Lafrentz während ihres Studiums, ihrer Zeit in Kenia und der Arbeit bei der Millerntor Gallery besonders beschäftigt: In welchem Verhältnis stehen Politik und Kunst, wie kann das eine das andere beeinflussen? Lafrentz hat einen festen Glauben: „Ich bin überzeugt, dass Kunst und Kultur das Potenzial besitzen, die Welt zu verändern.“

Dieser Frage geht sie nun auf anderem Wege nach: Anna Lafrentz hat einen Neuanfang gewagt. Sie hat sich letztes Jahr selbstständig gemacht und unterstützt nun Kunstschaffende sowie Organisationen als freie Kulturmanagerin. Sie bietet jetzt vor allem Projektmanagement für Kunst- und Kulturformate an.

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