Forschungsprojekt: Gewerkschafter/- innen als Akteure

der Zeitgeschichte - Sicherung und mediale Präsentation biografisch-digitaler Quellen zur Geschichte der Gewerkschaften

Projektziel

In Ergänzung der Interviews aus dem Projekt „Individuelle Erinnerung und gewerkschaftliche Identität“ (2012–2014) wurden zehn Interviews mit gewerkschaftlichen Zeitzeug_innen geführt. Insgesamt wurden 136 Oral-History-Quellen archivisch gesichert, die Internetseite www.zeitzeugen.fes.de erweitert und Vorarbeiten für ein standardisiertes Datenmodell zur Erschließung solcher Quellen unternommen.

Projektbeschreibung

Kontext

Das Projekt war angesiedelt im breiter werdenden Forschungskontext zur (Zeit-)Geschichte der Arbeitswelten und der Gewerkschaften und dem wachsenden Interesse an Oral-History-Quellen. Durch die Sicherung und Erhebung von Zeitzeugeninterviews mit Gewerkschafter_innen erweitert das AdsD seit einigen Jahren seine gewerkschaftlichen Quellenbestände um audio- und videografierte Interviews mit Zeitzeug_innen. Angesichts zumeist fehlender autobiografischer Nachlässe ermöglichen insbesondere Interviews Forschungen aus einer akteurszentrierten Perspektive. Das Ziel des Projekts war es, durch Quellenproduktion und -sicherung handlungsorientierte Sichtweisen auf die Geschichte der Gewerkschaften und damit kulturgeschichtlich interessierte Politik, Sozial- und Organisationsgeschichtsschreibung der Gewerkschaften zu ermöglichen und anzuregen.

Fragestellung

Das Projekt verfolgte mehrere miteinander verbundene Zielsetzungen. Erstens betrieb es durch Übernahme audio(visueller) Quellen aus verschiedenen Interviewprojekten mit ehrenamtlich aktiven und hauptamtlichen Gewerkschafter_innen deren Langzeitarchivierung. Zweitens wurde durch die Präsentation Internet deren Engagement sichtbar gemacht. Drittens werfen zusätzlich erhobene Interviews mit vormaligen Gewerkschafter/-innen im Anschluss an das Projekt "Individuelle Erinnerung und gewerkschaftliche Identität" einen Blick auf die Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft seit den 1980er Jahren. Sie tragen dazu bei, die Sichtweise auf die Veränderungen der Gewerkschaftslandschaft vor und während der 2000er Jahre um eine akteurszentrierte Perspektive zu erweitern.

Untersuchungsmethoden

Das bestehende Set mit gewerkschaftlichen Spitzenfunktionsträger_innen wurde thematisch erweitert, bis dahin unterrepräsentierte Gewerkschaften wurden angesprochen und insbesondere weitere Interviews mit Kolleginnen geführt. Es handelte sich um lebensgeschichtliche Interviews, erweitert um einen leitfadengestützten Anteil zur Gewerkschaftsgeschichte. Im zweiten Projektteil wurden Interviews mit Gewerkschafter_innen aus Drittprojekten archivisch gesichert (Übernahme der Interviews, Einholung von Einverständniserklärungen, archivfachliche Verzeichnung und Sicherung). Die thematische Erweiterung des Oral-History-Bestandes erforderte die inhaltliche und gestalterische Überarbeitung des Internetportals "Zeitzeugen der Gewerkschaften" (www.zeitzeugen.fes.de). Als forschungsanregendes Problem kristallisierte sich drittens die fehlende Standardisierung in der Erfassung von Oral-History-Quellen heraus.

Darstellung der Ergebnisse

Das bestehende Set an 31 Interviews wurde um zehn Interviews ergänzt, 116 Quellen aus fünf Provenienzen wurden integriert. Daneben führten Mitarbeiter_innen des AdsD weitere 20 Interviews in anderen Projektkontexten. Insgesamt befinden sich derzeit 177 Interviews in der Zeitzeugensammlung des AdsD, von denen momentan 115 auf der Grundlage von Einverständniserklärungen zugänglich und über den iServer (http://www.fes.de/lnk/133) recherchierbar sind. Die Internetseite www.zeitzeugen.fes.de wurde technisch-gestalterisch überarbeitet und bietet derzeit knapp 270 Interviewsequenzen von rund 90 gewerkschaftlichen Zeitzeug_innen, die über thematische, regionale und zeitliche Filter recherchierbar sind. Für die Abstimmung unter den heterogenen Institutionen mit Oral-History-Beständen (Museen, Archive, Forschungseinrichtungen) über ein archivfachlich und wissenschaftlich tragfähiges Datenmodell wurde ein Projektkonzept entwickelt, dass sich an den unterschiedlichen Kontexten und divergierenden Ressourcen potentiell interessierter Einrichtungen orientiert.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Anja Kruke
Friedrich-Ebert-Stiftung e. V.
Public History

Bearbeitung

Dr. Tobias Kühne
Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. Archiv der sozialen Demokratie, Ref Public History

PD Dr. Stefan Müller
Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. Archiv der sozialen Demokratie

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung