Forschungsprojekt: Partizipative und prospektive Arbeitsgestaltung - reloaded

Analyse und Gestaltung von Arbeitstätigkeiten im Kontext von Digitalisierung und Industrie 4.0

Projektziel

Die Vision der Industrie 4.0. erzeugt Unsicherheit – auch in den Unternehmen, die den digitalen Wandel vorantreiben sollen. In dieser Phase gilt es, basierend auf arbeitswissenschaftlichen Analysen Gestaltungsempfehlungen abzuleiten. Das Projekt widmet sich in Fallstudien in produzierenden Unternehmen den klassischen Analyseverfahren, zeigt Anpassungsbedarfe auf und generiert Gestaltungsbeispiele.

Projektbeschreibung

Kontext

Das Vorhaben steht im Kontext von Digitalisierung und Industrie 4.0. Indem es die tätigkeitsbezogenen Auswirkungen in den Blick nimmt, unterstützt das Projekt die Offenlegung und die Ausschöpfung von Potenzialen der Beteiligung im Rahmen einer vorausschauenden, lern- und entwicklungsförderlichen Arbeitsgestaltung. Analyse, Bewertung und Gestaltung von Arbeitstätigkeiten gehören zu den Kernaufgaben der Arbeitswissenschaft. Die dabei zur Anwendung kommenden Kriteriensysteme schließen neben der Ausführbarkeit, Schädigungslosigkeit und Beeinträchtigungsfreiheit auch Kriterien der Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung sowie Standards sozialer Angemessenheit mit ein, um die Selbstbestimmung der Beschäftigten sowie deren berufliche und gesellschaftliche Teilhabe zu gewährleisten und eine nachhaltige Zukunftsgestaltung zu befördern. Vor diesem Hintergrund sollen Veränderungen von Arbeitstätigkeiten evaluiert werden.

Fragestellung

Ziel des Vorhabens ist es, die Eignung von klassischen Verfahren und Instrumenten der Arbeitsanalyse und -gestaltung für den Einsatzkontext zu untersuchen und notwendige Anpassungsbedarfe aufzuzeigen. Hierzu werden u.a. diese Fragestellungen adressiert: Welche Auswirkungen haben Veränderungen durch Industrie 4.0-/Digitalisierungskonzepte auf die Vollständigkeit von Produktionstätigkeiten? Haben sich Tätigkeiten, vor allem im Hinblick auf Kriterien, die der Beurteilungsebene der Persönlichkeitsentfaltung/-entwicklung zuzuordnen sind, bereits verändert oder bieten sich Potenziale für entsprechende, positiv gerichtete Veränderungen? Können monotone Tätigkeiten um Elemente der Planung und Kontrolle erweitert und die Beteiligungs- und Selbststeuerungsmöglichkeiten verbessert werden? Oder reduzieren sich die Potenziale für eine motivations- und persönlichkeitsförderliche Arbeitsgestaltung? Wie müssen adäquate Instrumente zur partizipativen und prospektiven Arbeitsgestaltung gestaltet sein?

Untersuchungsmethoden

Im Vorhaben sollen sechs Fallstudien in mindestens zwei, maximal sechs verschiedenen produzierenden Unternehmen durchgeführt werden. Betrachtet werden sollen sechs typische Produktionstätigkeiten, die unterschiedlichen Arbeitsformen und Aufgabenbereichen (z.B. manuelle Arbeit, Maschinenbedienung, Instandhaltung) zugeordnet werden können und Gegenstand eines digitalen Veränderungsprozesses sind. Zur Arbeitsanalyse werden mehrere existierende Instrumente vergleichend eingesetzt, die unterschiedliche Erhebungsmethoden vorsehen (z.B. Dokumentenanalyse, Beobachtungsinterview). Die Erfahrungen mit den eingesetzten Verfahren münden in arbeitswissenschaftlich evaluierte Fallbeispiele sowie in Erkenntnisse, die eine Beurteilung der Eignung der Instrumente ermöglichen und Anpassungsbedarfe für die partizipative und prospektive Arbeitsgestaltung offenlegen. Die Erkenntnisse sollen in Form eines Lastenheftes konsolidiert und in einem webbasierten Demonstrationstool verwertbar gemacht werden.

Darstellung der Ergebnisse

Im Projekt wurden eine Interviewstudie sowie sechs Fallstudien durchgeführt. Unter Einsatz von arbeitswissenschaftlichen Analyseverfahren konnte ein breites Spektrum an Arbeitstätigkeiten analysiert und in Bezug auf Humankriterien (z. B. Vollständigkeit, Autonomiegrad) bewertet werden. Zu den betrachteten Tätigkeiten zählen u. a. die Kommissionierung, die Arbeitsvorbereitung und die Maschinenbedienung. Die Bandbreite an digitalen Systemen reicht von Datenbrillen über KI-basierte Assistenzsysteme bis hin zu Softwaresystemen mit Tablet-Unterstützung. Im Ergebnis zeigen sich sowohl positive als auch negative Auswirkungen von Digitalisierung, aber selbst dort, wo die Auswirkungen marginal sind, werden Gestaltungsbedarfe und -spielräume offensichtlich. Die Studienergebnisse und die Erfahrungen aus dem Einsatz der Analyseverfahren unterstreichen den Bedarf nach einem einfachen Unterstützungsinstrument für die Gestaltung und Bewertung von Arbeit. Im Projekt wurde ein webbasiertes Tool prototypisch entwickelt, das in frühen Phasen von Digitalisierungsprojekten den partizipativen Entwurf und die Bewertung von Arbeitstätigkeiten – zumindest auf dem Niveau eines Screenings – unterstützt.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Susanne Mütze-Niewöhner
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Institut für Arbeitswissenschaft
s.muetze@iaw.rwth-aachen.de

Prof. Dr. Verena Nitsch
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Institut für Arbeitswissenschaft
v.nitsch@iaw.rwth-aachen.de

Bearbeitung

Max Duisberg
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Institut für Arbeitswissenschaft
m.duisberg@iaw.rwth-aachen.de

Benedikt Latos
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Institut für Arbeitswissenschaft
b.latos@iaw.rwth-aachen.de

Kontakt

Dr. Stefan Lücking
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
stefan-luecking@boeckler.de

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen