Projektbeschreibung
Kontext
Zu den existenziellen Grundbedürfnissen des Menschen gehört das „Wohnen“. Egal in welchem Lebensabschnitt – ob bei Familiengründung, Trennung oder Ruhestandsübergang – das Wohnen muss erschwinglich und flexibel sein. Jedoch scheint ein sorgenfreies Wohnen in Deutschland oftmals nicht mehr für alle möglich: In den letzten zehn Jahren sind die Mieten deutschlandweit fast um die Hälfte gestiegen; die Kaufpreise für Wohneigentum haben sich verdoppelt. Im Zuge dieser Veränderungen ist immer öfter die Rede von den steigenden Wohnkosten als ein neues soziales Risiko, welches noch stärkerer wohlfahrtsstaatlicher Regelungen bedarf, damit die aus einer Wohnkostenüberbelastung entstehenden Probleme wie geringere soziale Teilhabe abgefedert werden.
Fragestellung
Um das neue soziale Risiko der Wohnkostenüberbelastung besser zu verstehen und passgenauere wohlfahrtsstaatliche Regelungen zu entwickeln, ergänzen wir im Projekt die klassische soziale Ungleichheits-Perspektive um die Lebensverlaufsperspektive. Wir untersuchen daher nicht nur die Konsequenzen von steigenden Wohnkosten für unterschiedliche sozioökonomische Gruppen, sondern berücksichtigen auch zahlreiche Faktoren im individuellen Lebensverlauf, die über Dynamiken im Wohnraumbedarf sowie die Möglichkeiten diesen Bedarf zu decken, bestimmen. Somit analysieren wir, ob unterschiedliche Lebensverlaufsereignisse – wie Familiengründung oder -trennung – für Individuen seit den 1990er Jahren Unterschiede und Ungleichheiten in der Wohnkostenbelastung hervorbringen. Mit dem Projekt generieren wir Erkenntnisse über Ursachen, Ausmaß und Muster der Betroffenheit des neuen sozialen Risikos Wohnkostenbelastung und ergänzen die Forschungsliteratur.
Untersuchungsmethoden
Unsere Untersuchungen basieren auf den Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) der Jahre 1993 bis 2023. Die Dynamik der Wohnkostenbelastung und -überbelastung im gesamten Lebensverlauf sowie der Auswirkungen verschiedener Lebensverlaufsereignisse auf die Wohnkosten(über)belastung werden mittels deskriptiver und modellbasierter Längsschnittanalysen untersucht. Die zu erklärenden Größen sind die Wohnkostenbelastung (Anteil des monatlichen Haushaltsnettoeinkommens, der für das Wohnen aufgewendet wird) und Wohnkostenüberbelastung (wenn >40 % des monatlichen Haushaltseinkommens für das Wohnen aufgewendet wird). Als erklärende Variablen beziehen wir verschiedene Lebensverlaufsereignisse und -übergänge und weitere gängige sozio-ökonomische, demografische und regionale Faktoren mit ein.