Forschungsprojekt: Perspektiven für die Reifenindustrie in Deutschland

Projektziel

Ziel der vorliegenden Studie war es, ein aussagekräftiges Bild der aktuellen Situation und zukünftigen Perspektiven der Reifenindustrie in Deutschland zu zeichnen. Hierfür wurden industriespezifische Teilaspekte der Branchen- und Kostenstrukturen, der Nachfrage- und Absatzmarktstrukturen sowie der Standort- und Wettbewerbsbedingungen anhand von verschiedenen Leitfragen analysiert.

Projektbeschreibung

Kontext

Die vergleichsweise homogene, hochkonzentrierte und wettbewerbsintensive Branche zur „Herstellung und Runderneuerung von Bereifungen“ (kurz: Reifenindustrie) in Deutschland umfasste Ende 2023 laut dem Statistischen Bundesamt 24 Betriebe, die 14.985 Mitarbeitende beschäftigten und rund 5,6 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2023 erwirtschafteten. In Anbetracht dieser Branchenkennzahlen alarmierten die jüngsten Ankündigungen von in Deutschland tätigen Großunternehmen wie Goodyear und Michelin, in den kommenden Jahren (bis 2027) vier Reifenwerke komplett und eine weiteres Reifenwerk zum Teil schließen und über 3.000 Stellen abbauen zu wollen. Als Begründung für die Standortschließungs- und Stellenabbaumaßnahmen führten die betroffenen Unternehmen an, dass man Überkapazitäten abbauen, die Produktion mit der Nachfrage in Einklang bringen, die Kostenstruktur durch Stellenabbau und Standortschließungen verbessern und die Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität langfristig sichern müsse.

Fragestellung

Die Kernfrage der Studie lautete vor dem Hintergrund der Unternehmensankündigungen und Branchenentwicklungen, welche kurz-, mittel- und langfristigen Perspektiven die Reifenindustrie in Deutschland besitzt. Hierfür wurden industriespezifische Teilaspekte der Branchen- und Kostenstrukturen, der Nachfrage- und Absatzmarktstrukturen sowie der Standort- und Wettbewerbsbedingungen analysiert. Die gewonnenen Erkenntnisse, die brancheninterne Stärken und Schwächen sowie branchenexterne Chancen und Risiken beinhalteten, wurden in Form einer Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse (engl. SWOT für Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats) zusammengefasst. Die auf diese Weise generierte SWOT-Analyse erlaubte schließlich die Ableitung von Handlungsmaßnahmen für die Unternehmen und Handlungsempfehlungen für die Politik.

Untersuchungsmethoden

Die Studie kombinierte deskriptive (beschreibende), explanative (erklärende) und explorative (erkundende) Forschungselemente. Aus deskriptiver Sicht interessierten die bisherige Branchenentwicklung und aktuelle Branchensituation der Reifenindustrie in Deutschland. Durch die Recherche und Analyse von qualitativen und quantitativen Informationen konnten zunächst relevante Branchenmerkmale und -trends identifiziert werden. Im Fokus der explanativen Perspektive stand der Versuch, auf Basis der im ersten Schritt gewonnenen deskriptiven Erkenntnisse die Begründung der Stellenabbau- und Standortschließungsmaßnahmen (Phänomen) der Unternehmen bestätigen oder widerlegen zu können. Aus explorativer Sicht stand schließlich die Frage im Fokus, welche Perspektiven sich der Reifenindustrie in Deutschland unter Berücksichtigung der deskriptiven und explanativen Erkenntnisse bieten. Im Fokus standen hierbei die Inhalte der SWOT-Analyse und die hieraus abgeleiteten Handlungsmaßnahmen und -empfehlungen.

Darstellung der Ergebnisse

Im Ergebnis zeigte sich, dass sich der Reifenindustrie am Standort Deutschland erfolgversprechende Perspektiven bieten. Ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland vorausgesetzt muss die Branche hierfür ihre Stärken gezielt einsetzen und weiter ausbauen und am Abbau ihrer Schwächen arbeiten, um die sich im Branchenumfeld bietenden Chancen nutzen und drohenden Risiken abwenden zu können. Dieser Prozess kann auch mit entsprechenden politisch gesetzten Rahmenbedingungen unterstützt werden. Neben gezielten Investitions- und Innovationsanreizen, der Gewährleistung einer hohen Planbarkeit für Investitionen kann auch die Senkung verschiedener Kostenbelastungen, z.B. im Bereich der Energiekosten hilfreich sein. Im Sinne einer Sowohl-als-auch-Strategie müssten Industrie und Politik unter Einbindung aller Interessenvertretungs- und Mitbestimmungsgremien gemeinsam branchenspezifische Standortlösungen entwickeln und realisieren, um die nachhaltige Zukunft einer starken Reifenindustrie am Standort Deutschland langfristig zu sichern.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Henrik Steinhaus
excellence in change gmbh & co. kg

Bearbeitung

Stephan Kraft
excellence in change gmbh & co. kg eic partner

Steffen Manzer
excellence in change gmbh & co. kg eic partner

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung

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