Forschungsprojekt: (Re-)Organisation des Schienenpersonenfernverkehrs

Ökonomisch-juristische Analysen zur (Re-)Organisation des SPFV in Deutschland

Projektziel

Das breit akzeptierte Ziel der Einführung des sogenannten Deutschlandtakts konfligiert mit dem bestehenden Organisationsmodell eines freien Marktzugangs im Schienenpersonenfernverkehr (SPFV). In diesem Kontext werden in dem Forschungsvorhaben Analysen zur (Re-)Organisation des SPFV mit dem Ziel der Ableitung von Reformoptionen durchgeführt.

Projektbeschreibung

Kontext

Die aktuelle Organisation des SPFV ist maßgeblich durch die sogenannte Bahnreform des Jahres 1994 und diverse EU-Vorgaben determiniert. Zentrale Elemente der Bahnreform im SPFV waren (i) die Ausrichtung der Fernverkehrssparte der Deutschen Bahn als (rein) betriebswirtschaftlich agierendes Unternehmen, (ii) die Implementierung rechtlicher Vorgaben zur Etablierung eines freien Marktzugangs bzw. Wettbewerbs im Markt sowie (iii) eine starke Abgrenzung zum – vom Anspruch der Daseinsvorsorge geprägten – Schienenpersonennahverkehr (SPNV).

In den vergangenen Jahren haben sich Stakeholder*innen und zuletzt auch die Bundespolitik für die Einführung eines sogenannten „Deutschlandtakts“ eingesetzt. Allerdings ist die Einführung des Deutschlandtakts nicht mit dem Organisationsmodell eines freien Marktzugangs im SPFV zu vereinbaren. In diesem Kontext werden in diesem Forschungsvorhaben Analysen zur Organisation des deutschen SPFV durchgeführt.

Fragestellung

In dem Forschungsvorhaben sollen drei zentrale Forschungsfragen beantwortet werden:

1) Welche Defizite und positiv hervorzuhebende Aspekte bestehen – auch Erfahrungen aus anderen (europäischen) Ländern berücksichtigend – bei der Organisation des deutschen SPFV?

2) Welche Reform- bzw. Handlungsoptionen für die Organisation des deutschen SPFV lassen sich identifizieren und wie sind diese bezüglich ihrer Effektivität hinsichtlich politischer Ziele und ihrer (Kosten-)Effizienz zu bewerten? Dabei sind alle Leistungsbereiche (Angebotsplanung, Fahrzeugbereitstellung und -finanzierung, Instandhaltung, Betrieb sowie Vertrieb) einzubeziehen und adäquate Arbeitsbedingungen der Beschäftigten als Nebenbedingung bzw. politisch definiertes Ziel zu berücksichtigen.

3) Welche Rechtsanpassungskosten liegen bei identifizierten Vorzugslösungen („first-best“) vor und welche ergänzenden alternativen Handlungsoptionen („second-best“) können (durch ökonomisch-juristische Analysen) entwickelt werden?

Untersuchungsmethoden

Die interdisziplinäre methodische Vorgehensweise in dem Forschungsvorhaben gestaltet sich wie folgt:

I) Konkretisierung der Fragestellungen des Forschungsvorhabens, Vertiefung des Zielsystems für die Bewertungen;

II) Aufnahme der technisch-systemischen und institutionellen Ausgangslage des SPFV-Sektors im Allgemeinen und in Deutschland im Speziellen;

III) Durchführung ökonomischer Analysen zur Organisation des SPFV-Sektors unter Anwendung grundlegender Erkenntnisse insbesondere der Institutionen-, aber auch der Wettbewerbs- und Wohlfahrtsökonomik;

IV) Analyse und Bewertung des Status quo der SPFV-Organisation in Deutschland sowie Integration internationaler und dabei insbesondere europäischer Erfahrungen;

V) Ableitung von Reformoptionen, wobei first-best- und second-best-Strategien (unter Annahme bestimmter rechtlicher Restriktionen) im Zusammenspiel von institutionenökonomischer und juristischer Expertise konzipiert werden, sowie kritische Diskussion und Analyse der Ergebnisse.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Thorsten Beckers
Bauhaus Universität Weimar Fakultät Bauingenieurwesen
Infrastrukturwirtschaft und -management (IWM)

Prof. Dr. Georg Hermes
Johann-Wolfgang-Goethe Universität FB Rechtswissenschaft

Bearbeitung

Holger Weiß
W2K Wurster Weiß Kupfer Rechtsanwälte

Hans Leister
Zukunftswerkstatt Schienenverkehr

Prof. Dr. Kai Nagel
BIT GmbH -Berliner Institut für Technologietransfer

Tim Becker
Bauhaus Universität Weimar Fakultät Bauingenieurwesen
Infrastrukturwirtschaft und -management (IWM)

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung