Projektbeschreibung
1. Kontext
Es spricht einiges dafür, dass Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen die nächste wichtige ‚Welle‘ von Technisierungs-, Automatisierungs- und Digitalisierungsprozessen der Arbeitswelt sein werden. Und auch wenn diese weder neue Technologien sind, noch in naher Zukunft alle hochge-steckten Erwartungen erfüllen werden, hat sich dennoch ihre politische und ökonomische Bedeutung in den letzten Jahren erhöht, was nicht zuletzt an einer Intensivierung der diskursiven Auseinandersetzungen mit dem Thema deutlich wird. Immer deutlicher wird auch, dass KI einige Problemlagen hinsichtlich Gender und ihren Verschränkungen mit anderen Ungleichheitskategorien aufweist. Dass Technologien nicht neutral sind, oftmals einen Bias oder Ungleichheit verstärkende Effekte haben können, ist einerseits bekannt, dass dies in KI und maschinellem Lernen immer schwieriger nach-zuweisen und zu verstehen ist, stellt die Gestaltung von Technik und Arbeitswelt dennoch vor neue Herausforderungen.
2. Fragestellung
Das Vorhaben verfolgt die Frage, welche Themenfelder, Ergebnisse und Analysen im aktuellen, internationalen wissenschaftlichen Forschungsstand sowie in öffentlichen Diskursen hinsichtlich der Relevanz von KI und maschinellem Lernen aus Geschlechterperspektiven für die Arbeitswelt und die konkreten Arbeitsbedingungen identifiziert werden. Hierbei wird ein intersektionales Verständnis zugrunde gelegt, d.h., dass Geschlecht grundsätzlich als verwoben mit anderen Ungleichheitskategorien verstanden wird. Ziel ist eine systematische Aufarbeitung des bisherigen internationalen Erkenntnis-standes, ein vertieftes Verständnis der relevanten Akteur:innen, ihrer Interessen, Forderungen und Konfliktfelder sowie der Schwachstellen bisheriger wissenschaftlicher und öffentlicher Auseinandersetzungen mit dem Themenfeld. Auf Grundlage der Ergebnisse wird auch diskutiert, welche Hand-lungsbedarfe daraus für betriebliche und politische Akteure entstehen.
3. Untersuchungsmethoden
Hierfür wird erstens der internationale Forschungsstand von 2015 bis 2020 systematisch erhoben und ausgewertet. Um zweitens den öffentlichen Diskurs zu analysieren, werden zum einen Beiträge einschlägiger Medien (insb. Tages- und Wochenzeitungen) für den gleichen Zeitraum hinzugezogen. Zum anderen werden Veröffentlichungen, Statements und Positionen von relevanten Akteur:innen erhoben, insbesondere von Gewerkschaften, Arbeitsgeberverbänden, Parteien, Ministerien, NGOs sowie frauen-, gender- und diversitypolitischen Akteur:innen. Regional wird sich die Erhebung auf europäische Akteur:innen und Dokumente beziehen und insbesondere die Debatten, Forderungen und Handlungsansätze auf Ebene der Europäischen Kommission einbeziehen. Ergänzend sollen 10–15 Expert:innen-Interviews geführt werden. Die Daten werden inhaltsanalytisch ausgewertet, um die identifizierbaren Themen zu strukturieren.