Forschungsprojekt: Erträge eines Studiums für beruflich Qualifizierte

Hochschulabsolvent*innen mit und ohne vorakademische Ausbildung im Vergleich

Projektziel

Etwa jede*r fünfte Absolvent*in eines Hochschulstudiums in Deutschland hat vor dem Studium zunächst eine Berufsausbildung absolviert. Im Mittelpunkt dieses Projekts stand die Frage, inwiefern sich eine Berufsausbildung vor Studienbeginn für Hochschulabsolvent*innen „auszahlt“. Dazu wurde der Berufserfolg von Hochschulabsolvent*innen mit und ohne vorakademische Ausbildung miteinander verglichen.

Projektbeschreibung

Kontext

Obwohl in Deutschland seit Jahrzehnten ein bedeutender Teil der Studierenden vor dem Studium eine Berufsausbildung absolviert, lagen vor Projektstart kaum aktuelle, zum Teil auch nur wenig belastbare Erkenntnisse dazu vor, mit welchen beruflichen Erträgen eine doppelte Qualifizierung aus nicht-tertiärer Berufsausbildung und späterem Studium verbunden ist. Unberücksichtigt blieb in den Studien zu diesem Thema die durch den Bologna-Prozess angestoßene Studienstrukturreform.

Angesichts des hohen Fachkräftebedarfs in Deutschland handelt es sich um ein gesellschaftlich hoch relevantes Thema. Denn die Anpassung an sich wandelnde Qualifikationsanforderungen in Zeiten der Wissensgesellschaft kann nur gelingen, wenn eine Gesellschaft Menschen nach einer ersten Bildungs- und Erwerbsphase nicht nur den flexiblen Wiedereintritt ins Bildungssystem erlaubt, sondern wenn anschließend die erfolgreiche Rückkehr in den Arbeitsmarkt möglich ist, lebenslanges Lernen sich also auszahlt.

Fragestellung

Die zentrale Fragestellung des Projekts war, ob es systematische Unterschiede in den beruflichen Erträgen von Hochschulabsolvent*innen mit und ohne vorakademische Berufsausbildung gibt. Dabei sollte ein möglichst umfassendes und zugleich differenziertes Bild der Erträge von beruflich Qualifizierten gewonnen werden. Um dies zu erreichen, sah die Analysestrategie vor, (1.) die gesamte Gruppe der beruflich vorqualifizierten Hochschulabsolvent*innen (statt lediglich Teilpopulationen) in die Untersuchung einzubeziehen, (2.) die Vielfalt unterschiedlicher Qualifikationsprofile von Hochschulabsolvent*innen abzubilden, (3.) die Arbeitsmarkterträge mehrdimensional, d.h. anhand unterschiedlicher Facetten und (4.) zu verschiedenen Zeitpunkten im Erwerbsverlauf zu untersuchen und (5.) auf Basis verschiedener Jahrgänge zu überprüfen, ob sich das Ertragspotenzial beruflich-akademischer Qualifikationsprofile im Zeitverlauf verändert hat.

Untersuchungsmethoden

Grundlage für die quantitativen Analysen des Projekts waren die längsschnittlichen Daten der Absolventenstudien des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), mit dem sich die nachhochschulischen Lebenswege von Hochschulabsolventinnen und -absolventen ab dem Abschlussjahrgang 1997 abbilden ließen. Als multivariate Analyseverfahren kamen die in der soziologischen Ungleichheitsforschung fest etablierten regressionsanalytischen Verfahren zum Einsatz.

Darstellung der Ergebnisse

Die Projektergebnisse belegen, dass beruflich vorqualifizierte Hochschulabsolvent*innen punktuell durchaus höhere Arbeitsmarkterträge realisieren können als Absolvent*innen ohne vorakademische Berufsausbildung, allerdings fallen diese Vorteile gering aus und sind auf eine frühe Phase nach dem Studium beschränkt. Mittel- und langfristig erzielen Hochschulabsolvent*innen mit und ohne berufliche Vorqualifikation ähnliche Arbeitsmarkterträge. Entscheidend für deren Höhe ist letztlich der höchste erworbene, d.h. der Studienabschluss.

Sollte es in den letzten Jahren eine wachsende Nachfrage nach beruflich-akademischen Qualifikationsprofilen am deutschen Arbeitsmarkt gegeben haben, dann schlägt sich dies bislang nicht in einem wachsenden Ertragspotenzial dieser Profile nieder.

Damit zeigt das Projekt, dass Hochschulabsolvent*innen mit vorakademischer Berufsausbildung keine Ertragsnachteile gegenüber Hochschulabsolvent*innen ohne berufliche Vorqualifikation befürchten müssen. Es deutet aber nichts darauf hin, dass der Erwerb beruflich-akademischer Qualifikationsprofile über die Kombination von Ausbildung und Studium am Arbeitsmarkt besonders honoriert wird.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Sandra Buchholz
Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)
Bildungsverläufe und Beschäftigung
buchholz@dzhw.eu

Bearbeitung

Gunther Dahm
Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)
Bildungsverläufe und Beschäftigung
dahm@dzhw.eu

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
michaela-kuhnhenne@boeckler.de

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen