Forschungsprojekt: Gewerkschaften und Kirche im gesellschaftlichen Wandel

Das Verhältnis von gewerkschaftlicher Politik und Protestantismus, 1960er - frühe 1980er Jahre

Projektziel

Das Projekt zielt darauf, das Verhältnis von Gewerkschaften und gewerkschaftlicher Politik zur evangelischen Kirche in den 1960er bis 1980er Jahren einer vertieften historisch-empirischen Analyse zu unterziehen und damit zu einem besseren Verständnis der gewerkschaftlichen Entwicklung vor dem Hintergrund gravierender Wandlungs- und Transformationsprozesse in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik beizutragen. Durch die Fokussierung auf dieses – zum Teil spannungsreiche und ambivalente – Verhältnis in seinen verschiedenen Aspekten und Dimensionen sollen auch seine Voraussetzungen, Folgen und Auswirkungen im Hinblick auf die Rolle und Stellung der Gewerkschaften als politischer und gesellschaftlicher Akteur beleuchtet und reflektiert werden.

Veröffentlichungen

Owetschkin, Dimitrij, 2022. Gewerkschaften und Kirche im gesellschaftlichen Wandel. Das Verhältnis von gewerkschaftlicher Politik und Protestantismus (1960er bis 1980er Jahre), Mitteilungen zur Kirchlichen Zeitgeschichte, 16, S. 141-147.

Owetschkin, Dimitrij, 2021. Zwischen „Verantwortung für den Menschen“ und „kritischer Solidarität“. Kirche, Gewerkschaften und der KDA in den 1970er und 1980er Jahren, In: Traugott Jähnichen u. a. (Hrsg.), Priorität für die Arbeit. Profile kirchlicher Präsenz in der Arbeitswelt gestern und heute. Festschrift für Günter Brakelmann zum 90. Geburtstag, Berlin: LIT Verlag Dr. W. Hopf, S. 251-261.

Owetschkin, Dimitrij, 2021. Heinz Oskar Vetter. Gewerkschafter in kritischer Solidarität mit der Kirche, In: Siegfried Hermle,Thomas Martin Schneider (Hrsg.), Protestantische Impulse. Prägende Gestalten in Deutschland nach 1945, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, S. 181-188.

Projektbeschreibung

Kontext

Die Reichweite des gewerkschaftlichen Handelns hängt u. a. von den Beziehungen der Gewerkschaften zu anderen gesellschaftlichen Akteuren ab. Den Kirchen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Das Verhältnis von Protestantismus und Gewerkschaften hat sich nach 1945 aus einer Gegnerschaft zu einer Partnerschaft gewandelt. Gewerkschafter arbeiteten in den Gremien der evangelischen Kirche mit und wurden in die Diskussion kirchlicher Stellungnahmen zu gesellschaftspolitischen Problemen wie etwa zur Mitbestimmung einbezogen. Kirchenvertreter beteiligten sich an den gewerkschaftlichen Diskussionen der 1970er Jahre um die Humanisierung der Arbeit und die Qualität des Lebens und unterstützten die Arbeitnehmerschaft in der Krise der Schwerindustrie in den 1980er Jahren. Zugleich war das Verhältnis von Protestantismus und Gewerkschaften nicht frei von Konflikten, die aus Differenzen hinsichtlich der Tarifverträge und Vertretung der Mitarbeitenden in kirchlichen Einrichtungen resultierten.

Fragestellung

Im Mittelpunkt des Projekts stehen drei übergreifende Fragestellungen. Erstens sollen Verflechtungen, Transferbeziehungen und gegenseitige Beeinflussung der gewerkschaftlichen und kirchlichen Akteure bei ihren Kontakten, ihrer Zusammenarbeit in den jeweiligen Strukturen und Einrichtungen und ihren öffentlichen Stellungnahmen untersucht werden. Zweitens sind Konfliktfelder zu analysieren, die unter den Bedingungen – und ungeachtet – der Kooperation von Gewerkschaften und Kirche zwischen den 1960er und frühen 1980er Jahren bestehen blieben. Drittens soll die Praxisrelevanz der Beziehungen zwischen den Gewerkschaften und der evangelischen Kirche in dieser Periode in den Blick genommen werden.

Untersuchungsmethoden

Das Projekt basiert auf der Auswertung und Analyse eines umfassenden Quellenmaterials, das sowohl Archivmaterialien aus dem DGB- bzw. ÖTV-Archiv als auch „graue Literatur“ und andere gedruckte Quellen einschließt. Als theoretisch-methodischer Ansatz dient dabei das Konzept der Gewerkschaften und Kirche als Interessenverbände und intermediäre Organisationen.

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