Forschungsprojekt: Führen in Teilzeit

Möglichkeiten und Grenzen von Führung in Teilzeit am Beispiel des Polizeivollzugsdienstes

Projektziel

Teilzeitarbeit ist zwar im Management noch selten, doch das Interesse daran steigt, denn männliche wie weibliche Führungskräfte suchen vermehrt alternative Karrierewege, die Platz für Familie und Privatleben lassen. Am Beispiel des Polizeivollzugsdienstes wurde untersucht, in welchem Umfang Führung in Teilzeit bereits verbreitet ist und welche positiven wie negativen Erfahrungen gesammelt wurden.

Projektbeschreibung

Kontext

Das traditionelle Bild von männlichen Führungskräften, die ständig im Dienst und jederzeit verfügbar sind und eine nicht erwerbstätige Partnerin haben, die ihnen den Rücken freihält, verblasst zunehmend. Männliche wie weibliche Führungskräfte wollen vermehrt neue, alternative Lebens- und Karrierewege gehen, die Platz für Familie und Privatleben lassen, ohne auf Karriere verzichten zu müssen. Vor diesem Hintergrund gerät Teilzeit als mögliches Arbeitszeitmodell für Führungskräfte in den Blick. Arbeitszeitverkürzungen und Teilzeitarbeit sind zwar im Management noch eher selten vertreten, doch gleichzeitig von großem aktuellen Interesse. Das gilt auch für Erwerbsbereiche wie den Polizeidienst, in denen unvorhergesehene Probleme und Notfälle den Arbeitsalltag prägen und die persönliche Anwesenheit von Führungskräften besonders wichtig zu sein scheint. Ist Führung in Teilzeit hier deshalb schwieriger oder gar nicht realisierbar? Oder gibt es Möglichkeiten und Chancen für diese Arbeitsform?

Fragestellung

Die Ziele des Projektes bestanden darin, eine aktuelle Übersicht über den Umfang und die Art der praktizierten Modelle von Führung in Teilzeit bei der Polizei zu gewinnen. Darüber hinaus sollten die Beweggründe sowie die gesammelten Erfahrungen mit Führung in Teilzeit erfasst und aufbereitet werden, um Möglichkeiten und Grenzen dieser Arbeitszeitform zu verdeutlichen. Im einzelnen wurden folgende Fragen bearbeitet:

- In welchem Umfang wird Führungsarbeit bei der Polizei bereits in Teilzeit geleistet?

- Welche Arbeitszeitmodelle liegen hier jeweils zugrunde?

- Was waren die Beweggründe dafür auf Seiten der Behörden und der Führungskräfte?

- Welche positiven wie negativen Erfahrungen wurden von Seiten der Behörden und der Führungskräfte gesammelt?

- Welche positiven Beispiele für Führungsarbeit in Teilzeit gibt es?

Untersuchungsmethoden

In einem ersten Schritt wurden die Verwaltungen der Polizeibehörden der 16 Bundesländer, des Bundeskriminalamtes und der Bundespolizei angeschrieben und um verschiedene Angaben gebeten. Erfragt wurden Daten zur Verbreitung von Führung in Teilzeit, zu den praktizierten Arbeitszeitmodellen, zu den Beweggründen für und gegen Teilzeit bei Führungskräften und zu den gesammelten Erfahrungen. Von 13 Behörden gingen Angaben ein.

Nach Auswertung der Angaben wurden drei Bundesländer ausgewählt, in denen Teilzeitarbeit bei Führungskräften vergleichsweise weit verbreitet war: Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Berlin. In diesen Bundesländern wurden acht vertiefende Interviews mit Vertretern und Vertreterinnen der Personalverwaltung, des Personalrats und mit Gleichstellungsbeauftragten geführt.

Darüber hinaus wurden sieben Interviews mit weiblichen und männlichen Führungskräften geführt, deren Erfahrungen in Form persönlicher Portraits dargestellt werden.

Darstellung der Ergebnisse

Teilzeitarbeit für Führungskräfte der Polizei ist grundsätzlich praktikabel und wird auch praktiziert - von Frauen und Männern.

Möglichkeiten liegen in einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen und in personalpolitischen Überlegungen, wie der Bindung qualifizierten Personals. Auch ein besseres Verständnis und die Vorbildfunktion für Teilzeitkräfte im Team stellten sich als Vorteil heraus.

Grenzen ergeben sich überwiegend durch die Notwendigkeit der Delegation, reduzierte Präsenzzeiten und den Ausgleich der Personalkapazität. Auch die Akzeptanz und die Aufstiegsmöglichkeiten von Teilzeit(führungs)kräften wurden (noch) nicht einheitlich positiv beschrieben.

Insgesamt dürften die Vorteile von Führung in Teilzeit ihre Nachteile überwiegen, wobei einige der Risiken durch organisatorische Maßnahmen, eine konsequente Unterstützung dieses Arbeitszeitmodells und Förderung seiner Akzeptanz sowie eine aufmerksame und sensible Begleitung der Führungskräfte deutlich reduziert werden können. Führung in Teilzeit könnte sich als wichtige Voraussetzung dafür erweisen, auch in Zukunft Führungspositionen qualifiziert zu besetzen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Andrea Jochmann-Döll
GEFA Forschung und Beratung

Kontakt

Christina Schildmann
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung