Forschungsprojekt: Strukturwandel im Öffentlichen Dienst

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Projektziel

Die Studie untersucht, wie sich bestimmte Trends wie hoher Kostendruck und Effizienzsteigerung im öffentlichen Dienst auf die Beschäftigtensituation auswirken. Dabei nimmt die Attraktivität des öffentlichen Dienstes als Arbeitgeber ab, weil das Paket aus stabilem Beschäftigungsverhältnis, guten Arbeitsbedingungen und fairer und auskömmlicher Vergütung an verschiedenen Stellen aufzuweichen beginnt.

Projektbeschreibung

Kontext

Die Landesregierungen haben in den letzten 25 Jahren angesichts von Sparzwang und knapper öffentlicher Finanzen massive Personalreduzierungen und Organisationsveränderungen vorgenommen, die die Handlungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes mehr und mehr in Frage stellen. Die Beschäftigtenzahl im öffentlichen Dienst in Deutschland hat sich seit 1990 um rund ein Drittel reduziert. Die Personalkürzungen wurden teilweise durch Effizienzsteigerungen, Arbeitsverdichtung, Ausgliederung und Privatisierung kompensiert. An vielen Stellen haben öffentliche Arbeitgeber Beschäftigungsstrategien des Privatsektors aufgegriffen. Auf Seiten der Beschäftigten sind diese Veränderungen nicht spurlos vorbeigezogen, was sich an der subjektiven Arbeitsbelastung und an vergleichsweise hohen Krankenständen ablesen lässt. Gleichzeitig erschwert der traditionell eher geringe und zudem schrumpfende gewerkschaftliche Organisationsgrad, diesen Tendenzen Einhalt zu gebieten.

Fragestellung

Zentrale Fragestellungen sind:

1. Welche Entwicklungen wirken sich auf die Situation der Beschäftigten in der Landesverwaltung aus?

1.1 Wie hat sich die ökonomische Lage verändert?

1.2 Wie reagieren die Landesregierungen bei Organisation, Personal und Technik auf die ökonomische Lage?

1.3 Wie wirken sich Veränderungen auf Einkommen und Arbeitsalltag der Beschäftigten aus?

1.4 Wie haben sich die Arbeitsbeziehungen verändert?

2. Wie ist die spezifische Situation der Beschäftigen in den Behörden vor Ort?

2.1 Welche Themen waren, sind und werden bestimmend für die Situation der Beschäftigen sein?

2.2 Wie bewerten sie ihre Situation hinsichtlich Einkommen, Entwicklungsmöglichkeiten, Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen und Arbeitsbelastung?

2.3 Wie bewerten sie die betriebliche und überbetriebliche Mitbestimmung?

Untersuchungsmethoden

Die Untersuchung beschränkt sich auf die Landesverwaltung, da sie sowohl Elemente der überwiegend ministeriellen, regulatorischen Aufgaben der Bundesverwaltung mit der bürgernahen Daseinsfürsorge der Kommunen verknüpft. Exemplarisch betrachtet die Analyse die Ressorts Justiz (Gerichtsbarkeit und Vollzug), Ministerialverwaltung, statistische Ämter und Straßenbauverwaltung.

Die Untersuchung besteht aus einer Breitenanalyse und einer Tiefenanalyse, wobei letztere den Schwerpunkt der Branchenanalyse bildet.

Die Breitenanalyse widmet sich den Entwicklungen im öffentlichen Dienst und nutzt dafür ausschließlich Sekundärdaten. Darunter fallen statistische Daten sowie Dokumente aus Verwaltung, Wissenschaft und Verwaltungspraxis.

Die Tiefenanalyse beantwortet die Frage nach der Situation der Beschäftigten vor Ort mit Primärdaten. Sie besteht aus Fokusgruppengesprächen mit Haupt- und Ehrenamtlichen der Gewerkschaft ver.di sowie qualitativen Tiefeninterviews mit Beschäftigten.

Darstellung der Ergebnisse

Der öffentliche Dienst droht seine Vorreiterrolle als "guter" Arbeitgeber zu verlieren, da er an Attraktivität gegenüber anderen Branchen durch niedrigere Bezahlung und hohe Arbeitsverdichtung einbüßt.

- Die angespannte Lage der öffentlichen Haushalte hat sich bis 2010 massiv in Personalkürzungen ausgewirkt. Personalaufbau seither findet sehr selektiv statt.

- Landesregierungen versuchen das gleichbleibende Arbeitsvolumen durch Effizienzsteigerungen zu bewältigen, insbesondere Dienstleistungszentren und die Digitalisierung von Verwaltungsverfahren sind hier zu nennen.

- Bei den Beschäftigten wirken sich die Entwicklungen der letzten Jahre als Arbeitsverdichtung aus.

- Sie empfinden die Personalsituation als angespannt, da die Wiederbesetzung freier Stellen zu lange dauert.

- Die Trends zur Teilzeitarbeit, Überalterung und Feminisierung verstärken die oben genannten Entwicklungen bei den Beschäftigten.

- Das Einkommen nehmen die Beschäftigten bis auf wenige Ausnahmen als auskömmlich war, aber es bleibt unterhalb anderer Branchen. Das erschwert die Nachwuchsgewinnung.

- Gewerkschaften werden als zu wenig präsent vor Ort empfunden, aber für die Erfolge bei der Tarifarbeit geschätzt.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Florian Niedlich
gfa / public GmbH

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung