Projektbeschreibung
Kontext
Für Industriebranchen in Deutschland zeichnen sich vielfältige strukturelle Veränderungen ab. Zum einen stellen globale Megatrends wie Globalisierung, demografischer Wandel, Ressourcenknappheit, Klimawandel, Digitalisierung und Wissensintensivierung die Unternehmen und die Branchenakteure vor große Herausforderungen. Gleichzeitig gibt es im Kontext einer Renaissance der Industriepolitik EU-weite und nationale Rahmenbedingungen, die Branchenentwicklungen stark beeinflussen. Aus branchenspezifischen Entwicklungstrends im Kontext des strukturellen Wandels ergeben sich neue Herausforderungen für die Standortverankerung der Unternehmen als Voraussetzung für die Sicherung der Arbeitsplätze, für die Gestaltung der Arbeitsbedingungen sowie für die strategische Arbeit der Träger der Mitbestimmung. Die differenzierte Analyse einer Branche kann dazu beitragen, dass Grundlagen für die soziale und politische Gestaltung der Arbeitswelt in der untersuchten Branche erarbeitet werden.
Fragestellung
Zentrale Fragestellungen der Branchenanalysen sind: Wie haben sich die Branchen in den letzten Jahren in quantitativer Hinsicht entwickelt? Wie stellt sich die Situation deutscher Unternehmen im globalen Wettbewerb dar? Vor welche Herausforderungen stellen globale Megatrends die Branchen? Welche Markt- und Innovationstrends beeinflussen die künftige Entwicklung der drei Branchen? Welche Perspektiven haben sie am Standort Deutschland? Vor welche Herausforderungen stellt der demografische Wandel die Branchen? Wie stellt sich die Lage bei Arbeitsbedingungen und Arbeitspolitik dar? Wie verändern sich Kompetenzanforderungen und Qualifikationserfordernisse? Welche Gestaltungsfelder für die Träger der Mitbestimmung bilden sich heraus? Diese allgemeineren Fragestellungen werden für die Chemie-, Pharma- und Kautschukindustrie durch jeweils branchenspezifische Herausforderungen, Chancen und Entwicklungstrends zugespitzt.
Untersuchungsmethoden
Es wurde ein Mix aus quantitativen und qualitativen Methoden eingesetzt: 1. Datenanalyse: Auswertung von branchenbezogenen Wirtschafts- und Beschäftigungsdaten (Bestands- und Verlaufsanalyse). 2. Literaturanalyse: Sichtung und Auswertung vorliegender Studien, Fachzeitschriften, Unternehmensveröffentlichungen und weiterer branchenspezifischer Informationen. 3. Leitfadengestützte Interviews und Gruppengespräche: Expertengespräche mit Betriebsräten, Management , Gewerkschafts- und Verbandsvertretern. Im Zentrum stand dabei die qualitative Erhebung von Unternehmensstrategien und Arbeitsbedingungen, von Branchentrends und Perspektiven für Betriebe und Beschäftigung, von Innovationstrends sowie von verallgemeinerbaren betrieblichen Problemlagen und strukturellen Herausforderungen. Zudem konnten wesentliche Entwicklungstrends und Herausforderungen in Betriebsrätearbeitskreisen der Branchen diskutiert werden.
Darstellung der Ergebnisse
Übergreifende Trends und Herausforderungen für die Branchen sind: Globalisierung und internationaler Wettbewerb sowie der demographische Wandel (alternde Belegschaften, zunehmender Fachkräftewettbewerb, Wissenstransfer).
Ausgewählte spezifische Herausforderungen sind:
- Die Chemische Industrie ist besonders energie- und rohstoffabhäng. Deswegen ist die Branche stärker als andere von Unsicherheiten betroffen, die sich aus der Energiewende ergeben (Versorgungssicherheit und Kostenentwicklung). Steigerung der Ressourceneffizienz ist hier ausnehmend wichtig.
- Die Pharmaindustrie ist besonders forschungsintensiv und in hohem Maße von gesundheitspolitischen Vorgaben und Regelungen abhängig. Im vergangenen Jahrzehnt sind verschiedene Maßnahmen zur Kostensenkung im Gesundheitswesen eingeführt worden, die die Rahmenbedingungen und Entwicklungspotenziale der Branche beeinflussen.
- Die Kautschukindustrie produziert in erster Linie Vorleistungsgüter für den Automobilbau. V.a. die Reifenherstellung ist von strukturellen Problemen dieser Branche in Europa betroffen. Zudem spielen Rohstoffpreisentwicklungen (Kautschuk) eine wichtige Rolle.