Forschungsprojekt: Investoren aus den BRIC-Staaten in Deutschland

BRICINVEST - Investoren aus den BRIC-Staaten und ArbeitnehmerInneninteressen in Deutschland

Projektziel

Unternehmen aus den BRIC-Staaten - Brasilien, Russland, Indien und China - investieren zunehmend in Deutschland. Bislang gab es wenig Wissen über die Motive dieser Investoren, sowie ihre Einstellung zu Mitbestimmungspraxis und Arbeitnehmerrechten. Das Projekt hat diese Forschungslücke bearbeitet und Investitionen aus BRIC-Staaten nicht nur analysiert, sondern auch Handlungsempfehlungen abgeleitet.

Veröffentlichungen

Franz, Martin, Martina Fuchs und Sebastian Henn, 2018. Othering practices toward new firm owners:. empirial insights from South-North firm acquisitions in Germany, Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, 62, S. 108-119.

Franz, Martin und Sebastian Henn, 2017. Investitionen aus den BRIC-Staaten. Grund zur Sorge für Unternehmen, Beschäftigte und Kommunen?, Zeitschrift für Angewandte Geographie, 41, S. 3-8.

Golinski, Sophie und Sebastian Henn, 2017. Willkommen in Deutschland?. Russische Investoren im Spiegel der Tagespresse, Zeitschrift für Angewandte Geographie, 41, S. 33-39.

Jansen, Peter und Jörg Weingarten, 2017. Ausländische Direktinvestitionen – bleibt die Sozialpartnerschaft auf der Strecke?, Zeitschrift für Angewandte Geographie, 41, S. 14-19.

Franz, Martin, Sebastian Henn und Jörg Weingarten (Hrsg.), 2016. BRIC-Investitionen in Deutschland. Chancen und Risiken für Unternehmen und Arbeitnehmer. Chancen und Risiken für Unternehmen und Arbeitnehmer, Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung 186, Bielefeld: transcript, 230 Seiten.

Golinski, Sophie und Sebastian Henn, 59(1/2015), 2015. Imperialisten, Spione oder Retter? Zur Charakterisierung von Direktinvestitionen aus Russland, Indien und China in deutschen Tageszeitungen. Zur Charakterisierung von Direktinvestitionen aus Russland, Indien und China in deutschen Tageszeitungen, Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, ,S. 1-19.

Weingarten, Jörg, Martin Franz und Sebastian Henn, 2015. BRICINVEST - Investoren aus den BRIC-Staaten und Arbeitnehmerinteressen in Deutschland, Jena/Osnabrück/Essen, 11 Seiten.

Böckler Impuls, 2015. Mitbestimmung: BRIC-Investoren besser als ihr Ruf, Böckler Impuls, 12/2015, S. 1.

Bollhorn, Kai und Martin Franz, 2015. Production Network Knowledge as a Foundation for Resistance - Workers Influence on a Chinese Acquisition in Germany, Journal of Economic and Social Geography, S. 1-14.

Bollhorn, Kai, Sophie Golinski und Martin Franz, 2014. Investitionen aus den BRIC-Staaten in Deutschland. Standortmuster und Standortfaktoren aus Sicht der Investoren. Standortmuster und Standortfaktoren aus Sicht der Investoren, Geographie und Landeskunde, 88(3), S. 337-352.

Projektbeschreibung

Kontext

In weniger als zwanzig Jahren hat ein quantitativer und qualitativer Wandel in Bezug auf Direktinvestitionen aus Staaten des Globalen Südens, insbesondere aus den sog. BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China), stattgefunden: Konzentrierten sich Unternehmen aus diesen Ländern in ihrem Investitionsverhalten in der Vergangenheit primär auf Länder der jeweils selben Weltregion, lässt sich in den vergangenen Jahren beobachten, dass vermehrt Industrieländer Ziel der Investitionen sind. Obwohl derartige Investitionen auch in Deutschland eine immer größere Rolle spielen, gibt es bisher nur wenige Erkenntnisse sowohl über die tatsächlichen Zielsetzungen und Strategien dieser Unternehmen als auch über ihre Wirkungen im Hinblick auf Beschäftigungsrelevanz, Mitbestimmungspraxis und Arbeitnehmerrechte.

Fragestellung

Ausländische Direktinvestitionen (ADI) aus den BRIC-Staaten waren bisher nicht umfassend untersucht; dies gilt weder für den Umfang der ADI noch für die Konsequenzen, welche die ADI für die betriebliche Mitbestimmung und die Arbeitsplatzsituation haben können. Dementsprechend wurden in dem Projekt die Ausprägung der Investitionstätigkeit und ihrer Auswirkungen analysiert. Die Schwerpunkte der Untersuchung sind a) die Beziehung zwischen den Gesellschaftern aus den BRIC-Staaten und VertreterInnen der Mitbestimmung in Deutschland sowie b) die sich unter Umständen verändernde Rolle der Mitbestimmung in Unternehmen mit einem Gesellschafter aus den BRIC-Staaten. Den Trägern der Mitbestimmung wurde damit eine fundierte Wissens- und Entscheidungsbasis zur Verfügung gestellt.

Untersuchungsmethoden

Die Untersuchung beruht auf einer Triangulation quantitativer und qualitativer Verfahren. Diese beinhalten 1) eine Diskursanalyse von Presseartikeln, um die mediale Darstellung von ADI zu untersuchen; 2) die Auswertung einer Unternehmensdatenbank zur Analyse der Anzahl der ADI-Fälle sowie deren sektoraler Zusammensetzung und räumlicher Verteilung; 3) standardisierte Telefoninterviews mit Unternehmensvertretern, um Informationen zu z.B. Motiven für den Markteintritt oder der Finanzsituation eines gekauften Unternehmens vor der Akquise zu erhalten; 4) qualitative Interviews mit Managern, Betriebsräten, Vertretern der Mitbestimmung und Experten, um Veränderungsprozesse in Unternehmen und die Rolle der verschiedenen Akteure nachzuvollziehen. Basierend auf den Ergebnissen der Analyseschritte wurden Beispiele guter Praxis zur arbeitnehmerorientierten Konfliktlösung identifiziert. Schließlich dienten die empirischen Ergebnisse in einem letzten Schritt der Ableitung von Handlungsempfehlungen.

Darstellung der Ergebnisse

- Die Investitionen aus den BRIC-Staaten sind in vielerlei Hinsicht sehr heterogen, so etwa in ihrer Anzahl (hier dominiert China, vor Indien und Russland; Brasilien hat eine wesentlich geringere Bedeutung), ihrer räumlichen Verteilung und ihrer Ausrichtung auf bestimmte Sektoren (z. B. viele chinesische ADI im Bereich Maschinenbau, Elektrotechnik und indische ADI in IT, Pharma, Metallverarbeitung).

- Bevorzugte Ziele für Übernahmen sind Unternehmen mit Stärken in der Produktion, etablierten Kundenbeziehungen und Netzwerken.

- Die Untersuchung zeigte, dass die Investoren aus den BRIC-Staaten nur wenig Vorwissen über Mitbestimmung in Deutschland haben, nach der Kenntnisnahme aber in den meisten Fällen die Mitbestimmung akzeptieren. Dabei gibt es sowohl positive als auch negative Ausnahmen, in denen Mitbestimmung als interessantes Model gesehen wird, oder in denen bewusst versucht wird diese zu untergraben; ein regelmäßig auftretendes, systematisches Untergraben der betrieblichen Mitbestimmung findet aber nicht statt.

- Begründung dafür ist die generelle Zurückhaltung der investierenden Unternehmen, sowohl bei Personalfragen als auch einer Integration des deutschen Unternehmens.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Martin Franz
Universität Osnabrück Institut für Geographie
Raum 02/206

Dr. Jörg Weingarten
PCG - PROJECT CONSULT GmbH Prof. Dr. Kost & Collegen

Prof. Dr. Sebastian Henn
Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Geographie
LS Wirtschaftsgeographie, Raum 207.3

Bearbeitung

Reinhard Röhrig
PCG - PROJECT CONSULT GmbH Prof. Dr. Kost & Collegen

Sophie Golinski
Leibniz-Institut für Länderkunde

Kai Bollhorn
Philipps-Universität Marburg FB 19 - Fachbereich Geographie

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung