Projektbeschreibung
Kontext
Nachdem mit der EZB-Ankündigung vom 6.9.2012 zu einem veränderten neuen Anleihen-Ankaufsprogramm, der Eilentscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum ESM am 12. September und der am selben Tag erfolgten Vorlage des EU-Bankenunionsvorschlages gewichtige Vorgaben für die Entwicklung des Euro-Raumes in 2012 gegeben worden sind, können die Analysen der Euro-Krise neu akzentuiert werden. Die Krise in Griechenland muss als besonders schwierige Herausforderung der Politik gelten, wobei das Land ohne Hilfe - auch technische Unterstützung im Reformprozess - kaum Aussichten auf mittelfristige Gesundung hat. Möglicherweise kann man über national, regional oder kommunal mit griechischen Politikakteuren vernetzte Initiativen Griechenland helfen. Andere Krisenländer der Eurozone sollten bei eigenen adäquaten Reforminitiativen selbst in der Lage sein, den Weg zurück zum Kapitalmarkt zu finden.
Fragestellung
Untersucht wird, wie sich die Eurokrise entwickelt hat bzw. was die wesentlichen Verursachungsfaktoren sind. Darüber hinaus wird die aktuelle Wirtschaftspolitik auf nationaler und supranationaler Ebene thematisiert - inklusive der neuen EZB-Ankaufspolitik für Staatsanleihen von Euro-Krisenländern. Daran anschließend wird auf die Frage eingegangen, welche zusätzlichen Maßnahmen auf nationaler und supranationaler Ebene geeignet sind, eine nachhaltige Stabilisierung der Euro-Zone zu erreichen. Zudem wird untersucht, inwieweit Ineffizienzen bzw. multiple Gleichgewichte auf den Finanzmärkten zur Euro-Krise beigetragen haben.
Untersuchungsmethoden
Im Rahmen der Studie kamen folgende Methoden zum Einsatz: (1) Auswertung der vorhandenen Literatur, (2) Auswertung der neuesten Statistiken, (3) modelltheoretische Analyse und (4) Szenariomethoden.
Darstellung der Ergebnisse
- Grundsätzlich haben einige Euro-Länder bis 2013 absehbar schon sichtbare Konsolidierungsfortschritte erreicht und Konsolidierungsmaßnahmen umgesetzt, so dass die Eurozone mittelfristig stabilisiert werden kann.
- Dabei bleibt Griechenland ein schwieriger Sonderfall, bei dessen Stabilisierung man die umfangreichen Privatisierungserfahrungen aus osteuropäischen Transformationsländern bislang nicht berücksichtigt hat.
- Das institutionelle Gefüge der EU bzw. der Eurozone ist im Jahr 2012 widersprüchlich. Inwieweit die Politik eigentlich notwendige Schritte hin zu einer Euro-Politikunion gehen wird, bleibt abzuwarten.
- Es gibt gewichtige Argumente für eine beschränkte und bedingte Einführung von Euro-Staatsanleihen, die nicht nur Zinsvorteile bringen. Zudem gäbe es auf Basis von Gemeinschaftsanleihen für die EZB die Möglichkeit, eine Politik der geldpolitischen Lockerung zu betreiben.
- Der Nutzen des Euro für die Bürgerinnen und Bürger in einer funktionsfähigen Euro-Union ist erheblich. Rund EUR 10.000 beträgt der diskontierte Lebenszeitnutzen für jeden in der Eurozone.
- Eine einseitige Stabilisierungspolitik zulasten der Arbeitnehmerschaft ist zu vermeiden.