Forschungsprojekt: Alter(n)sgerechte Arbeitspolitik

Problemlagen und Durchsetzungsbedingungen alter(n)sgerechter Arbeitspolitik

Projektziel

Aus der arbeitsbezogenen Demografieforschung liegen zwar Befunde zur alter(n)sgerechten Gestaltung von Arbeits- und Organisationsstrukturen vor, die Verbreitung derartiger Konzepte wird jedoch als unzureichend eingeschätzt. Bei der Analyse der Gründe für dieses Missverhältnis hat das Projekt die Bedeutung der betrieblichen Akteure und Akteurskonstellationen herausgearbeitet.

Veröffentlichungen

Stache, Stefan und Sascha Howind, 2014. Demografie und Arbeitspolitik. Herausforderungen und Chancen für betriebliche Akteure, HBS Themenheft, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 54 Seiten.

Buss, Klaus-Peter und Martin Kuhlmann, 2013. Akteure und Akteurskonstellationen alter(n)sgerechter Arbeitspolitik, WSI Mitteilungen, 5/2013, S. 350-359.

Buss, Klaus-Peter und Martin Kuhlmann, 2013. Arbeitsbedingungen anpassen, VDMA Nachrichten, 06/2013, S. 13.

Kuhlmann, Martin und Michael Schumann, 2012. Fachkräftesicherung im demografischen Wandel: Der Stellenwert innovativer Formen der Arbeitsgestaltung, In: W. Axel Zehrfeld (Hrsg.), , Frankfurt am Main: Frankfurter Allgemeine Buch, S. 221-232.

Buss, Klaus-Peter und Martin Kuhlmann, 2012. Alter(n)sgerechte Arbeitspolitik: betriebliche Problemlagen und Akteurskonstellationen. Demografischer Wandel im Betrieb, Mitteilungen aus dem SOFI, 6(15), S. 6-9.

Projektbeschreibung

Kontext

Steigende Anteile älterer Beschäftigter stellen auf absehbare Zeit eine wichtige Problemstellung dar. In der Wissenschaft und bei Praxisakteuren hat sich mittlerweile zwar die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich hieraus nicht nur personalpolitische Konsequenzen ergeben, sondern zudem eine alter(n)sgerechte Gestaltung von Arbeits- und Organisationsstrukturen notwendig wird. Zugleich deuten vorliegende Untersuchungen jedoch darauf hin, dass die Verbreitung entsprechender Konzepte nach wie vor gering ist und in einigen Industrien sogar gegenläufige Trends zu verzeichnen sind. Aus diesem Spannungsverhältnis heraus erwachsen für die betrieblichen Akteure neue Herausforderungen und Aufgaben. Wie sich die unterschiedlichen Demografiepolitiken der Betriebe erklären lassen und welche Rolle unterschiedlichen Akteurskoalitionen sowohl unter dem Gesichtspunkten von Hindernissen als auch bei der Realisierung einer alter(n)sgerechten Arbeitspolitik zukommt, ist Gegenstand der Untersuchung.

Fragestellung

Auf der Basis einer akteurs- und kontextbezogenen Analyse wurden Problemlagen und Durchsetzungsbedingungen einer alters- und alternsgerechten Arbeitspolitik aus Sicht der verschiedenen betrieblichen Akteure aus dem HR-Bereich, dem Linienmanagement und der Interessenvertretung, untersucht. Mittels Beschäftigteninterviews wurden zudem arbeitspolitische Orientierungen und Umgangsweisen typischer Beschäftigtengruppen erhoben. Durch eine Analyse der Sichtweisen der unterschiedlichen betrieblichen Akteure und den Abgleich mit den Erwartungen der Beschäftigten lassen sich einerseits Gründe für die vielfach immer noch unzureichende Realisierung von demografiesensiblen Maßnahmen benennen. Indem Betriebe in die Untersuchung einbezogen wurden, in denen sich Beispiele für alter(n)sgerechte Arbeitspolitikkonzepte finden, konnten andererseits Akteurskonstellationen identifiziert werden, die die Realisierung alters- und alternsgerechter Politikkonzepte wahrscheinlicher werden lassen.

Untersuchungsmethoden

Die Untersuchung konzentrierte sich auf drei Branchen (Fahrzeugbau, Chemie/Pharma, Maschinenbau), die hinsichtlich ihrer Arbeits- und Organisationsstrukturen eine große Spannbreite abdecken. Innerhalb dieser Branchen wurden die wichtigsten arbeitspolitischen Akteure sowie jeweils typische Tätigkeitsbereiche bzw. Beschäftigtengruppen in den Blick genommen. Mittels einer größeren Anzahl von Betriebsfallstudien, in denen die Problemwahrnehmungen und Handlungsstrategien der Betriebsparteien auf der Basis von Expertengesprächen rekonstruiert wurden, wurde zunächst ein Überblick über typische Problemlagen und Arbeitspolitikstrategien erarbeitet. Durch Intensivfallstudien (Expertengespräche, Arbeitsplatzbegehungen, Interviews) wurden in ausgewählten Betrieben zudem die Sichtweisen der Beschäftigten untersucht. Über einen Vergleich der Fälle und der jeweils prägenden Akteurskonstellationen wurden schließlich die Durchsetzungsbedingungen einer alter(n)sgerechten Arbeitspolitik geklärt.

Darstellung der Ergebnisse

Eine Ursache für die bislang unzureichende Realisierung einer alter(n)sgerechten Arbeitspolitik liegt in den betrieblichen Akteurskonstellationen. Sie sind ein Hemmnis für die Beachtung arbeitsbezogener Aspekte des Demografiethemas.

(1) Die Personalbereiche haben oft nur geringen Einfluss auf strategische Entscheidungen, sind bei arbeitsbezogenen Themen wenig präsent und beschränken sich vielfach auf personalpolitische Initiativen.

(2) Dem Linienmanagement fehlen aufgrund des hohen Kostendrucks und der eher kurzen Zeithorizonte zumeist die Anreize für langfristig orientierte Politikansätze.

(3) Betriebsräte agieren beim Thema Demografie oftmals reaktiv und sind auf die Begleitung von Initiativen des Managements fokussiert.

Ein größerer Stellenwert alter(n)sgerechter Arbeitspolitik dürfte sich dann ergeben, wenn der Ressourcen- und Kompetenzverlust der betrieblichen Personalbereiche gestoppt wird, das Linienmanagement und die Beschäftigten in die Entwicklung von Konzepten aktiv eingebunden werden und die Betriebsräte die strategische Bedeutung des Demografiethemas erkennen und ihre Arbeitsstrukturen hierauf besser ausrichten.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Michael Schumann
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. an der Georg-August-Universität

Dr. Martin Kuhlmann
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. an der Georg-August-Universität

Bearbeitung

Dr. Klaus-Peter Buss
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. an der Georg-August-Universität

Kontakt

Christina Schildmann
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung