Forschungsprojekt: Zukunft der Stromerzeugung

im europäischen Vergleich

Projektziel

Mithilfe einer umfangreichen Recherche der Situation in Deutschland, der Analyse der energiewirtschaftlichen Lage in fünf EU-Mitgliedstaaten und der Befragung energiewirtschaftlicher Experten wurden Auswirkungen der europäischen Investitionsbedingungen auf die Beschäftigung in der deutschen Stromwirtschaft ermittelt und Handlungsempfehlungen für die deutsche Energiepolitik/-wirtschaft abgeleitet.

Projektbeschreibung

Kontext

Die Stromversorgung in Europa befindet sich im Umbruch, insbesondere durch den Ausbau- und Ersatzbedarf von Stromerzeugungsanlagen, aber auch durch die Zielvorgaben der EU zum Ausbau der regenerativen Stromerzeugung. Dieser Umbruch findet in einem europaweit liberalisierten Markt statt, in dem Investitionsentscheidungen von Unternehmen vorrangig unter wirtschaftlichen Aspekten getroffen werden, gleichzeitig aber starke Auswirkungen auf die nationale Sicherheit der Stromversorgung, auf die Strompreise und auf die regionale Beschäftigungssituation an bisherigen und neuen Kraftwerksstandorten haben.

In diesem Zusammenhang machen sich nicht nur Gewerkschaften Gedanken darüber, welchen Einfluss die in Deutschland und darüber hinaus in Europa existierenden Investitionsbedingungen auf die Entwicklung der Beschäftigung in der deutschen Stromwirtschaft haben und welche Rahmenbedingungen notwendig sind, um Beschäftigung in Deutschland zu sichern / schaffen.

Fragestellung

Aus der beschriebenen Problemlage entstand die zentrale Forschungsfrage für diese Untersuchung: Wie können gute Rahmenbedingungen für die Stromwirtschaft für Investitionsentscheidungen mit positiven regionalen Beschäftigungseffekten in Deutschland geschaffen werden? Zielsetzung des Projektes war es, durch die Untersuchung dieser Fragestellung Handlungsempfehlungen in Bezug auf die deutsche Energiepolitik und die deutsche Stromwirtschaft zu entwickeln. Die aufgeworfene Fragestellung wurde anhand der folgenden fünf Themenblöcke bearbeitet:

1. Europäische Energiepolitik: Perspektiven und Auswirkungen auf Investitionen in der Stromwirtschaft

2. Zukünftige energiewirtschaftliche Infrastrukturen in den ausgewählten EU-Mitgliedstaaten

3. Investitionsstrategien deutscher Stromerzeuger zwischen deutscher und europäischer Energiepolitik

4. Einfluss der Öffentlichkeit auf die Umsetzung von Investitionsstrategien in der Stromwirtschaft

5. Beschäftigungstrends der Stromerzeugung in Deutschland

Untersuchungsmethoden

Die Untersuchung basiert auf einer empirischen Länderanalyse in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Polen und der Slowakischen Republik. Basis der Länderanalyse bildete die Auswertung aktueller Wahl- und Regierungsprogramme, nationaler Energiekonzepte und energiepolitischer Strategiedokumente, nationaler Aktionspläne zum Ausbau erneuerbarer Energien, nationale Monitoringberichte der Regulierungsbehörden sowie aktueller Geschäftsberichte und Positionspapiere von Energieunternehmen. Ergänzend erfolgte eine online-Recherche in nationalen Medien und Informationsportalen für die Energiewirtschaft.

Die Ergebnisse der empirischen Länderanalyse wurden durch 22 leitfadengestützte Experteninterviews im Inland und europäischen Ausland vertieft, die Anfang 2011 mit Konzern- und Arbeitnehmervertretern, kommunalen Entscheidungsträgern, Mediatoren sowie Experten aus Wissenschaft und Gewerkschaften stattfanden.

Darstellung der Ergebnisse

- Die Investitionsbedingungen für die Stromerzeugung sind in Deutschland aus Sicht der Energiewirtschaft und im Vergleich mit ausgewählten EU-Mitgliedstaaten nicht optimal.

- Es gibt ein erhebliches Verbesserungspotenzial, insbesondere bezüglich der Energiepolitik der Bundesregierung.

- Ein breiter politischer Konsens über die zukünftige Struktur der Stromversorgung, über die Förderung von EE- und Effizienztechnologien und über den Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur ist notwendig.

- Neben dem politischen Konsens muss die Akzeptanz der Öffentlichkeit für die wichtigen energiewirtschaftlichen Investitionsprojekte gewonnen werden.

- Die deutsche Stromwirtschaft muss sich auf starke Veränderungen in der Beschäftigungssituation einstellen.

- Insgesamt überwiegen die Chancen die Risiken der Beschäftigungsentwicklung im Bereich der Stromerzeugung und -versorgung in Deutschland.

- Beschäftigungschancen bieten insbesondere der Ausbau der EE-Stromerzeugung und der Umbau der Stromnetze zu Smart Grids.

- Das entscheidende Kriterium für den Erhalt der Wertschöpfung und der Arbeitsplätze in der deutschen Stromerzeugungsbranche sind stabile politische und regulatorische Rahmenbedingungen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Jürgen Gabriel
Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM)

Bearbeitung

Sabine Meyer
Bremer Energie Institut (BEI)

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung