Projektbeschreibung
Kontext
Im Zentrum des Projektes stehen strukturelle Veränderungen des Modells "Soziale Krankenversicherung". Ausgangspunkt dieses Projekts bildet die Beobachtung, dass in konservativen Wohlfahrtsstaaten mehr Veränderungen stattfinden als es diesem Wohlfahrtsstaatsmodell lange Zeit zugeschrieben wurde. Für das Politikfeld Gesundheitspolitik ergibt sich daraus die Frage nach Entwicklungspfaden des Modells "Sozialer Krankenversicherung".
Fragestellung
Das Projekt geht am Beispiel der Gesundheitsreformen in Deutschland und den Niederlanden folgenden Fragen nach: Welche Veränderungen des Modells wurden in den Reformen vorgenommen und wie lassen diese sich kategorisieren? Folgen die beiden Länder, da sie auf Grund ähnlicher Strukturmerkmale ihrer Sicherungssysteme mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind, in ihren Reformen ähnlichen oder divergenten Pfaden? Welche Ursachen liegen den eingeschlagenen Reformpfaden zu Grunde und welche Rolle spielt dabei der grenzüberschreitende Ideentransfer?
Das Projekt untersucht sowohl Voraussetzungen des wohlfahrtsstaatlichen Institutionenwandels als auch Modelle guter Praktiken für Deutschland im Ländervergleich. Auf dieser Basis soll ein systematischer Überblick darüber entstehen, welche gesundheitspolitischen Steuerungsinstrumente sich warum länderübergreifend (nicht) durchgesetzt haben und wo sich die beiden Länder in ihren Reformansätzen unterscheiden.
Untersuchungsmethoden
Auswertung von Forschungsliteratur; Experteninterviews; internationaler Vergleich von Gesundheitssystemen.
Darstellung der Ergebnisse
1. Die in den Niederlanden erfolgte Implementierung eines einheitlichen Krankenversicherungssystems - die Integration von privater Krankenversicherung und sozialer Krankenversicherung - beruht auf einer Reihe von wichtigen Voraussetzungen. Ein "Big Bang" ist unwahrscheinlich - die Annäherung der beiden Systeme erfolgte in den Niederlanden auf der Grundlage vieler kleiner Schritte. Eine ähnliche Entwicklung ist auch in Deutschland erkennbar.
2. Die Nachhaltigkeit eines steuerfinanzierten Sozialausgleichs muss vor dem Hintergrund der niederländischen Erfahrungen massiv angezweifelt werden. Die Erfahrungen dort zeigen, dass ein steigender Transferbedarf nicht automatisch finanzierbar ist. In den Niederlanden werden daher derzeit eine drastische Ausweitung der Selbstbeteiligungen und eine Reduzierung des Leistungskatalogs diskutiert. Beide Maßnahmen würden die Höhe des Pauschalbeitrages und damit den Transferbedarf reduzieren. Eine ähnliche Entwicklung wäre auch für Deutschland zu erwarten.
3. Der steuerfinanzierte Sozialausgleich wird in den Niederlanden auch wegen der hohen Bürokratiekosten kritisiert. In Deutschland wären jährliche Kosten von 250 Millionen Euro zu erwarten.