Forschungsprojekt: Welfare State Reform

in the United States and the European Union - Policy Choices and the Construction of the New Welfare Society

Projektziel

Der Bericht enthält einen Vergleich der Rentenpolitik in den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union. Der Fokus liegt dabei auf den jüngsten Reformen des Renteneintrittsalters und den Auswirkungen auf die Erwerbsbeteiligung Älterer. Thematisch zielt der Beitrag damit auf die Debatte um die Transformation von Wohlfahrtsstaaten im internationalen Vergleich.

Veröffentlichungen

Toft, Christian, Edward Whitehouse und Gary Burtless, 2011. Reforming pensionable age in the United States and the European Union (EU15), Kassel; Paris; Washington, 39 Seiten.

Projektbeschreibung

Kontext

Seit den 1980er Jahren ist die Rentenpolitik als zentraler Eckpfeiler von Wohlfahrtsregimen in vielen europäischen Ländern Gegenstand von politischen Reformen. Besonderes Augenmerk der Reformen liegt in der Veränderung des gesetzlichen Renteneintrittsalters. Die Entwicklung in den USA unterscheidet sich grundlegend von der in Europa, da hier die letzte wesentliche Änderung der Rentenpolitik bereits im Jahr 1983 unter der Präsidentschaft von Ronald Reagan implementiert wurde. Schon damals wurde als ein Element der sog. Reagan Reform eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters von 65 auf 67 Jahren für den Zeitraum 2000 bis 2027 vereinbart. Seit Mitte der 2000er Jahre ist diese Entwicklung auch in europäischen Ländern zu beobachten, so dass zu erwarten ist, dass in naher Zukunft alle großen EU-Länder dem Beispiel der USA folgen und Gesetze verabschieden werden, die das Renteneintrittsalter auf 67 (oder höher) festlegen.

Fragestellung

Bei Betrachtung rentenpolitischer Maßnahmen in den USA und Europa über einen Zeitraum von 60 Jahren werden in dem Beitrag aktuelle politische Initiativen in einem breiteren Zusammenhang dargestellt. Die Frage des Beitrags lautet, inwieweit Veränderungen in der Rentenpolitik die Arbeitsmarktteilnahme älterer Menschen seit den 1950er Jahren in den USA und den EU15-Ländern beeinflussen. Über Projektionen werden die Auswirkungen jüngster politischer Maßnahmen für die kommenden 50 Jahre modelliert. Ausgehend von vorliegenden vergleichenden Analysen über den Zusammenhang zwischen Rentensystemen und Arbeitsmarktteilnahme (z.B. Blöndal und Scarpetta (1999); Gruber und Wise (1999)) wird nicht nur der Rückgang sondern auch der jüngste Anstieg des Anteils älterer Erwerbspersonen am Arbeitsmarkt untersucht und die Folgen für die aktuelle und zukünftige Altersstruktur auf Arbeitsmärkten diskutiert.

Untersuchungsmethoden

Vier Untersuchungsmethoden kommen im Beitrag zur Anwendung

- die vergleichende institutionelle Analyse, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Rentensystemen sowie in Reformtrends zu erkennen;

- Strategien der Rentenmodellierung, wie im Rentenmodell der OECD verwendet, um Niveaus und Veränderungen in der Großzügigkeit von Rentenleistungen zu bestimmen;

- sekundäre Datenanalysen, um Veränderungen der Erwerbsquoten zwischen 1950 und 2010 abzubilden;

- vorausschauende Methodik (Projektionen), um mögliche künftige Trends der Erwerbsquoten und die Auswirkungen der Rentenreformen auf Erwerbsquoten bis 2060 zu bestimmen.

Darstellung der Ergebnisse

- Bis in die 1950er Jahre war die Erwerbsbeteiligung älterer Menschen in den USA und Europa auf vergleichbarem Niveau. Seit den 1970er Jahren hat sich die Erwerbsbeteiligung unterschiedlich entwickelt, wobei die meisten Mitgliedsländer der EU bei deutlich stärkeren Schwankungen niedrigere Erwerbsquoten Älterer auswiesen als die USA.

- Es zeigt sich, dass die Kluft zwischen den Erwerbsquoten bis Mitte der 1990er Jahre weitgehend durch Unterschiede der Renteneintrittsaltersbestimmungen erklärt werden kann. Die Zunahme der Erwerbsbeteiligung Älterer in der EU15 in den vergangenen 15 Jahren kann mit den rentenpolitischen Maßnahmen in europäischen Mitgliedsländern in Verbindung gebracht werden.

- In der Tat zeigen Projektionen der Auswirkungen der Reformen des Renteneintrittsalters, die in diesem Bericht diskutiert werden, dass in den EU15-Ländern zukünftig höhere Erwerbsquoten für ältere Menschen zu erwarten sein werden als in den Vereinigten Staaten. Damit kommt es zu einer Umkehrung des bisher bekannten Musters der Erwerbsbeteiligung Älterer im Vergleich von USA und Europa.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Christian Toft
Universität Kassel Fachbereich Wirtschaftswissenschaften

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung