Forschungsprojekt: Fachausbildung in der Feinkeramik

Entwicklung der Fachausbildung in der Feinkeramik

Projektziel

Untersucht wurde die Entwicklung der Industrie, der Institute und Rohstoffzulieferer, des Arbeitsmarkts und der schulischen Ausbildung seit 2002 bzs. 2005. Des Weiteren wurden die Pläne für die Jahre bis 2011 erfragt.

Projektbeschreibung

Kontext

In der industriellen Fertigung steigert sich aufgrund der zunehmenden Automation die Zahl der Arbeitsplätze, die von Facharbeitern besetzt werden müssen. Gegenläufig verringert sich in den kommenden Jahren zudem die Zahl der Schulabgänger, welche die anschließende Berufsausbildung aufnehmen können - und die von allen Industrie- und Handwerksbereichen ebenfalls umworben werden. Hier werden zunehmend auch Facharbeiter benötigt, die bisher nur in der Metallverarbeitung gefragt waren. Die deutsche Feinkeramikindustrie hat den seit Ende des 20. Jahrhunderts einsetzenden Prozess der Verringerung der Produktion weitgehend beendet, wobei die Technische Keramik sogar eine inflationsbereinigte Umsatzsteigerung von 31 % (2002 bis 2007) verzeichnete. Insgesamt wurden seit 2002 aber immerhin noch 15,5 % der Betriebsstätten (aller Branchen) geschlossen.

Fragestellung

Es war zu ermitteln: Wie hat sich die Situation im Facharbeiterbereich seit 2007 entwickelt? Dazu wurden die Berufsschulen u.a. über Zugänge und Abschlüsse in den fünf maßgeblichen Industriekeramiker- und Stoffprüferberufen seit 2005 befragt. Gleichzeitig wurden u.a. Fragen über den Anteil der Frauen und Ausländer, die Zahl der Ausbildungsabbrüche, die Durchfallquote und das Alter bei der Abschlussprüfung gestellt. Parallel dazu wurden die Betriebe, Institute und (Rohstoff-) Zulieferer, welche die überwiegende Anzahl der Industriekeramiker/Stoffprüfer einstellen, nach den für die bis 2011 geplanten Lehrstellen und nach der voraussichtlichen Entwicklungstendenz der Mitarbeiterzahlen befragt. Gleichzeitig wurden Angaben über die vorangehende schulische Ausbildung erbeten. Auch wurde die Ausbildungsquote, bezogen auf die Gesamtbelegschaft, ermittelt.

Untersuchungsmethoden

Die schriftliche Umfrage erstreckte sich auf einen repräsentativen Querschnitt der Unternehmen: bei den Produzenten 28 % der aktiven Unternehmen mit 39 % der in der Feinkeramikindustrie tätigen Mitarbeiter, bei den Instituten 83 % der einschlägigen Unternehmen und 93 % der Mitarbeiter sowie bei den Rohstoffzulieferern 55 % der Ton- und Glasur-/Farbenproduzenten und 61 % der Mitarbeiter. Bei den Berufsschulen wurden alle sieben bisher in der Industriekeramiker-/Stoffprüfer-Ausbildung Tätigen schriftlich befragt. Zudem wurden in allen genannten Bereichen (Produzenten, Institute, Zulieferer und Schulen) gezielte Interviews vor Ort geführt. Dabei wurden vor allem Informationen über regionale Probleme bzw. Verbesserungsvorschläge gesammelt.

Darstellung der Ergebnisse

- Seit Beginn der Befragungen 2002 hat sich die anfangs sehr ungünstige Ausbildungssituation deutlich gebessert. Die Wichtigkeit der Ausbildung von Fachkräften wurde von deutlich mehr Betrieben erkannt.

- Immerhin hat aber 1/3 der Firmen noch keine Personalplanung.

- Die Zahl der deutschen Berufsschulen mit Industriekeramiker-/Stoffprüfer-Ausbildungsangebot ist auf sechs gesunken.

Die Befragung der Produzenten wurde diesmal bewusst getrennt nach Silicatkeramik und Technischer Keramik. Dabei traten deutliche Unterschiede bei den jeweils gefragten Berufsbildern zutage:

- 2005 bis 2008 wurden in den Feinkeramikbetrieben 34,6 % Keramikfachkräfte bzw. 65,4 Mechatroniker, Elektroniker u.ä. ausgebildet.

- Für 2009 bis 2011 meldeten die Firmen Ausbildungsplätze im Schnitt für jährlich 170 Keramiker (37 %) und für 290 (63 %) Azubis in technischen Berufen.

- Für die gesamte Keramik (inkl. Feuerfest und Grobkeramik) wird in diesem Zeitraum ein jährlicher Bedarf von 210 Industriekeramiker/innen bzw. Stoffprüfern geschätzt. Die Abgangszahlen der Berufsschulen ergeben für diesen Zeitraum ca. 155 pro Jahr, was eine Unterdeckung von 26 % wäre; bei der Umfrage 2006 betrug diese Zahl noch 35 %.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Hubertus Reh
r-consult

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung