Forschungsprojekt: Logistik im Östlichen Ruhrgebiet

Herausforderungen - Strategien - Handlungsansätze. Ein Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit in der Logistikwirtschaft im Östlichen Ruhrgebiet

Projektziel

Licht- und Schattenseiten der Logistikwirtschaft im Östlichen Ruhrgebiet: Ansiedlungserfolgen und Beschäftigungswachstum stehen die Zunahme von prekären Arbeitsverhältnissen und wachsende physische und psychische Belastungen für die Beschäftigten auf der Schattenseite gegenüber. Aus- und Weiterbildung sowie Gesundheitsförderung sind notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Logistik zu erhalten.

Projektbeschreibung

Kontext

Die positiven Wirkungen der Logistik auf die wirtschaftliche Entwicklung und Beschäftigung in der Region müssen angesichts der Erfahrungen der Träger der Mitbestimmung differenziert betrachtet und diskutiert werden. Im Rahmen des Betriebsräte-Forums Logistik wurde zunehmend über sich verschlechternde Arbeitsbedingungen, verstärkten Einsatz von Leiharbeitnehmern und Outsourcing (Übergang vom Handel in die Logistik) berichtet. Entwicklungen, die Probleme für die Beschäftigten mit sich bringen: Entgeltreduzierung, Verlust von Zuschlägen und Urlaubs- sowie Weihnachtsgeldansprüchen etc.

Zweifelsohne hat sich die Region zu einer bedeutenden "Distributionsdrehscheibe" entwickelt und wirbt mit dem Arbeitskräftepotenzial, der geografischen Lage sowie der vorhandenen Infrastruktur. Doch ist damit bereits die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit des Logistikstandortes langfristig gesichert? Und bietet die Logistik auch Perspektiven für interessante und sichere Beschäftigung?

Fragestellung

Vor diesem Hintergrund sollen drei Aspekte untersucht werden:

1. Beschäftigungsperspektiven der Logistik: Welche quantitative und qualitative Bedeutung hat die Logistikwirtschaft für die regionale Beschäftigung? Sind in der Logistikwirtschaft "echte" neue Arbeitsplätze entstanden oder profitiert sie von Verlagerungen aus dem Handel? Wie sehen die konkreten Arbeitsbedingungen aus und verändern sich angesichts der zunehmenden Technisierung die Qualifikationsanforderungen an die Beschäftigten?

2. Welche Unternehmensstrategien verfolgen Logistikunternehmen in der Region? Zielen diese auf Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit sowie auf Standort- und Beschäftigungssicherung der Unternehmen im Östlichen Ruhrgebiet?

3. Reichen die Standortvorteile der Region aus, um auch langfristig Logistikunternehmen im Östlichen Ruhrgebiet zu binden und wie kann die Standortbindung verbessert werden, um auch perspektivisch Beschäftigung aufzubauen?

Untersuchungsmethoden

Im Rahmen des Projektes wurden folgende Methoden angewandt:

1. Quantitative Analyse: Auswertung und Aufbereitung von Daten zur Beschäftigung und Unternehmensentwicklung der Logistik im Östlichen Ruhrgebiet. Da die Logistik in der Wirtschaftszweigsystematik nicht gesondert erhoben wird, bildete die Methode von Stefan Distel zur Analyse von Logistikleistungen auf der Basis der volkswirtschaftlichen Input-Output-Darstellung die Grundlage. Erstellung einer Synopse der Trends, Strategien und Entwicklungen in der (Handels-)Logistik.

2. Qualitative Analyse: Durchführung und Auswertung von 17 leidfadengestützten Expert/innengesprächen mit relevanten Akteuren aus Unternehmen, Gewerkschaften, Verbänden und Wirtschaftsförderungsgesellschaften sowie ihre Bewertung vor dem Hintergrund der Erkenntnisse aus der Synopse.

3.Abschlussveranstaltung: Präsentation der Projektergebnisse und Diskussion mit regionalen Akteuren sowie überregionalen Multiplikatoren.

Darstellung der Ergebnisse

Die Logistikwirtschaft hat eine hohe und wachsende Bedeutung für die Beschäftigung im Östlichen Ruhrgebiet. Aber die Arbeitsbedingungen sind kaum als nachhaltig zu bezeichnen: Zunehmender Zeitdruck, körperlich anstrengende Arbeit und gesundheitliche Risiken. Zugleich ist betriebliche Gesundheitsförderung noch immer die Ausnahme. Entsprechende Maßnahmen sind deshalb dringend erforderlich.

Die Untersuchung gibt erste Hinweise auf einen drohenden Fachkräftemangel und auf steigende Qualifizierungsanforderungen. Gleichzeitig wird Aus- und Weiterbildung in vielen Unternehmen immer noch vernachlässigt. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Unternehmensstrategien wie Outsourcing und verstärkter Einsatz von Leiharbeitnehmern verringern als reine Kostensenkungsstrategien die Qualität der Logistikleistungen, führen zu Kundenunzufriedenheit und schaffen Unsicherheit am Arbeitsplatz. Durch Diskussionen und alternative Konzepte muss Einfluss auf die Gestaltung von Leiharbeit genommen werden.

Das Östliche Ruhrgebiet verfügt über gute Voraussetzungen für einen Logistikstandort - diese Standortfaktoren gilt es gemeinschaftlich weiter zu stärken und zukunftsfähig auszubauen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Anja Scholz
DGB Deutscher Gewerkschaftsbund Index Gute Arbeit GmbH

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung