Projektbeschreibung
Kontext
In der Sozialen Arbeit sind die Fachkräfte durch die große Verantwortung und das hohe Engagement für ihr Klientel, durch tiefe Einblicke in schwierige Lebensumstände von Menschen, in biographische Brüche, Verelendungen, vernachlässigte und verwahrlose Kinder, Suchtmittelabhängigkeit, Armut und Erkrankungen in besonderer Weise gefordert. Der Balanceakt zwischen Nähe und Distanz ist zu meistern, um nicht auszubrennen und dauerhaft zu erkranken. Klienten und Anstellungsträger erwarten Engagement und professionelles Handeln, steigende Fallzahlen und Engpässe in Einrichtungen fordern zunehmend, eigene Grenzen zu weit auszudehnen. Das kann krank machen. Wer viel Feuer für den Job entwickelt, muss für ausreichend Brennstoff sorgen. Dennoch gibt es immer wieder Fachkräfte, die auch nach langjähriger Berufstätigkeit in diesem Arbeitsfeld nicht ausbrennen, die mit hohem Engagement und Elan ihren Berufsalltag meistern und dabei gesund bleiben. Woran liegt das und was ist ihr Brennstoff?
Fragestellung
Über welche Gesunderhaltungsstrategien verfügen diese Menschen? Welches Selbstbild haben sie von sich über ihre Gesunderhaltung? Über welche Ressourcen/innere Einstellungen/Bedingungen/Haltungen verfügen sie? Was befähigt diese Fachkräfte, sich auf Dauer in diesem Berufsfeld seelisch gesund zu erhalten? Und wie bewusst steuern sie dies selbst? Untersuchungsgrundlage ist Antonovskys Salutogenese: Auf welchen Faktoren gründet sich die Fähigkeit bei Menschen, auf Belastungen im Leben flexibel zu reagieren, ihnen konstruktiv zu begegnen bzw. sich wieder rasch davon erholen zu können? Antonovskys Annahme ist, dass der Gesundheits- bzw. Krankheitszustand eines Menschen wesentlich durch eine individuelle, psychologische Einflussgröße bestimmt wird, was er als Grundhaltung des Individuums gegenüber der Welt und dem eigenen Leben beschreibt. Diese Grundhaltungen sollten bei den Fachkräften herausgefiltert werden.
Untersuchungsmethoden
Die Untersuchung wurde mittels Fragebögen nach vorherigem Pretest durchgeführt. Es wurden Fachkräfte in ambulanten, stationären und teilstationären Einrichtungen öffentlicher und freier Träger befragt in den Bereichen:
Kinder- und Jugendhilfe (Jugendamt, Sozialpädagogische Familienhilfe, betreute Wohnformen, Jugendberufshilfe, Streetwork/Mobile Jugendarbeit) Familienhilfe (Allgemeiner sozialer Dienst), Behindertenhilfe, Krankenhilfe (auch stationär, Soziale Dienste), Suchtkrankenhilfe (Alkohol, Medikamente, Drogen), Sozialpsychiatrische Dienste, Beratende Tätigkeitsfelder, Frauenhaus, Altenhilfe, Erwachsenenbildung und Gemeinwesenarbeit.
Es wurden 30 Fragebögen ausgewertet. Der Fragebogen umfasst insgesamt vier Seiten und beinhaltet neben den Angaben zur Person, der Art des Arbeitsvertrags, des Anstellungsträgers, des Tätigkeitsfeldes, der Supervision und der Form des Austauschs über den Berufsalltag ausschließlich qualitativ auszufüllende Fragen, insgesamt 13 längere Rubriken.
Darstellung der Ergebnisse
Die befragten Fachkräfte verfügen über ein hohes Maß an Selbstreflexion und -bewusstheit, über diverse innere Haltungen und klare Einstellungen, die bewusst ihr Verhalten im Berufsalltag und Privatleben und damit ihre Gesunderhaltung steuern. Diese Fähigkeiten wie
- sich gut abgrenzen zu können,
- ohne schlechtes Gewissen nein zu sagen,
- abgeben, delegieren können ohne abzuschieben,
- positiv-optimistisch zu denken,
- Spaß und Freude zu empfinden, zu lachen, auch mal albern sein,
- dem Leben und dem Wirken im Berufsfeld Sozialer Arbeit einen Sinn zu geben,
- sich bei Misslingen nicht unterkriegen zu lassen,
- selbst gut um Hilfe bitten zu können, das soziale Netz zu pflegen,
- Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen und zu pflegen,
- gemeinsam mit Kollegen und Freunden zu reflektieren und sich auszutauschen,
- sich Zeit und Muße zum Nichtstun nehmen,
- Sport zu treiben und viel Bewegung sowie
- ein hohes Maß an Gelassenheit
verleihen dem Individuum eine seelische Kraft und eine innere Balance, die zur Burnoutprävention ganz wesentlich beiträgt.