Projektbeschreibung
Kontext
Ausgangspunkt dieser im Jahre 2006 durchgeführten Befragung war die Sachlage, dass in Deutschland wiederholt eine unzureichende Verbreitung betrieblicher Gesundheitsförderung beklagt wird. Vor allem für den zentralen Dienstleistungsbereich und den Versicherungs- und Bankensektor fehlten entsprechende Daten. Zudem mangelte es an einer systematischen Analyse der Wirksamkeit und der fördernden und hemmenden Bedingungen betrieblicher Gesundheitsförderung in diesen beiden Branchen. Betriebliche Gesundheitsförderung, die systematisch und umfassend durchgeführt wird, kann betriebswirtschaftlich wirksam und sinnvoll sein. Im vorliegenden Projekt sollte geklärt werden, ob sich dieser Schluss auch auf die Banken- und Versicherungsbranche übertragen lässt. Das Ziel des Projektes war es daher, Daten zum Stand, zu den Rahmenbedingungen und zur Wirksamkeit der betrieblichen Gesundheitspolitik in den Branchen Banken und Versicherungen in valider Form zu erfassen.
Fragestellung
Im Mittelpunkt der durchgeführten Untersuchung, standen die nachfolgenden Fragen:
1. Verbreitung von BGF: Werden betriebliche Gesundheitsförderungsprogramme im weitesten Sinne durchgeführt? Und wenn ja, welche Maßnahmen werden im Einzelnen praktiziert?
2. Organisation der BGF: Wie sind diese Maßnahmen in ein Betriebliches Gesundheitsmanagement eingebettet? Welche Rahmenbedingungen haben einen Einfluss auf das Ausmaß der BGF?
3. Wirksamkeit von BGF: Wie bildet sich die Wirksamkeit der betriebenen BGF in Bezug auf verschiedene organisationale Outcome-Kriterien (Krankenstand, Fluktuation, Unternehmensprozesse, Zuverlässigkeit des Unternehmens, Innovationen) ab?
Diese Untersuchung soll den Banken und Versicherungen eine qualifizierte Entwicklung ihrer Gesundheitsförderungsprogramme ermöglichen.
Untersuchungsmethoden
Im ersten Schritt wurde ein geeigneter Fragebogen entwickelt und getestet. Im Anschluss fand die Befragung statt.
Banken: Bei Banken wurden standardisierte Telefoninterviews mit den jeweiligen Experten für BGF vor Ort durchgeführt. Stichprobe: 198 Banken (Private Banken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken).
Versicherungen: Aufgrund der Empfehlungen der Unternehmensspitzen im Kölner Personalleiterkreis wurde die Befragung schriftlich durchgeführt. Stichprobe: 68 Versicherungen.
Messinstrument und statistische Auswertung: Das Messinstrument umfasst vor allem Fragen zu Eckdaten des Unternehmens, zu Art und Menge der BFG und des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM), zu betrieblichen Rahmenbedingungen und zur Wirkung der BGF. Aus diesen Items ließen sich insgesamt 9 Indizes bilden, anhand derer die Forschungshypothesen überprüft werden konnten. Die insgesamt elf Forschungshypothesen wurden anhand von deskriptiven Analysen, Korrelationen und multiplen Regressionsanalysen überprüft.
Darstellung der Ergebnisse
- Arbeitschutzgesetzlich vorgeschriebene diagnostische Maßnahmen am häufigsten und längsten (Ø ca. 10 Jahre), nicht flächendeckend. Deutlich weniger freiwillige Maßnahmen. Maßnahmen der Verhaltensprävention erreichen jeweils höchstens 50 % bei Banken bzw. 2/3 der Versicherungen (v.a. Betriebssport, Rückentraining). 18 % der Banken bieten keinerlei Maßnahmen in diesem Bereich an.
- Verhältnisprävention: Arbeitsplatz(ergonomie)gestaltung weit vorne und wird nur von regelmäßiger Durchführung systematischer Mitarbeitergespräche übertroffen. Freiwillige Maßnahmen (z.B. Rauchverbot, Ruhe- und Entspannungsräume, Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Beziehungen) vergleichsweise häufig.
- Einbindung d. BGF in bestehende Organisationsstrukturen findet häufig nicht statt.
- BGF wenig geplant, gesteuert und evaluiert.
- Positiver Zusammenhang zwischen Zahl der BGF-Maßnahmen und Grad des BGM.
- Managementaktivitäten (z.B. Personal- und Organisationsentwicklung od. QM) hängen positiv mit BGF zusammen.
- In Banken, die intensive und nachhaltige BGF betrieben haben, hat der Krankenstand der letzten drei Jahre stärker abgenommen.