Forschungsprojekt: 10 Jahre neues Steuerungsmodell

- Evaluation kommunaler Verwaltungsmodernisierung

Projektziel

Etwas mehr als zehn Jahre nach dem Beginn der Modernisierungswelle im Zeichen des Neuen Steuerungsmodells unternimmt das Projekt den Versuch einer Zwischenbilanz der Verwaltungsmodernisierung auf kommunaler Ebene. Mittels Fallstudien sowie einer bundesweiten schriftlichen Umfrage wird der Versuch einer umfassenden Evaluierung der Einführung des "Neuen Steuerungsmodells" unternommen.

Veröffentlichungen

Kuhlmann, Sabine, Jörg Bogumil und Stephan Grohs, 2008. Evaluation Administrative Modernisation in German Local Governments: Success or Failure of the "New Steering Model"?, PAR Public Administration Review, S. 851-863.

Bogumil, Jörg, 2007. Zehn Jahre Neues Steuerungsmodell: Eine Bilanz kommunaler Verwaltungsmodernisierung, Modernisierung des öffentlichen Sektors 29, Berlin: edition sigma, 342 Seiten.

Grohs, Stephan, 2007. Reform der Jugendhilfe zwischen neuer Steuerung und Professionalisierung. Eine Bilanz nach 15 Jahren Modernisierungsdiskurs, Zeitschrift für Sozialreform (ZSR), 3/2007, S. 247-274.

Bogumil, Jörg und Sabine Kuhlmann, 2006. Wirkungen lokaler Verwaltungsreform: Möglichkeiten und Probleme der Performanzevaluation, In: W. Jann, M. Röber, M. Wollmann (Hrsg.), Public Management: Grundlagen, Wirkungen, Kritik, Berlin: edition sigma, S. 349-370.

Bogumil, Jörg, Stephan Grohs und Sabine Kuhlmann, 2006. Ergebnisse und Wirkungen kommunaler Verwaltungsmodernisierung in Deutschland - Eine Evaluation nach 10 Jahren Praxiserfahrungen, In: J. Bogumil, W. Jann, F. Nullmeier (Hrsg.), Politik und Verwaltung: Sonderband 37 der Politischen Vierteljahresschrift, 37. Band, Wiesbaden: VS, S. 151-184.

Bogumil, Jörg, 2006. Administrative Modernisation and the Logic of Politics. Impact of the New Steering Model on Relations between Local Government Politics and Administration. Impact of the New Steering Model on Relations between Local Government Politics and Administration, Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften, 45(2/2006), .

Bogumil, Jörg, Stephan Grohs und Sabine Kuhlmann, 2006. Ergebnisse und Wirkungen kommunaler Verwaltungsmodernisierung in Deutschland - Eine Evaluation nach zehn Jahren Praxiserfahrung, Politik und Verwaltung - Politische Vierteljahresschrift, Sonderheft 37/2006, S. 151-184.

Projektbeschreibung

Kontext

Das Neue Steuerungsmodell (NSM) hat in den 1990er Jahren eine Welle von Modernisierungsanstrengungen in der kommunalen Verwaltungspraxis ausgelöst. Vor diesem Hintergrund ist es jedoch erstaunlich, dass mehr als zehn Jahre nach dem Beginn der Modernisierungswelle nur wenig über den tatsächlichen Umsetzungsstand und die erzielten Wirkungen des NSM in der Verwaltungspraxis bekannt ist. Zwar gibt es eine Reihe von Untersuchungen zum Umsetzungsstand in einzelnen Kommunen. Es fehlen jedoch empirisch gesättigte unabhängige Analysen in der Breite der deutschen Kommunen und insbesondere Studien zu den Wirkungen der Reformmaßnahmen auf das Verwaltungshandeln. Das Projekt zielte darauf ab, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über Voraussetzungen, Umsetzung und Wirkungen der kommunalen Verwaltungsmodernisierung zu erzielen und damit die vorhandene Evaluationslücke zum Teil zu schließen.

Fragestellung

Das Forschungsprojekt geht von der (analytischen) Unterscheidung dreier Bezugseinheiten für die Evaluierung der Verwaltungsreform aus: einem Soll-Ist-Vergleich, einem Zeit- und einem Quervergleich. Diese Bewertungsperspektiven beziehen sich bei der Untersuchung der abhängigen Variable "Reformergebnisse" auf zwei Analysedimensionen:

Untersucht wird zum einen der tatsächliche Umsetzungsstand in den Kommunen (Institutionenevaluierung): Welche organisatorischen, personellen und instrumentellen Veränderungen wurden in den Kommunen tatsächlich realisiert und wie können Unterschiede zwischen den Kommunen erklärt werden?

In einem zweiten Schritt wird nach den Reformeffekten dieser Maßnahmen auf das Verwaltungshandeln gefragt (Performanzevaluation): Führen institutionelle Änderungen wirklich zu einer Veränderung des Verwaltungshandelns (Leistungsfähigkeit, Bearbeitungsdauer, Kosteneffizienz, Qualität, Kunden- und Mitarbeiterorientierung) oder bleiben die erwünschten Wirkungen aus?

Untersuchungsmethoden

Es werden die jeweiligen Vorteile qualitativer und quantitativer Methoden genutzt. In Fallstudien wurden mehrere Kommunen mit unterschiedlichem Modernisierungsstand untersucht. Darunter sind Kommunen, die bereits Mitte der 1990er Jahre analysiert wurden, um so einen Vergleich im Zeitverlauf zu ermöglichen. Empirische Grundlage dieses Evaluationsschritts waren überwiegend halbstandardisierte Interviews und umfangreiche Dokumentenanalysen.

In einem zweiten Schritt wurden in einer bundesweiten schriftlichen Befragung alle KGSt-Mitgliedskommunen (1635) - das entspricht nahezu allen Städten, Kreisen und Gemeinden über 10.000 Einwohner - durchgeführt, um einen flächendeckenden Überblick über Stand und Wirkungen der kommunalen Verwaltungsreform zu gewinnen. Dies erlaubt, die Ergebnisse der Fallstudien in einen breiteren Kontext einzubetten.

Darstellung der Ergebnisse

Die Projektergebnisse zeichnen ein ambivalentes Bild:

In der institutionellen Dimension gibt es in den deutschen Kommunen eine breite Verwaltungsmodernisierungsbewegung. Jedoch ist keine einheitliche Entwicklung hin zum NSM zu beobachten. Die Verwirklichung von NSM-Kernelementen scheint vielfach zu stocken, sich auf "Modernisierungsinseln" zu beschränken oder sich erst durch die Intervention der Landesregierungen "von oben" weiterzubewegen. Vielfach werden auch Reformschritte wieder rückgängig gemacht.

Hinsichtlich der Performanzdimension zeigen sich Erfolge insbesondere im Bereich der Bürger- und Kundenorientierung. Auf der Inputseite werden von den kommunalen Akteuren Effizienzgewinne und Einsparungen ausgemacht. Eine intensivere Betrachtung fördert hier allerdings keinen eindeutigen Zusammenhang zum NSM zu Tage. Auf der anderen Seite sind eine Reihe von Defiziten der Verwaltungsmodernisierung zu nennen: Die Ziele hinsichtlich der politischen Steuerung der Kommune und einer verstärkten Mitarbeiterorientierung konnten kaum realisiert werden. Vielmehr ist von zunehmender Unzufriedenheit unter den Verwaltungsmitarbeitern auszugehen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Jörg Bogumil
Ruhr-Universität Bochum Fakultät für Sozialwissenschaft
LS Vergleichende Stadt- u. Regionalpolitik

Bearbeitung

Dr. Sabine Kuhlmann

Dr. Stephan Grohs
Universität Konstanz FB Politik- und Verwaltungswissenschaft

Kontakt

Dr. Stefan Lücking
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung