Projektbeschreibung
Kontext
Bisher veröffentlichte Berichte zur Situation von behinderten Menschen (beispielsweise Berichte der Bundesregierung, der einzelnen Länder, von Verbänden und Vereinen) bieten in erster Linie viele Informationen zu einschlägigen Gesetzen, Statistiken, Adressenverzeichnissen an, die aus verschiedensten Quellen, aber eben oft aus "zweiter Hand" stammen. Kaum im Blickpunkt stehen jedoch die Meinungen behinderter Menschen selbst, wie sie ihre eigene Lebenssituation einschätzen und welche persönlichen Erfahrungen sie machten.
In Verbindung mit Daten der amtlichen Statistik ermöglicht diese Herangehensweise eine zusammenführende Gesamtbewertung der sozialen Situation behinderter Menschen.
Fragestellung
Wie reflektieren behinderte Menschen die Fähigkeit der Gesellschaft, integrativ zu sein, welche Vorstellungen gibt es in Bezug auf eine Politik der "sozialen Integration", um Defizite in der Politik und der Gesellschaft zu überwinden oder zu mindern und welche Anforderungen stellen Betroffene an die Gestaltung einer spezifischen Behindertenpolitik, die o.g. Ansprüchen Rechnung trägt?
Wie verbinden sich beim Einzelnen individuelle, soziale und familiäre Entwicklungsbedingungen, wie zufrieden ist er mit seinem Leben, welche Hoffnungen und Befürchtungen beeinflussen sein Leben?
Wie sehen Behinderte ihre Chancen auf Selbstbestimmung in unserer Gesellschaft? Welche Möglichkeiten eines selbstbestimmten Lebens in den Bereichen Arbeit, Wohnen, demokratische Mitwirkung sind dem Einzelnen gegeben?
Untersuchungsmethoden
Die Untersuchung wurde mit Hilfe und Unterstützung von
1. Verbänden und Organisationen, die die Interessen Behinderter wahrnehmen,
2. Behindertenwerkstätten, Einrichtungen der Behindertenbetreuung,
3. kommunalen Verwaltungen mit Verantwortung für Behinderte
realisiert.
Das Stichprobendesign garantierte eine statistisch gesicherte Zufallsauswahl, bei der letztendlich jeder behinderte Bürger die Möglichkeit hat, in die Untersuchungspopulation einbezogen zu werden. Durch die ausdrücklich gewünschte Unterstützung von Familienangehörigen, von Sozialarbeitern oder Krankenschwestern - die mit den Auffassungen der befragten Personen und ihrer Lebenswelt vertraut sind - können auch seh- und hörgeschädigte oder Menschen mit geistiger Behinderung ihre Meinung einbringen.
Darstellung der Ergebnisse
Es ist Anliegen des Reports, die Normalität der Lebensverhältnisse und ihre subjektive Reflexion durch behinderte Menschen einerseits als auch Ungleichheiten, Benachteiligungen oder Ausgrenzungen andererseits, darzustellen. In einer Gesellschaft der Pluralisierung von Lebensstilen und eines ansteigenden Individualismus, erfolgt eine zunehmende Differenzierung von Lebenslagen, die sowohl durch allgemeine Differenzierungsmerkmale gekennzeichnet ist - Arbeit, Einkommen, Wohnen, Familiensituation u. a. - als auch für behinderte Menschen zur Spezifizierung von Lebenslagen führt. In der Mehrheit der Lebensbereiche sind Behinderungsart und -dauer die Lebensverhältnisse beeinflussender, aber soziale Ungleichheiten nicht von vornherein und nicht alleinig bestimmende und prägende Faktoren.