Forschungsprojekt: Ostdeutsche Metallindustrie in der Globalisierung

Die ostdeutsche Metallverarbeitende Industrie in der Globalisierung - Wie können dauerhafte Entwicklungspfade unter widrigen Bedingungen aussehen?

Projektziel

Während die Betrachtung der sozioökonomischen Entwicklung Ostdeutschlands zumeist durch die Suche nach Anpassungsfortschritten und -defiziten geprägt ist, fragt das Projekt am Beispiel ostdeutscher Erfolgsunternehmen nach spezifischen, Erfolg ermöglichenden Faktoren des ostdeutschen Umfeldes und versucht, die Nachhaltigkeit der darauf gründenden Unternehmensstrategien abzuschätzen.

Veröffentlichungen

Beck, Stefan, 2006. Die ostdeutsche Industrie auf eigenen Pfaden?, In: Buss, Klaus-Peter; Wittke, Volker (Hrsg.), Die andere Seite industrieller Entwicklung in Ostdeutschland: Erfolgreiche Unternehmensstrategien und ihre soziale Einbettung, Göttingen; Kassel, S. 91-109.

Projektbeschreibung

Kontext

Mehr und mehr wird heute deutlich, dass die Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft durch die Herausbildung originärer Faktoren geprägt ist. Zugleich bleibt die industrielle Basis im Osten fragil, und die mittlerweile verbreitete Feststellung einer Nicht-Angleichung an Westdeutschland hebt weniger auf Chancen, denn auf die Defizite des bisherigen wirtschaftlichen und sozialen Wandels in Ostdeutschland ab. Das Projekt geht demgegenüber davon aus, dass die ostdeutschen Kontextbedingungen für eine dauerhaft erfolgreiche industrielle Reorganisation ambivalenter sind als die Debatte dies häufig unterstellt und fragt danach, wie unter den widrigen und sich teils absehbar verschlechternden Rahmenbedingungen dauerhafte Entwicklungspfade für die ostdeutsche Industrie aussehen könnten.

Fragestellung

Das Projekt verfolgte eine doppelte Fragestellung. Im Zentrum des Göttinger Teilprojektes standen Fallstudien in erfolgreichen Unternehmen der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie. Hier wurde der Frage nachgegangen, mit welchen Geschäftsstrategien die Unternehmen die betrieblichen Anforderungen des Transformationsprozesses bewältigt haben, inwieweit sie sich hierbei positiv auf die spezifischen Gegebenheiten des ostdeutschen Umfeldes beziehen und wie sich in zentralen Aspekten (Qualifikationsversorgung, industrielle Beziehungen) die institutionelle Einbettung der Unternehmen darstellt. Davon ausgehend, dass die 90er Jahre für die Entwicklung von Unternehmen in Ostdeutschland in vielerlei Hinsicht eine Sonderkonstellation darstellen, fragte das Kasseler Teilprojekt nach absehbaren Veränderungen in den Rahmenbedingungen (Wirtschaftsförderung, Finanzierungsbedingungen für KMU, Entwicklungstrends der untersuchten Branchen) und ihren Auswirkungen auf die Unternehmen.

Untersuchungsmethoden

- Betriebsfallstudien (Expertengespräche in den Untersuchungsbetrieben, Betriebsbegehungen, Hintergrundrecherchen),

- Expertengespräche zur Erhebung des institutionellen Umfeldes der Betriebe sowie bei Gewerkschaften, Verbänden, Regionalentwicklungsagenturen, Innovationsnetzwerken, Ministerien, EU-Kommission

- Expertenworkshops,

- Auswertung vorliegender kommerzieller und wissenschaftlicher Studien zur Entwicklung der Förderpolitik und zur Entwicklung in den betrachteten Teilbranchen,

- Auswertung der wissenschaftlichen Literatur.

Darstellung der Ergebnisse

- Die Erfolgsstrategien der untersuchten Unternehmen beruhen ganz wesentlich auf der Nutzung ostdeutscher industrieller Kompetenzen und Ressourcen sowie spezifischer ostdeutscher Standortvorteile gegenüber ihrer westdeutschen Konkurrenz.

- Charakteristisch ist insbesondere eine hohe Orientierung auf qualifizierte Facharbeit bei gleichzeitiger Nutzung ostdeutscher Lohnkostenvorteile, die durch die spezifische institutionelle Einbettung der Unternehmen abgesichert werden.

- Die besonderen Rahmenbedingungen der industriellen Entwicklung Ostdeutschlands erweisen sich als stabiler, als dies noch zu Projektbeginn absehbar war: Die Wirtschaftsförderung wird absehbar nicht so drastisch absinken, wie dies noch vor wenigen Jahren befürchtet wurde. Von neuen Industriestandorten in Mittelosteuropa und Asien geht keine akute Gefährdung für die Erfolgsstrategien aus. Die Entwicklung der untersuchten Teilbranchen bietet den Unternehmen weitere, allerdings anforderungsvolle Marktchancen.

- Zugleich liegen in dem den Erfolgsstrategien zugrunde liegenden Entwicklungsmuster aber auch wichtige Limitationen für die weitere industrielle Entwicklung Ostdeutschlands begründet.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Christoph Scherrer
Universität Kassel ICDD

Bearbeitung

Stefan Beck
Universität Kassel Fachbereich 5 Gesellschaftswissenschaften

Dr. Klaus-Peter Buss
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. an der Georg-August-Universität

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung