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Tarifbilanz des WSI-Tarifarchivs: Unter Corona-Bedingungen: Tariflöhne steigen 2020 durchschnittlich um 2,0 Prozent, Tarifvereinbarungen sichern Beschäftigung und höheres Kurzarbeitergeld

15.12.2020

Die Tariflöhne in Deutschland steigen im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 2,0 Prozent (siehe auch Abbildung 1 in der pdf-Version dieser PM; Link unten). Dies ergibt sich aus der vorläufigen Jahresbilanz des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Angesicht des sehr niedrigen durchschnittlichen Anstiegs der Verbraucherpreise von voraussichtlich nur 0,6 Prozent kommt es so auch 2020 zu einem Reallohnzuwachs von voraussichtlich 1,4 Prozent. Zudem wurden zahlreiche tarifliche Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung in der Corona-Krise sowie zur Aufstockung des gesetzlichen Kurzarbeitergeldes abgeschlossen. „In Zeiten der Corona-Pandemie leistet die Tarifpolitik damit einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Lohneinkommen, der sich positiv auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung auswirkt“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten.

Angesicht des starken wirtschaftlichen Einbruchs in vielen Branchen liegen die nominalen Tariferhöhungen 2020 allerdings deutlich unterhalb der Vorjahre (siehe auch Abbildung 2 in der pdf-Version). Berücksichtigt man nur die Neuabschlüsse aus dem Jahr 2020, so fallen die Lohnzuwächse mit 1,5 Prozent spürbar niedriger aus. Die bereits in den Vorjahren vereinbarten längerfristigen Lohnabschlüsse schlagen 2020 hingegen mit einer Erhöhung von 2,6 Prozent zu Buche.

Auch unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie fanden 2020 in zahlreichen Branchen Tarifauseinandersetzungen statt (siehe auch Übersicht 1). Insgesamt erhielten 2020 knapp 18,6 Millionen Beschäftigte Tariferhöhungen. Für rund 9,8 Millionen wurden 2020 Neuabschlüsse getätigt, während etwa 8,8 Millionen von mehrjährigen Tarifabschlüssen aus den Vorjahren profitieren.

„Die Tarifrunde 2020“, so das Fazit von Schulten „hat einmal mehr gezeigt, dass das deutsche Tarifvertragssystem in seinem Kern auch unter Krisenbedingungen funktioniert und in der Lage ist, adäquate Abschlüsse zu erzielen.“ In der kommenden Tarifrunde 2021 stehen wieder wichtige Tarifauseinandersetzungen auf der Tagesordnung. „Hierbei werfen insbesondere die Verhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie bereits heute ihre Schatten voraus“, sagt Schulten. „Im Kern wird es hierbei neben der Sicherung von Einkommen vor allem um den Erhalt von Beschäftigung gehen. Die Gewerkschaft IG Metall hat darauf mit einer differenzierten Forderung reagiert.“

Weitere Informationen:

Die Pressemitteilung mit Grafiken und Tabelle (pdf)


Kontakt:

Prof. Dr. Thorsten Schulten
Leiter WSI-Tarifarchiv
 

Rainer Jung
Leiter Pressestelle

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