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„Maria-Weber-Grant“ erstmalig verliehen: Hans-Böckler-Stiftung fördert herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

03.05.2018

Die Hans-Böckler-Stiftung unterstützt mit neuen Fördermitteln herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Universitäten bei ihrer Forscherkarriere. Die jetzt erstmalig verliehenen „Maria-Weber-Grants“ geben vier Hochschulbeschäftigten die Möglichkeit, sich für einige Zeit stark auf ihre Forschungsarbeit zu konzentrieren. Die Grants dienen dazu, für ein bis zwei Semester eine Teilvertretung für die Lehrverpflichtungen der Geförderten zu finanzieren. Dafür wendet das Begabtenförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes in diesem Jahr 120.000 Euro auf. Maria-Weber-Grants werden künftig jährlich ausgeschrieben und richten sich an Habilitanden, Juniorprofessorinnen und -professoren. Maria Weber war eine deutsche Gewerkschafterin, die sich stark für Bildungsgerechtigkeit engagiert hat. Von 1972 bis 1982 war sie stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

Sie durchlaufen die Rush-Hour des akademischen Lebens: Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Post-Doc-Phase müssen forschen und viel publizieren, sie sind sehr stark in die Lehre eingebunden, übernehmen Verwaltungsarbeit, sollen sich auf Konferenzen vernetzen und müssen dabei immer den akademischen Arbeitsmarkt im Blick halten. All das unter enormem Zeitdruck: Mehr als 80 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren nach einer Erhebung des Wissenschaftsrats von 2014 befristet beschäftigt.

„Wir schenken mit dem Maria-Weber-Grant Zeit, damit exzellente junge Forscherinnen und Forscher sich in einer entscheidenden Phase profilieren und damit ihre Chancen auf eine dauerhafte Karriere im Wissenschaftsbetrieb verbessern können“, sagt Michael Guggemos, Geschäftsführer der Hans-Böckler-Stiftung. „Es geht uns nicht darum, Forschung gegen Lehre auszuspielen. Im Gegenteil: Die Lehrtätigkeit ist ein unverzichtbares Mittel zur Strukturierung und Verbreitung von Wissen und daher sehr wertvoll für Lehrende und Studierende. An den Bewerbungen zum Grant haben wir gesehen, dass sich Postdocs und Juniorprofessoren besonders für eine gute Lehre stark machen, sich methodisch fortbilden und sich zeitlich stark engagieren. Die chronische Unterfinanzierung deutscher Hochschulen verhindert jedoch bislang, dass die Aufgaben in der Lehre besser und vor allem auf Dauerstellen verteilt werden können. Die hohen Lehrdeputate stehen somit im Kontrast zur dringend benötigten Zeit für Forschung und Publikationen in der Qualifikationsphase. Die Gewerkschaften machen sich seit langem dafür stark das zu ändern, und in den vergangenen Jahren wurden Fortschritte erreicht. Trotzdem sehen wir vorläufig noch einen großen Bedarf an Initiativen wie unserer.“

Die ersten vier Preisträgerinnen und Preisträger kommen aus ganz unterschiedlichen Fachdisziplinen. Gemeinsam haben sie, dass sie sich nicht nur mit sehr interessanten Forschungsinhalten beworben haben, sondern durch eine besondere Qualität ihrer Arbeit überzeugen konnten. Juniorprofessoren, die sich auf den Grant bewerben, müssen bereits eine positive Zwischenevaluation durchlaufen haben. Die Habilitanden müssen ein fachliches Gutachten beilegen, zusätzlich wird durch die Hans-Böckler-Stiftung ein Peer-Review Verfahren durchgeführt.

Die Geförderten 2018 sind:
(ausführlichere Porträts in unserem pdf-Dossier; Link unten):

Dr. Mona Motakef. Die Soziologin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihr Forschungsschwerpunkt: Soziologie der Erwerbs- und Reproduktionsarbeit, Geschlechterforschung. Aktuell: Die Wechselwirkung zwischen prekärer Beschäftigung und Paarbeziehungen. Daraus ergeben sich hoch spannende Fragen, erklärt die Forscherin. Etwa: „Wenn eine prekäre Beschäftigung mit Anerkennungsdefiziten einhergeht, kann etwa Liebesanerkennung aus einer Paarbeziehung mögliche Anerkennungsdefizite abfedern?“

Dr. Julia Trinkert ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Sie forscht zur nordeuropäischen Kunstgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit. In ihrem Habilitationsprojekt befasst sie sich mit erstaunlich aktuellen Fragen, indem sie anhand von Kunstgeschmack und Statussymbolen die Selbstdarstellung von Menschen untersucht, die aus südlicheren Gefilden nach Nordeuropa kamen und dort einen gesellschaftlichen Aufstieg schafften.

Prof. Dr. Daniel Bellingradt ist Juniorprofessor für Buchwissenschaft, insbesondere historische Kommunikationsforschung, an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Sein aktueller Forschungsschwerpunkt: Die materielle Basis und die oligopolistische Struktur der bislang wohl größten „Medienrevolution“ der Geschichte. Daniel Bellingradt forscht zum Papierhandel in Amsterdam, der im 17. und 18. Jahrhundert wesentlich steuerte, ob in Europa Druckerzeugnisse erscheinen und Verwaltungen arbeiten konnten.

Dr. Erik Plauschinn. Der Physiker arbeitet am Arnold Sommerfeld Center der Ludwig-Maximilians-Universität München. Bei seiner Forschung geht es ums ganz große Ganze: die Stringtheorie. „Stringtheorie beschreibt alle uns bekannten Kräfte im Universum vereinheitlicht“, erklärt er. „Das ist notwendig, um zum Beispiel Schwarze Löcher oder die Entstehung unseres Universums zu verstehen.“

Hintergrundinformation zum Grant: Jeder Trägerin/jedem Träger des Grants werden pauschal 20.000 Euro pro Semester gewährt, um eine personelle Unterstützung bei den Lehrverpflichtungen einzurichten. Dafür ist durch die Universität mindestens eine halbe Stelle einzurichten, die nach der Tarifstufe E13 bezahlt wird.

Weitere Informationen:

Mehr zu den Ausschreibungsbedingungen auf der letzten Seite unseres Dossiers. (pdf)

Kontakt

Dr. Silke Tönsjost
Abteilung Studienförderung

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
 

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