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Eric Daum Magazin Mitbestimmung

: Wir bestimmen mit

Ausgabe 04/2020

Eric Daum, Aufsichtsrat bei der Deutschen Telekom Service GmbH. Von Susanne Kailitz

Jeder kennt die Deutsche Telekom. Aber nur wenige Menschen sind mit dem Unternehmen so vertraut wie Eric Daum. Seit 31 Jahren arbeitet er für den Konzern, hat schwierige und gute Zeiten erlebt. Schon sein Vater hat für das Unternehmen gearbeitet, das 1995 aus der Deutschen Bundespost entstand und heute mit mehr als 200 000 Beschäftigten Europas größtes Telekommunikationsunternehmen ist.

Für viele von ihnen hat Daum in den vergangenen Jahren Gutes bewirkt. Verdi-Mitglied ist er seit dem ersten Tag seiner Ausbildung zum Kommunikationselektroniker. 1996 wurde er gefragt, ob er sich auch die Arbeit als Betriebsrat vorstellen könne. Daum konnte: Seit 2010 ist er Mitglied des Konzernbetriebsrats und sitzt als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der für Kundendienst und Vertrieb zuständigen Konzerntochter Deutsche Telekom Service GmbH.

Der 48-Jährige hat seither viele Auseinandersetzungen geführt. Fast 13 Wochen streikte die Belegschaft etwa 2007, als der Vorstand viele Beschäftigte zu schlechteren Konditionen in Servicegesellschaften ausgliedern wollte. Am Ende einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft. Aber es war für Verdi eine bittere Einigung: Zwar verzichtete die Telekom auf Kündigungen und die Beschäftigten behielten ihr Einkommen. Allerdings mussten sie von da an für das gleiche Geld länger arbeiten. Auch in den Jahren 2008 und 2009 führte die Gewerkschaft harte Auseinandersetzungen um die Schließung von Standorten – der Wandel des früheren Staatsunternehmens hin zu einer Aktiengesellschaft, die den Interessen ihrer Anleger verpflichtet ist, hat den Gewerkschaftern immer wieder einiges abverlangt. Daum ist stolz auf viele Erfolge, die er dabei gemeinsam mit seinen Mitstreitern errungen hat. So konnten sie die Auslagerung vieler Servicemitarbeiter in Callcenter über eine „Bündelung der Kräfte auf der Arbeitnehmerbank“ verhindern: „Jetzt werden maximal 20 Prozent des Volumens nach draußen gegeben, davon geht der kleinere Teil in den europäischen Bereich.“ So sei die Mitbestimmung gewahrt worden.

Auch für das Unternehmen zahle es sich aus, dass die Servicebeschäftigten Teil der Telekom bleiben: „Die machen für uns komplexe Beratung, die für die Außenwirkung des Unternehmens enorm wichtig ist. Wir sind auf deren Loyalität und Qualität angewiesen.“ Daum erinnert sich noch gut an Zeiten, in denen alle über den Service der Telekom geflucht hätten. Inzwischen bekomme der Service von den einschlägigen Magazinen und Portalen regelmäßig Bestnoten – und auch der Konzern sieht, wie wichtig ein guter Service ist. Er mache oft den Unterschied. „Andere Anbieter haben auch gute Netze, und wenn wir ein besonders attraktives Angebot auflegen, ziehen sie innerhalb einer Woche nach. Punkten können wir bei der Betreuung der Kunden, das sage ich wirklich mit Stolz.“

Stolz ist Daum auch darauf, was das Unternehmen in der Corona-Krise möglich gemacht hat: Innerhalb von weniger als zwei Wochen konnten fast 16 000 Kundenberater ins Homeoffice gehen. Das funktioniere so gut, dass Beschäftigte und Arbeitgeber nun über eine dauerhafte Lösung verhandeln. „Wir haben ja jetzt den Beweis, dass der Betrieb auch im Homeoffice läuft.“ Für sich selbst hofft Daum, der momentan nicht nur Betriebsrat, sondern „auch Lehrer, Koch und Hausmeister“ ist, allerdings, dass nicht alle Neuerungen aus der Krise bleiben. „Ich vermisse das Reisen schon sehr.“

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