zurück
Steile Lernkurve Magazin Mitbestimmung

Corona: Steile Lernkurve

Ausgabe 02/2021

Im Eiltempo musste die Stiftung lernen, in der Pandemie zu funktionieren und für die Allgemeinheit da zu sein. Fünf Beschäftigte erzählen, wie Videochats schnell zum Alltag wurden, was sie vermissen – und was besser läuft als vor der Krise.

Rene Siepen, Veranstaltungsmanagement: „Seit März 2020 verzichten wir wegen der Pandemie auf Präsenzveranstaltungen. Damals war ich gerade auf dem Weg nach Koblenz, als per Telefon die Absage der Konferenz kam. Mittlerweile haben wir auf digitale Alternativen umgestellt. Ich bin sehr technikaffin, das ist ein Vorteil. Unser Bestreben ist es, alle Teilnehmer mitzunehmen und notfalls zu helfen. Damit die Böckler-Konferenz für Aufsichtsräte 2020 stattfinden konnte, haben wir ein Fernsehstudio aufgebaut und alles per Livestream übertragen. Mittlerweile meistern wir Veranstaltungen mit 450 Teilnehmern komplett über Videokonferenz-Software. Es gibt digitale Pausenräume und ein Yoga-Angebot. Wir versenden dazu meist kleine Präsente per Post: Kuchen einer lokalen Bäckerei oder Sekt. Das kommt extrem gut an.“

Barbara Fulda, Leitung des Förderbereichs „Erwerbsarbeit – Qualifizierung – Soziale Sicherung“: „Die Pandemie hat das Forschungsdesign mancher Projekte über den Haufen geworfen. Qualitative Interviews konnten nicht mehr in Präsenz geführt werden, auch Befragungen wurden schwieriger. Wir haben mit unseren Projektnehmern beraten, wie sie ihre Forschung fortsetzen können. Manchmal half der Einsatz einer Software zur virtuellen Befragung. Andere konnten eine spätere Phase des Projekts vorziehen und Befragungen in den kommenden Sommer verlegen in der Hoffnung, dass sie dann wieder möglich sein werden. Aber auch Inhalte haben sich teilweise durch die Pandemie verändert. Bei allen Projekten rund um Arbeitszeit bekam mobile Arbeit plötzlich ein viel größeres Gewicht.“

Daniel Hlava, Hugo Sinzheimer Institut für Arbeits- und Sozialrecht (HSI): „Neu war auch bei uns der schnell zunehmende Einsatz von Videokonferenzen als neue Form der Teambesprechungen und auch für Veranstaltungen. Ein Vorteil ist die Zeitersparnis: Die Anfahrtswege fallen weg. Mit einem Onlineangebot können noch mehr Menschen erreicht werden. Was man dagegen vermisst, sind gemeinsame Mittagessen, der informelle kollegiale Austausch, der sich nicht einfach ersetzen lässt. Bei einer Videokonferenz ist es zudem schwerer, die Stimmung im Raum zu erspüren. Schließlich muss man darauf achten, dass sich nicht eine Videokonferenz an die andere reiht, sondern dass es auch Digitalpausen gibt. Insgesamt lässt sich die eigene Zeit aber flexibler einsetzen. Ich gehe davon aus, dass von den positiven Erfahrungen auch welche in die Post-Corona-Zeit übertragbar sind.“

Sarah Winter, Studienförderung, Referat Bewerberauswahl: „Unsere Auswahlgespräche für Stipendien haben bisher alle persönlich in Düsseldorf stattgefunden. Das geht nun nicht mehr. Wir haben den gesamten Prozess über Microsoft Teams organisiert und erst einmal in unserer Abteilung einen Vormittag lang mit verteilten Rollen geübt, wie so etwas gehen kann. In der Praxis hat es dann sehr gut geklappt. Wir haben positive Rückmeldungen erhalten. Die Voraussetzung ist, dass ausreichend Probeläufe stattfinden und alle mit der Technik vertraut sind. Das ging erstaunlich schnell. Eines ist schon klar: Die Möglichkeit, online ein Bewerbungsgespräch für ein Stipendium zu absolvieren, soll auch nach der Coronapandemie bestehen bleiben. Es kann ja immer sein, dass jemand sehr weit weg wohnt oder dass ein Termin sehr ungünstig liegt. Wir wollen uns für die Zukunft hybrid aufstellen. Die Möglichkeit, sich persönlich vorzustellen, soll es weiter geben. Ich möchte auch die persönlichen Auswahlausschusstreffen nicht missen.“

Svenja Gönnemann, Forschungsreferentin am Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.): „Unsere Seminare für Aufsichtsräte und unsere Böckler-Konferenz waren für viele Teilnehmer echte Highlights – wegen der Inhalte, aber auch wegen des informellen Austauschs. Zwar meldeten sich zu den Onlineveranstaltungen mehr Teilnehmer an, aber der Austausch untereinander fehlt. Vor der Pandemie haben wir unsere Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen besucht und beraten. Auch das haben wir auf online umgestellt. Die Themen, die jetzt stärker nachgefragt werden, haben sich übrigens auch verändert. Die Betriebs- und Personalräte brauchen jetzt häufiger bei Fragen zu Homeoffice sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz Unterstützung, die Aufsichtsräte dagegen stärker bei Fragen zu Aufsichtsratswahlen sowie zu Themen wie Strategiewechsel und Restrukturierungen. Wir bieten ihnen auch über unser Mitbestimmungsportal, über Twitter, Instagram und die Institutsseite weiterführende Hilfen und Informationen an.“

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen